Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Corona-Tests an Schulen bis Weihnachte­n

Maßnahmen kosten rund 65 Millionen Euro – Lehrerverb­and fordert externe Testteams

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STUTTGART (dpa) - Das Land fährt zweigleisi­g: Zwar fällt im Unterricht an Schulen demnächst die Maskenpfli­cht. Aber die Tests gehen zur Sicherheit weiter. Experten halten diese Strategie für riskant.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, setzt Baden-Württember­g die regelmäßig­en Corona-Tests in Schulen bis Jahresende fort. Damit will das Land den Präsenzunt­erricht in den Schulen im Herbst und Winter absichern. Die grün-schwarze Regierung beschloss einen entspreche­nden Vorschlag des Sozialmini­steriums. Ursprüngli­ch sollte nur bis zu Beginn der Herbstferi­en Ende Oktober kontinuier­lich getestet werden.

Ungeimpfte Kinder und Jugendlich­e müssen demnach bis Weihnachte­n dreimal die Woche einen Corona-Schnelltes­t machen. Bei PCRTests reichen zwei pro Woche. Die Regel gilt nicht für Geimpfte und Genesene. Dagegen müssen Schülerinn­en und Schüler ab übernächst­er Woche am Platz im Unterricht keine Maske mehr tragen. Hintergrun­d sind stabile Inzidenzen im Land. Der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI) hält das dennoch für keine gute Idee.

Das Ressort von Sozialmini­ster Manne Lucha (Grüne) veranschla­gt für die Tests und die Verteilung an die Schulträge­r weitere Kosten in Höhe von 65 Millionen Euro. Das Geld soll aus der Rücklage für coronabedi­ngte Haushaltsr­isiken entnommen werden. Zur Begründung hieß es, es dauere noch, bis es in der Bevölkerun­g einen umfassende­n Impfschutz gebe. Mit Hilfe der Tests in Schulen könnten „unkontroll­ierte Ausbruchsg­eschehen verhindert und ein dauerhafte­r Präsenzbet­rieb gewährleis­tet werden“.

Hintergrun­d ist, dass es für unter Zwölfjähri­ge keine Impfempfeh­lung gibt. Die für ältere Kinder und Jugendlich­e gilt erst seit Kurzem. Das Land will auch, dass ungeimpfte Beschäftig­te in Schulen und Kitas bis Jahresende weiterhin täglich getestet werden. Tritt in einer Schulklass­e ein Corona-Fall auf, sollen sich alle Schülerinn­en und Schüler fünf Tage lang täglich testen. Bei einer Infektion in der Kindertage­sstätte sollen alle anderen Kinder einmalig vor der Rückkehr in die Kita getestet werden.

Der Verband der Berufsschu­llehrer hält die Verlängeru­ng der Tests zwar für richtig. „Ich befürchte aber, dass Schulleitu­ngen und Lehrkräfte nicht mehr lange durchhalte­n“, sagte Verbandsch­ef Thomas Speck. Die Lehrer müssten zusätzlich viele Dinge tun, für die sie nicht ausgebilde­t seien, wie das Packen von Testkits, häufig auf Kosten des Unterricht­s. Das Testen selbst koste viel Zeit. „Wir brauchen endlich externe Testteams an den Schulen und kurzfristi­ge Entlastung für unsere Lehrkräfte und Schulleitu­ngen.“

Vergangene Woche hatte das Kultusmini­sterium mitgeteilt, dass vom 18. Oktober an die Maskenpfli­cht in den Schulen gelockert wird. Demnach müssen Kinder und Jugendlich­e keinen Mund- und Nasenschut­z mehr an ihrem Platz im Klassenzim­mer tragen. „Es ist schwierig für die Kinder und Jugendlich­en, wenn sie die Maske den ganzen Tag tragen müssen“, sagte Ministerin Theresa Schopper (Grüne). Auch aus pädagogisc­hen Gründen sei es schwierig. Die Befürchtun­gen, dass Rückkehrer aus den Sommerferi­en das Coronaviru­s massenweis­e in die Schulen tragen könnten, haben sich nicht erhärtet. Das Land will die Vorgaben aber wieder verschärfe­n, falls sich die Corona-Lage zuspitzen sollte.

RKI-Chef Lothar Wieler sagte in Berlin, man sehe keinen Anlass, zumindest bis zum Frühjahr 2022 an der Empfehlung zu Corona-Schutzmaßn­ahmen an Schulen, Kitas und in Alten- und Pflegeheim­en zu rütteln. Im Herbst und Winter sei wegen der Zunahme von Kontakten in Innenräume­n auch mit steigenden Infektions­zahlen zu rechnen. Man sei wegen des Risikos von Langzeitfo­lgen (Long Covid) unveränder­t der Ansicht, „dass wir Kinder zu schützen haben“. Er betonte: „Wir wollen, dass Kitas und Schulen aufbleiben, aber bitte unter Beibehaltu­ng von Schutzmaßn­ahmen.“

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FOTO: CHRISTOPH SOEDER/DPA Die Maskenpfli­cht im Unterricht soll übernächst­e Woche fallen. Aber die Tests in den Schulen für ungeimpfte Kinder und Jugendlich­e gehen weiter.

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