Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kinopreis vom Vater der „Lindenstra­ße“

Filmtage Oberschwab­en feiern Ende Oktober in Ravensburg Premiere

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Hans W. Geißendörf­er, der Erfinder der „Lindenstra­ße“, wird bei den ersten Filmtagen Oberschwab­en den Hauptpreis für den besten Spielfilm dotieren. Und weil das Kinofestiv­al vom 21. bis 24. Oktober in Ravensburg stattfinde­t, wird sich die Trophäe wie fünf weitere Auszeichnu­ngen optisch an den Mehlsack anlehnen. Intendanti­n Helga Reichert kommt bei den Planungen für die Premiere auf mehreren Feldern in großen Schritten voran.

Wie berichtet, will die Intendanti­n nationale und internatio­nale Produktion­en sowie prominente Gäste Ende Oktober im Frauentork­ino präsentier­en. Inzwischen steht auch das Progamm mit gut 35 Filmen. Filmschaff­ende und Schauspiel­er werden mit dem Publikum diskutiere­n.

Ravensburg hat damit bei Cineasten nun zeitlich die Nase vor Biberach, das im November seine „Biber“vergibt und wo die Filmfestwe­lt bis letztes Jahr noch in Ordnung schien: Helga Reichert hatte als Intendanti­n die Nachfolge ihres Ehemanns Adrian Kutter angetreten, der die Biberacher Filmfestsp­iele 1979 als Kinobetrei­ber zunächst in kleinem Rahmen ins Leben gerufen und sie in den folgenden knapp 25 Jahren als EinMann-Betrieb organisier­t und weiter ausgebaut hatte. Nachdem es Ende 2020 zum Bruch zwischen Helga Reichert und dem dortigen Filmfestve­rein gekommen war, forcierte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Idee eines Festivals in Ravensburg.

Die Idee lag nahe: Zur Familie des Ravensburg­er Kinobesitz­ers Axel Burth pflegt Adrian Kutter seit langem freundscha­ftliche Beziehunge­n. Drei Säle des Frauentork­inos, das in den vergangene­n Monaten wegen der Corona-Pandemie stillgesta­nden hatte, werden nun vier Tage lang bespielt und sollen dem Kino als Kulturort wieder einen Impuls geben.

„Lindenstra­ße-Regisseur“Hans W. Geißendörf­er ist als prominente­r Unterstütz­er im Boot, worüber sich Helga Reichert außerorden­tlich freut. Geißendörf­er ist Adrian Kutter seit Langem verbunden, er war schon bei der Premiere der Biberacher Filmfestsp­iele

1979 dabei. Mit 1000 Euro ist der nach ihm benannte Spielfilmp­reis dotiert, 1000 Euro gibt es auch für die anderen fünf Auszeichnu­ngen. Ob Geißendörf­er auch nach Ravensburg kommen wird, ist noch offen. In den vier Fachjurys der Filmtage Oberschwab­en finden sich prominente Namen: Unter anderem sind Douglas Wolfsperge­r (Regisseur und Produzent aus Berlin, „Die Blutritter“) und der Ravensburg­er Regisseur und Grünen-Stadtrat Jürgen Bretzinger dabei.

Eine dreiköpfig­e Kinder- und Jugendjury unter der Leitung von Tim Abele (Student der Medienwiss­enschaften aus Marburg) vergibt zudem einen Kinderfilm­preis.

Gezeigt wird während des Festivals außerdem ein Ausschnitt des diesjährig­en „One Billion Rising“Films aus Ravensburg zeigen. Helga Reichert dazu: „Mir ist es sehr wichtig, beim Thema Gewalt gegen Frauen Stellung zu beziehen.“Der Soroptimis­tic Club Ravensburg-Weingarten wird nicht nur einen eigenen Frauenfilm­preis vergeben, sondern stiftet auch die Preisskulp­turen für alle Wettbewerb­ssieger. Der Festivaler­öffnungsfi­lm ist „Nie zu spät“, eine deutsche Produktion aus dem Jahr 2021, die am Donnerstag um 19 Uhr in Saal 1 laufen wird. Heino Ferch spielt die Hauptrolle. Flugkapitä­n Paul Langer muss im Alter von fast 60 Jahren lernen, ein guter Vater zu werden.

„Mir ist es sehr wichtig, beim Thema Gewalt gegen Frauen Stellung zu beziehen.“Helga Reichert

Hans W. Geißendörf­er (li., hier mit Intendant Adrian Kutter) ist Mitbegründ­er des Biberacher Filmfests. Jetzt unterstütz­t er die Filmtage in Ravensburg.

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FOTO: GEORG KLIEBHAN

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