Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bunt und unübersichtlich
DFB und UEFA präsentieren Logo für die Heim-EM 2024 – Bis zum Start bleiben viele Ungewissheiten
BERLIN/HAMBURG - Für einen Augenblick wirkte Philipp Lahm in gute, alte Profizeiten zurückversetzt. Stolz lächelte der Kapitän der Weltmeister von 2014, als er den EM-Pokal aus den Händen des UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin entgegennahm und sich im farbenfroh erleuchteten Berliner Olympiastadion einen kleinen Kindheitswunsch erfüllte. „Als junger Kerl war es immer mein Traum, diesen Pokal hochzuheben. Später war es mein Ziel“, sagte Lahm bei der symbolischen Pokalübergabe anlässlich der Heim-EM 2024: „Leider habe ich es verpasst. Umso schöner ist es, dass ich hier dabei sein darf.“
Als Chef-Organisator der nächsten EURO war Lahm beim Festakt am Dienstagabend der wichtigste Vertreter der deutschen Gastgeber und mehr als nur dabei. Und er zeichnete eine klare Vision für das Turnier, das vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 an zehn Spielorten ausgetragen werden soll. Das Turnier mit 51 Partien läuft unter dem Motto „United by Football. Vereint im Herzen Europas“. Der frühere Nationalmannschaftskapitän Lahm meinte: „Wir wollen, dass die Leute wieder zusammenkommen und gemeinsam ein Fest feiern – egal wie alt sie sind, egal woher sie kommen. 2024 wird die WM 18 Jahre vergangen sein – eine neue Generation erlebt wieder ein Turnier. Da hat man die Hoffnung wie 2006, dass unsere Gesellschaft wieder einen Tick näher zusammenrückt.“Das Ziel: Ein neu aufgelegtes Sommermärchen.
Der Finalort für die Heim-EM ist derweil noch offen – zumindest offiziell. „Das kann ich noch nicht beantworten, weil es einfach noch nicht feststeht. Es wird circa im März nächsten Jahres vom UEFA-Exekutivkomitee entschieden“, sagte Lahm. Doch wer das Logo der EURO 2024 (so der offizielle Titel) gesehen hat, das mit einer feierlichen Zeremonie samt Lichtshow im Berliner Olympiastadion enthüllt wurde, dem musste klar werden: Berlin wird’s. Denn: Die Form des Logos ist eine Referenz ans Dach des Olympiastadions. Im Zentrum steht der EM-Pokal, umringt von 24 Farbfeldern, die für die Zahl der Endrundenteilnehmer stehen.
München und die Allianz Arena werden wohl nur zweiter Sieger sein – dafür dürfte die bayerische Landeshauptstadt mit dem Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 „entschädigt“werden. Auch nicht schlecht. Denn neben dem Endspiel (in drei Jahren am 14. Juli) hat das Auftaktspiel eines Turniers meist die zweitgrößte Reichweite und Einschaltquote weltweit – da kommen manchmal nicht einmal die Halbfinals heran. Außerdem war München ja einer der elf Gastgeber bei der paneuropäischen Endrunde im vergangenen Sommer, richtete die drei DFB-Gruppenspiele aus.. Neben Berlin und München sind die Stadien in Hamburg, Frankfurt/ Main, Köln, Dortmund, Gelsenkirchen, Düsseldorf, Leipzig und BadenWürttembergs
Landeshauptstadt Stuttgart die Ausrichterstädte.
Bis zum Anstoß 2024 sind es noch mehr als zweieinhalb Jahre, zig Länderspiele und ein nicht so unwichtiges Turnier, die WM 2022 in Katar, das beim DFB intern keinesfalls als Zwischenziel abgetan wird. Wie geht es nach den vier nun im Herbst anstehenden WM-Qualifikationsspielen, beginnend mit dem Heimspiel am Freitag in Hamburg gegen Rumänien (20.45 Uhr, RTL) und dem Auswärtsspiel am Montag in Nordmazedonien, weiter? Es wird unübersichtlich.
Weil der internationale Spielkalender wegen der ersten Winter-WM (21. November bis 18. Dezember 2022) umgemodelt wird, birgt er einige Tücken und Überraschungen. Im März – sofern der DFB als Tabellenzweiter nicht doch in die WMPlay-offs muss – sind die einzigen zwei Testspiele des Jahres möglich, nach Ende der Ligen und Pokalwettbewerbe im Juni dann aber vier Spieltage der dritten Ausgabe der Nations League vom 2. bis 14. Juni. Eine unerwünschte Verlängerung? Thomas Müller war von der Terminierung überrascht: „Ich habe tatsächlich gedacht, im Juni habe ich frei.“Sprach’s, zuckte süß-sauer lächelnd mit den Achseln und betonte dann: „Man kann nicht immer nur Teil des Positiven sein und das Negative abstreifen. Da sehe ich uns schon in der Pflicht, damit sinnvoll umzugehen, wir machen das ja auch professionell.“
Klingt nicht nach totaler Vorfreude.
Am 14. November 2022 beginnt die FIFA-Abstellungsperiode für die WM in Katar, fünf Tage vor dem jeweiligen ersten Spiel muss das Team im Lande sein. „Da werden wir vielleicht noch ein Test-Länderspiel reindrücken können“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Zur Akklimatisierung wegen der unterschiedlichen Temperaturen dann sicher vor Ort am Persischen Golf. Ein klassisches Trainingslager wie sonst üblich dürfte entfallen. Ein Novum und ein Turnier auf ungewohntem Terrain zu einem ungewohnten Zeitpunkt.
Der Vorteil der Heim-EM 2024 für das DFB-Team: Als Gastgeber ist man gesetzt, im Jahr 2023 stehen daher keine Qualifikationsspiele an.