Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die richtige Temperatur und ein besseres Raumklima

Kosten zu sparen ist angesichts steigender Preise wichtig, doch es geht um mehr – Die wichtigste­n Heiztipps zum Saisonstar­t

- Von Simone Andrea Mayer

BERLIN (dpa) - Geht es Ihnen im Winter auch so: Mal ist es zu warm im Raum, mal zu kalt, mal zu feucht, mal zu trocken. Gefühlt bekommt man nie die richtige Heiztemper­atur und auch noch ein angenehmes Raumklima hin. Zum Teil verheizt man bares Geld – besonders ärgerlich in Zeiten hoher Energiekos­ten. Wie also holen wir das Beste aus der Heizungsan­lage heraus? Fragen und Antworten.

Warum fühlt es sich manchmal kälter an, als es sein sollte?

Wer kennt das nicht: Die Heizung ist auf 23 Grad eingestell­t, aber die gefühlte Temperatur liegt weit darunter? Unter Umständen ist das tatsächlic­h so. Denn: Zum Beispiel Gardinen über und Möbel vor den Heizkörper­n behindern die Wärmeabgab­e an die Raumluft, so die Initiative Wärme+, ein Zusammensc­hluss von Heizungshe­rstellern und Branchenve­rbänden. Und wenn dann noch die Thermostat­ventile verdeckt sind, können sie die Raumtemper­atur nicht richtig erfassen. Folglich regulieren sie die Wärmeabgab­e falsch.

Eine andere Erklärung ist laut Umweltbund­esamt die individuel­le Behaglichk­eitstemper­atur. Je näher die eigene Körpertemp­eratur der Temperatur der Raumfläche­n ist, desto wohler fühlt sich ein Mensch in dieser Umgebung. Daher fühle man sich im Winter etwa an einem kalten Fenster schnell unbehaglic­h. Je schlechter isoliert ein Gebäude ist, desto stärker hat man daher das Gefühl, man muss die Heizung mehr aufdrehen. Und dann kann natürlich noch das persönlich­e Empfinden, was warm ist, dazukommen.

Weshalb wird es nicht schneller warm?

Sie kommen frierend in kalte Räume nach Hause und drehen den mechanisch­en Thermostat voll auf, damit es schneller warm wird? Das funktionie­rt leider nicht. Denn mit dem Thermostat regelt man nur, welche Endtempera­tur der Raum erreichen soll. Am Heiztempo ändert das nichts. Das heißt: Wer den Thermostat auf fünf stellt, wartet genauso lange, bis der Raum warm ist, wie mit der Stufe drei. Mit diesem voll aufgedreht­en Temperatur­regler verbraucht man unter Umständen aber mehr Heizkosten. Denn wenn man nicht rechtzeiti­g zurückdreh­t, wird der Raum nach Angaben der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t co2online überheizt.

Wer sich rund 20 Grad Raumtemper­atur wünscht, sollte an mechanisch­en Thermostat­en die Stufe drei wählen. Die Stufe vier kann rund 24 Grad ergeben, fünf tropische 28 Grad. Wer elektronis­che und vernetzte Thermostat­e hat, hat es hier einfacher: Mit ihren digitalen Anzeigen

lassen sich die Raumtemper­aturen direkt regulieren und kontrollie­ren. Können sie auch noch über eine Zeitschalt­uhr oder sogar aus der Ferne per App auf dem Smartphone gesteuert werden, kann man die Heizung rechtzeiti­g vor dem Heimkommen hochfahren lassen.

Wie bekomme ich zu viel Wärme aus dem Raum, ohne sie ins Freie wegzulüfte­n?

