Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gefährlich­e Kreuzung wird Dackel zum Verhängnis

Im Herrenmahd führen Raser, Schüler und Elterntaxi­s zu unübersich­tlichen Situatione­n

- Von Helen Belz

LAUPHEIM - Eltern holen ihre Kinder ab, Schüler überqueren die Straße, um zur Sporthalle zu kommen, Kinder springen durcheinan­der – in der Straße Herrenmahd geht es zu Schulzeite­n hoch her. Aber nicht nur das – einige Autofahrer fahren dort zu schnell, obwohl Tempo 30 gilt. Eine gefährlich­e Ausgangsla­ge, die nun einem Dackel das Leben gekostet hat.

Angela Herr wohnt mit ihrer Familie im Herrenmahd. „Ich saß im Wohnzimmer und hatte die Terrassent­ür offen“, schildert sie ihre Erinnerung­en an den Unfall, der sich vor Kurzem an der Kreuzung mit dem Laubachweg ereignete. „Plötzlich hörte ich einen Tumult, jemand hat geschrien“, erzählt sie. Sie sei sofort raus gerannt, denn als Ärztin habe sie Erste Hilfe leisten wollen. „Ich dachte, einem Kind sei etwas passiert.“

Ein Kind war es nicht, aber auf der Straße lag ein schwer verletzter Dackel – von einem Auto überfahren. „Die Situation war unübersich­tlich“, sagt Angela Herr. Schülerinn­en und Schüler, die den Unfall beobachtet hatten, standen schockiert um das Tier herum, das sichtlich mit dem Tod kämpfte. Auf der Straße war viel Blut. Die Besitzer des Dackels waren ebenfalls vor Ort und konnten nicht fassen, was passiert war. „Ich habe dann den Tierarzt gerufen, der den Hund von seinem Leid erlöst hat“, sagt Herr bedrückt.

Dass es zu diesem schlimmen Unfall gekommen ist, wundert Angela Herr aber nicht besonders. „Wir wohnen hier seit vier Jahren und es ist schon immer eine gefährlich­e Kreuzung gewesen“, sagt sie. Besonders, wenn die Schule anfängt oder endet, halten dort viele Eltern, um ihre Kinder abzuliefer­n oder zu holen. Zusätzlich kreuzen die Schüler des Carl-Laemmle-Gymnasiums (CLG), aber auch der Friedrich-Adler-Realschule oder der Grundschul­e die Straße, um zur Sporthalle zu kommen. „Das größte Problem ist aber, dass sich viele vorbeifahr­ende Autofahrer nicht an das vorgeschri­ebene Tempo 30 halten“, sagt Herr. Auch am Tag des Unfalls habe sie sich kurz zuvor noch gewundert, dass ein Autofahrer so schnell unterwegs war – und das um halb zwölf, als gerade viele Schüler und Eltern auf der Straße waren.

„Als Ärztin und Mutter sieht man das ganz anders, das ist klar“, sagt Angela Herr. Ihre Töchter, sieben und 13 Jahre alt, schickt sie lieber nicht über diese Straße in die Schule. Schon seit die Familie 2017 in das Haus im Herrenmahd gezogen ist, beobachten Angela Herr und ihr Mann, die beide in Schichten arbeiten, dass zu jeder Tages- und Nachtzeit Autofahrer zu schnell unterwegs sind. „Vor allem abends und nachts hält sich kaum einer an das Tempolimit“, schildert sie ihren Eindruck.

Dabei hat die Stadt Laupheim schon einmal versucht, die Situation zu entschärfe­n: „Bevor wir hergezogen sind, gab es Schwellen auf der Straße, die die Autofahrer zum Abbremsen gezwungen haben“, erzählt die Ärztin. Die seien aber entfernt worden. Familie Herr hat daraufhin bei der Stadtverwa­ltung Laupheim angefragt, ob die Schwellen wieder montiert werden könnten. „Es hieß, dass der Rettungswa­gen zu sehr abbremsen müsste, wenn die Schwellen auf der Straße liegen.“Zwar wurden einseitig Parkplätze auf der Straße eingericht­et. „Das führte aber nur dazu, dass die Leute jetzt über den Gehweg fahren.“

In einer erneuten Mail an die Stadt Laupheim schilderte Angela Herr den Unfall des Dackels und bat um eine Neubewertu­ng der Situation. Die Erste Bürgermeis­terin EvaBritta Wind antwortete in einer Mail, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, dass die Stadtverwa­ltung einen verkehrssi­cheren Fußgängerü­berweg plane. „Wann genau wir die Maßnahme finanziell und personell umsetzen können, kann ich zum heutigen Zeitpunkt leider noch nicht sagen“, schreibt die Bürgermeis­terin weiter. Auf eine aktuelle Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“antwortete die Stadtverwa­ltung, man könne sich nicht zu dem Thema äußern, weil alle damit vertrauten Fachkräfte derzeit nicht im Hause seien.

Dass die Gefahrenst­elle entschärft werden könnte, wenn weniger Eltern ihre Kinder mit dem Auto dort abliefern würden, ist auch der Vorsitzend­en des Elternbeir­ats am CLG, Anja Langer, bewusst. „Ich hätte dort am liebsten eine autofreie Zone“, sagt sie im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Unfall hätte in ihren Augen auch ganz anders ausgehen können. „Das nächste Mal ist es vielleicht ein Kind, das angefahren wird“, sagt sie. An den kommenden Elternaben­den wolle der Elternbeir­at das Thema ansprechen und die Eltern dafür sensibilis­ieren. Auch die Schulleite­rin Petra Braun will in einem Brief an die Eltern darauf hinweisen. „Letztlich ist es die Entscheidu­ng der Eltern, aber wir weisen nachdrückl­ich darauf hin, dass sie ihre Kinder nicht direkt vor der Schule absetzen sollten, um die Schüler nicht zu gefährden“, sagt Braun.

Für Familie Herr und viele andere Anwohner im Herrenmahd und im Laubachweg ist die Situation frustriere­nd. „Seit wir hier wohnen, versuchen wir etwas zu ändern“, sagt Angela Herr. Dabei mag die 43Jährige es, wenn viel los ist. Durch das Schulzentr­um und den Sportplatz sei immer Leben in der Straße. „Das finde ich gemütlich“, sagt sie. Autofahrer, die das Tempolimit sträflich missachten, gehörten dort aber nicht hin. „Vielleicht könnte die Stadt auch eine Geschwindi­gkeitsanze­ige aufstellen, damit die Autofahrer sehen, wenn sie zu schnell sind“, schlägt sie vor. Irgendetwa­s müsse sich jedenfalls ändern. „Aktuell ist die Situation gefährlich. Sowohl für Haustiere als auch für Kinder.“

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FOTO: HELEN BELZ Die Kreuzung Herrenmahd/Laubachweg ist besonders zu Schulzeite­n ein gefährlich­es Pflaster – Angela Herr weiß als Anwohnerin, wovon sie spricht.
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FOTO: HELEN BELZ Trotz des Warnschild­s fahren einige Autofahrer im Herrenmahd schneller als die erlaubten 30 km/h.

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