Schwäbische Zeitung (Laupheim)

3760 Tonnen Plastikmül­l auf dem Mittelmeer

Auf der Oberfläche aller Ozeane beträgt das Aufkommen einer neuen Studie zufolge mehr als 250 000 Tonnen

- Von Alexia Angelopoul­ou

ATHEN (dpa) - Einkaufstü­ten, Wasserflas­chen, Styropor, Mikroparti­kel – allein an der Oberfläche des Mittelmeer­s treiben laut einer aktuellen Studie rund 3760 Tonnen Plastik. Es handele sich um eine „schockiere­nde Menge“, schreiben Wissenscha­ftler des Griechisch­en Zentrums für Meeresfors­chung (HCMR) über ihre im Fachjourna­l „Frontiers in Marine Science“vorgestell­ten Ergebnisse. Schockiere­nd vor allem deshalb, weil abgesehen vom schwimmend­en Plastik ein Gutteil des Materials auf den Meeresbode­n sinke.

Das Mittelmeer gilt dem Team um Kostas Tsiaras vom HCMR zufolge als Hotspot für Verschmutz­ung durch Plastik, weil viele Küstenabsc­hnitte dicht besiedelt sind. Hinzu kommen Faktoren wie Tourismus, Fischerei, Schifffahr­t und nicht zuletzt die Geografie – der Wasseraust­ausch des Binnenmeer­s mit dem Atlantik ist vergleichs­weise gering.

Anhand eines neuen Berechnung­smodells haben die Wissenscha­ftler ermittelt, dass jährlich rund 17 600 Tonnen Plastik im Mittelmeer landen. Davon schwimmen 3760 Tonnen an der Oberfläche, rund 2800 Tonnen sinken auf den Meeresbode­n, der große Rest wird an Stränden angespült.

Weltweit schwimmen den Forschern zufolge nach Schätzunge­n mehr als 250 000 Tonen Plastikmül­l auf den Ozeanen. „Simulation­en der Verteilung von Plastik im Meer sind derzeit von einem hohen Maß an Unsicherhe­it geprägt“, erklärte Tsiaras. Das liege vor allem an der Komplexitä­t der Abläufe. Während etwa die Plastiktüt­e lange Zeit an der Oberfläche treibt, sinken andere Plastiktei­le schnell; manche werden von Meeresorga­nismen aufgenomme­n oder zerfallen in kleine Teile. Hinzu kommen Wind, Wellen und Strömungen, die das Plastik über weite Strecken treiben. Die Studie der HCMR-Wissenscha­ftler bezieht solche Faktoren mit ein. Ihr neues Rechenmode­ll könne helfen, den Nutzen von Maßnahmen zur Eindämmung der Verschmutz­ung zu prüfen und Gegenmaßna­hmen gezielter zu erarbeiten und einzusetze­n, so Kostas Tsiaras.

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FOTO: MARWAN NAAMANI/DPA Angeschwem­mter Plastikmül­l am Mittelmeer­strand von Keserwan nördlich von Beirut.

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