Diese Frage liegt nahe: Heizen ist teuer und man will ja kein Geld zum Fenster hinauswerf­en. Aber Lüften ist dann doch die beste Lösung, will man auf Dauer keine Schimmelbi­ldung

riskieren. Die Alternativ­e wäre ja, die warme Luft aus einem Zimmer über eine geöffnete Tür in das kühlere Nebenzimme­r oder den Flur zu leiten. Diese warme Luft transporti­ert laut Umweltbund­esamt aber mehr Feuchtigke­it als kühle. Trifft sie im Nebenzimme­r auf kalte Wände, kondensier­t sie daran. Der Putz oder die Tapete werden durchfeuch­tet und das kann Schimmel fördern. Daher sollte man bei stark unterschie­dlich warmen Räumen die Türen geschlosse­n halten.

Übrigens: Meist braucht man gar nicht so hohe Temperatur­en im Raum, um sich wohlzufühl­en. So empfiehlt Wärme+ tagsüber nur rund 20 Grad in den Wohnräumen. Das Umweltbund­esamt rät für die Küche – in der durch das Kochen eh Wärme produziert wird – nur zu 18 Grad, im Schlafzimm­er zu 17 Grad. Und mit einer niedrigen Temperatur lässt sich auch sparen: Je Grad mehr steigen die Heizkosten im Schnitt um rund sechs Prozent.

Muss man an richtig kalten Tagen wirklich lüften?

Ja, denn es geht hier an sich nicht um die Temperatur, sondern um das Absenken der Luftfeucht­igkeit. Wie bereits erwähnt: Die aufgeheizt­e Luft trägt davon besonders viel mit sich, was Schimmelbi­ldung fördern kann.

Man muss an bitterkalt­en Tagen aber nicht ständig das Fenster aufreißen, sondern kann auf einen ansteigend­en Feuchtewer­t in der Luft reagieren. Wärme+ rät, dass diese optimalerw­eise bei 40 bis 60 Prozent im Raum liegt. Ein Hygrometer misst diesen Wert. Diese Messgeräte gibt es etwa günstig im Baumarkt.

Weshalb bildet sich Kondenswas­ser am Fenster?

Ist die Luftfeucht­igkeit zu hoch und trifft sie auf kalte Flächen in einem Raum – was Fenster ja gern sind – kondensier­t sie daran. Geschieht das etwa an einer Scheibe, beträgt die Luftfeucht­igkeit in dem Mikroklima direkt dort bereits 100 Prozent, selbst wenn im restlichen Raum beziehungs­weise dort, wo das Hygrometer steht, der Wert noch in Ordnung ist. Die Feuchtigke­it entsteht bei täglichen Tätigkeite­n wie Duschen, Kochen, Waschen, Wäschetroc­knen – oder einfach nur durch unseren Atem. Auch Pflanzen oder ein Aquarium verdunsten Wasser.

Im schlimmste­n Fall bildet sich durch das Kondenswas­ser Schimmel, da der Wasserfilm ein optimaler Nährboden für die Sporen ist. Besonders anfällig dafür sind die Ecken der Räume, Nischen und der Bereich rund um das Fenster, aber auch hinter Möbelstück­en direkt an der Außenwand kann es dazu kommen.

Warum ist die Luft oft so trocken? Auch das Problem zu trockener Luft gibt es im Winter häufig, denn durch das Heizen an sich sinkt die relative Luftfeucht­igkeit in den Innenräume­n. Neben Reizungen der Haut und der Schleimhäu­te fördert das Erkältungs­und Atemwegser­krankungen. Auch Kopfschmer­zen können durch zu trockene Luft entstehen. Dagegen helfen Schälchen mit Wasser oder kleine Luftbefeuc­htungsgerä­te im Raum. Allerdings sollte man die Geräte nicht unkontroll­iert Wasser im Raum verteilen lassen, denn sonst hat man wieder das Problem mit dem Kondenswas­ser und der Schimmelbi­ldung. Auch hier hilft ein Hygrometer bei der Einschätzu­ng.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Zu kalt in der Wohnung? Dann nicht den Thermostat voll aufdrehen, sondern die gewünschte Endtempera­tur einstellen.

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