Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Vandalismus: Berblinger-Turm wird jetzt überwacht
Der Turm kommt sehr gut an – Manche spielen aber mit ihrem und dem Leben anderer Menschen
ULM - Es geht nicht darum, Menschen zu überwachen, versichern Milica Jeremic und Boris Spegel vom Gebäudemanagement der Stadt Ulm; man habe gehofft, ohne Überwachung des Berblinger-Turms auszukommen. Dass mittlerweile zwei Überwachungskameras bestellt wurden, und dass sie demnächst den Berblinger-Turm ab der Schranke an der Treppe überwachen, war nötig, um Missbrauch des beliebten Bauwerkes zu verhindern.
Ab der Schranke ist der Turm Privatgrund der Stadt Ulm und darf überwacht werden, der öffentliche Raum davor wird von den Kameras nicht erfasst werden. Datenschutzrechtlich ist der Einsatz der Kameras abgesichert.
Am Berblinger-Turm in Ulm werden Kameras installiert.
Der 300 000. Besucher auf dem Berblinger-Turm wird noch in diesem Jahr erwartet. Die Adlerbastei und das luftige Bauwerk, das sich schräg Richtung Donau neigt und das an den gescheiterten Flugversuch des Erfinders und Flugpioniers Albrecht Ludwig Berblinger an dieser Stelle erinnert, hat sich von einem ziemlich unbelebten zu einem der beliebtesten Orte Ulms gemausert.
Ein Problem aber sind feiernde Gruppen auf dem Turm: Man freue sich, wenn Hochzeitsgesellschaften den Turm für ganz besondere Fotos des Brautpaares nutzen oder wenn Paare an einem romantischen Abend auf den Turm steigen, erklären Spegel und Jeremic. Was aber gar nicht geht, ist die Gefährdung anderer, sagt Milica Jeremic.
Unter dem Turm läuft der Fußund Radweg entlang der Adlerbastei vorbei. Flaschen oder Gläser, die versehentlich vom Turm fallen könnten oder vielleicht auch ohne böse Absicht geworfen werden, können Passanten
unter dem Turm gefährden. „Wir hatten da bisher noch keinen Vorfall, der andere geschädigt hätte, aber am Turm steht unmissverständlich auf einem Schild, dass es verboten ist, Speisen und Getränke mit nach oben zu nehmen.“
Die Kameras sollen die Turmbesucher und -besucherinnen davon abhalten, beispielsweise Sekt- oder Bierflaschen und andere Gläser auf den Turm zu tragen, wie das beispielsweise neulich bei einem Junggesellinnenabschied geschehen sei.
Einen einzigen wirklich gefährlichen Fall gab es bisher am Turm: Im Februar meldete ein Statiker, dass der Messfühler im Turm extrem starke Ausschläge zeige. Diese müssen daher rühren, dass nachts eine große Gruppe kräftiger Personen Männer, vermutet der Statiker, auf den Turm stiegen und mit Absicht und Gewalt versuchten, den Turm in Schwingungen zu versetzen.
„Wir sind froh, dass wir einen Schwingungsdämpfer eingebaut haben“, sagt Boris Spegel. Konstruktivstatisch gefährlich werden konnte die Aktion im Februar dem Turm nicht. „Aber wenn sechs bis acht oder mehr kräftige Burschen mit Absicht den Turm in Schwingung versetzen, dann ist das Gewalt, es ist Vandalismus, und es kann die Lebensdauer des Turmes verkürzen. Und es ist so unnötig.“
Die Mehrkosten, die beim Bau des Berblinger-Turms durch den Schwingungsdämpfer entstanden, zeigten sich aber durch einen solchen Vorfall mehr als gerechtfertigt, so Spegel weiter.