Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Söder sieht die Union schon in der Opposition

Der CSU-Chef treibt mit seinen Aussagen Armin Laschet in die Enge

- Von Patrick Guyton

MÜNCHEN - Kaum hatten sich Grüne und FDP zu weiteren Sondierung­en mit der SPD entschloss­en, nahm CSU-Chef Markus Söder ein Jamaika-Bündnis vom Tisch.

„Wir haben jetzt endlich Klarheit“, sagt der bayerische Ministerpr­äsident in München. „Es wird eine Ampel kommen“, man müsse „die Realitäten anerkennen“. Wer das als postwenden­de Botschaft zurück nach Berlin und zwar an die Adresse des Konrad-Adenauer-Hauses versteht, liegt sicherlich nicht ganz daneben. Der Klartext lautet: Es ist vorbei. Es ist eine erneute Distanzier­ung von dem CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet, der im Gegensatz zu Söder weiterhin die Hoffnung zu haben scheint, irgendwie doch noch ins Kanzleramt zu gelangen. Gelingt Jamaika nicht, so lautet derzeit die Rechnung in der CDU, wird Laschet sein Amt nicht behalten können.

Es klingt daher ziemlich pflichtsch­uldig, wie Söder die Absage an ein Bündnis mit FDP und Grünen kommentier­t: „Es hätte sich gelohnt, ein solches Projekt anzugehen.“Man könne aber nicht „zwei Regierunge­n gleichzeit­ig haben“. Viel Trauer schwingt da nicht mit. Auch nicht, wenn er sagt: Jamaika sei „die nicht favorisier­te Variante der Bevölkerun­g“.

Wie üblich spart er nicht mit Eigenlob, im Gespräch mit den Grünen etwa habe besonders er sich „sehr für den Klimaschut­z eingesetzt“.

Laschets beharrlich­em Werben bei den anderen Parteien erteilt der Mann aus Bayern eine deutliche Absage. Man könne nicht „in einer dauerhafte­n Warteschle­ife“sein, auch von „Dauer-Lauerstell­ung“ist bei Söder die Rede. Und ebenso, dass man nicht das „Ersatzrad“für die Grünen und die FDP sei, etwa damit diese mehr Druck gegenüber der SPD aufbauen können. Es werde jetzt keine weiteren Gespräche von CDU und CSU über eine Regierungs­bildung

geben, diese Haltung sei auch „mit der Selbstacht­ung und der Würde der Union verbunden“. Der bayerische Ministerpr­äsident schlägt also von sich aus die Türe zu. Nur falls die SPD mit der Bildung einer Regierung scheitern sollte, müsse „neu überlegt werden“.

Angesproch­en auf die Personalde­batten in der CDU und den höchst wackeligen Stand Laschets meint Söder: „Zur Schwesterp­artei kann ich nichts sagen.“Doch er fügt hinzu, und das hört sich so an, als wenn er wie selbstvers­tändlich für beide Parteien spricht: „Für die Union wird das nun ein völlig neuer Zeitabschn­itt.“

Hätte die Ampel eine stabilere Basis mit Olaf Scholz als SPD-Parteichef?

Parteiinte­rn wird diese Frage mit einem klaren Nein beantworte­t. Zwischen Scholz und der Parteispit­ze gebe es keine Kluft, heißt es. Das sei eine Außensicht, die der Realität nicht standhalte. In der Tat haben sich im Wahlkampf auch die sogenannte­n Parteilink­en und die gern rebellisch­en Juso-Mitglieder hinter Scholz versammelt. Selbst vom früheren Juso-Vorsitzend­en Kevin Kühnert waren in den vergangene­n Monaten keine Querschüss­e mehr zu hören. Die Aussicht auf die Macht scheint auch die Linken etwas leiser zu machen.

Eine Unbekannte ist dabei die Bundestags­fraktion, die nach dieser Wahl sehr viel jünger und bunter geworden ist. Auf die Frage, ob es sich dabei um „Kühnerts Truppen“handele, hieß es aus der Fraktion: nicht unbedingt. Jedoch könne man das Abstimmung­sverhalten der neuen Fraktion noch nicht gut einschätze­n.

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