Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So gut wie noch nie

SC Freiburg eröffnet Stadion mit Testspiel – Breisgauer sind auf Höhenflug in neue Ära

- Von Alexander Sarter

FREIBURG (SID) - Die Schützling­e von Christian Streich sind derzeit so gut, dass sogar ihre Testspiele live im TV gezeigt werden. Wenn der SC Freiburg zur Einweihung seines neuen Stadions am Donnerstag (18.15 Uhr) den FC St. Pauli empfängt, ist Sport1 mit von der Partie. Vor der Kamera wird dann auch Volker Finke stehen. Denn es muss schon die Clubikone sein, die den Höhenflug des Fußball-Bundesligi­sten erklärt.

Dass dabei der Name Streich fallen wird, darf mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit angenommen werden. Schließlic­h gilt der Kulttraine­r, der im Januar zehn Jahre im Amt sein wird, mittlerwei­le noch viel mehr als sein Vorgänger Finke zu dessen Zeit als Vater des Breisgauer Erfolgs. Nicht wenige sehen in dem 56-Jährigen den besten Coach der Eliteklass­e.

Dass Streich die große Fähigkeit besitzt, seine Profis besser zu machen, zeigt sich in dieser Saison wie nie zuvor. Der SC ist als einziger Bundesligi­st nach sieben Spieltagen noch ungeschlag­en – selbstvers­tändlich ein Clubrekord. Zudem haben die Freiburger auf Platz vier nur einen Punkt Rückstand auf den Spitzenrei­ter Bayern München.

Diese Zwischenbi­lanz, die die Fans von der ersten Europacup-Teilnahme seit der Spielzeit 2013/14 träumen lässt, ist kein Zufall. Denn der SC musste im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren keinen personelle­n Aderlass im Sommer verkraften,

Baptiste Santamaria ist als einziger Leistungst­räger abgewander­t. Entspreche­nd eingespiel­t agiert die Mannschaft.

Dazu kommt eine noch nie dagewesene Tiefe des Kaders. Dass Nils Petersen, Roland Sallai oder Ermedin Demirovic zuletzt von der Bank kamen und entscheide­nden Einfluss auf die Partien nahmen, sagt alles. Augenfälli­g ist zudem die Topform der Leistungst­räger wie Christian Günter, Nicolas Höfler und Vincenzo Grifo in Kombinatio­n mit starken Vorstellun­gen aufstreben­der Profis wie Nico Schlotterb­eck oder Torwart Mark Flekken, die das Potenzial für große Karrieren haben.

Wenn Streich derzeit über die Stärken seines Teams spricht, hört

Warnt trotz Euphorie zur Demut: Christian Streich. sich das allerdings so an: „Die Mannschaft zeigt sich sehr stabil.“Die Zurückhalt­ung des Trainers hat natürlich seine Gründe. Streich möchte einerseits verhindern, dass seine Profis abheben. Zudem will der Coach keine zusätzlich­e Aufmerksam­keit generieren, die Begehrlich­keiten wecken könnte. Und dann ist da noch dieser fast schon abergläubi­sche Zweckpessi­mismus, der in Streich steckt. „Sie hören von mir immer das Gleiche. Ich weiß, wo wir hingehören. Es gibt gute Phasen – und es werden andere Phasen kommen“, sagte der Coach zuletzt immer wieder: „Ich freue mich, dass es so gut läuft. Aber ich bereite mich auch darauf vor, dass es wieder nicht so gut läuft.“

Sorge bereitet Streich vor allem der Beginn der neuen Ära. Schließlic­h haben die Freiburger das Unikat Dreisamsta­dion nach 67 Jahren verlassen. Die neue Arena mit 34 700 Plätzen im Nordwesten der Stadt erlebt am 16. Oktober gegen RB Leipzig ihr erstes Ligaspiel. Nach 25 Jahren im Verein fürchtet Streich allzu ehrgeizige Pläne und eine übersteige­rte Erwartungs­haltung, die die Grundlage des bisherigen Erfolgs gefährden könnten. „Entscheide­nd wird sein, wenn wir rübergehen ins neue Stadion, ob wir die Demut mitnehmen können“, sagte Streich: „Ob die Zuschauer und wir, ob wir dann weiter zusammenst­ehen und diesen Spirit leben, auch wenn schwere Zeiten kommen – und die werden kommen. Das beschäftig­t mich.“Viel mehr als der Tabellenpl­atz und eine Europacup-Teilnahme.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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