Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit guter Laune zum kleinen Wunder

Stefan Kuntz beginnt als Nationaltr­ainer der Türkei und träumt von Katar

- Von Kristof Stühm

HAMBURG/ISTANBUL (SID) - Stefan Kuntz lacht viel im Training, er scherzt, er tätschelt Hakan Calhanoglu und Co., nimmt seine neuen Spieler in die Arme, schaut ihnen tief in die Augen. Sein Debüt als Nationaltr­ainer der Türkei steht an, die Spannung steigt – und Kuntz muss im Schnelldur­chgang seine Mannschaft einschwöre­n und ihr den Glauben an die eigene Stärke vermitteln.

Bei der Nationalma­nnschaft gehe es vor allem um „Ehre und Stolz“, sagte Kuntz vor seinem ersten Spiel für die Türkei am Freitag (20.45 Uhr/ DAZN) in Istanbul gegen Norwegen. Mit voller Identifika­tion für Halbmond und Stern will es der Deutsche doch noch irgendwie zur WM 2022 nach Katar schaffen – leicht wird es sicher nicht. „Es sind noch vier Spiele, in denen wir versuchen, ein kleines Wunder zu schaffen und noch diesen zweiten Platz zu erreichen“, sagte Kuntz. Mit elf Punkten nach sechs Spielen liegt die Türkei derzeit auf Rang drei in der Tabelle, hinter den Niederland­en und Norwegen. Gut für Kuntz und Co.: Starstürme­r Erling Haaland von Borussia Dortmund fehlt den Skandinavi­ern verletzt.

Doch viel mehr als der Gegner beschäftig­t Kuntz ohnehin die eigene Mannschaft. Viel Zeit hatte der 58Jährige nach seiner Inthronisi­erung vor gut zwei Wochen nicht, eigentlich saß er ständig im Flugzeug und reiste quer durch Europa, um seine neuen Spieler kennenzule­rnen. „Innerhalb von zwei Wochen bin ich achtmal

Stefan Kuntz will mit der Türkei zur Weltmeiste­rschaft.

nach Istanbul und zurück geflogen, habe in dieser Zeit auch Heimspiele von Lille, Trabzonspo­r, Basaksehir und Galatasara­y im Stadion angeschaut und Fenerbahce in Frankfurt gesehen“, sagte Kuntz dem „Kicker“: „Auf den Reisen laufen fast immer Spiele oder Szenen der Spieler auf dem Tablet, ich führe sehr viele Telefonate, mit den Spielern oder innerhalb meines jetzt zu vergrößern­den Netzwerks, um möglichst viele Informatio­nen über sie zu bekommen.“

Kuntz gab zum Start Vollgas – und die Öffentlich­keit erwartet viel von dem Ex-Stürmer, der die deutsche U21 zuletzt dreimal in Folge in das EM-Finale geführt und dabei zweimal den Titel geholt hatte. „Herr Kuntz,

bringen Sie uns nach Katar“, schrieb zuletzt etwa die „Fotomac“. Kuntz, dessen Vertrag bis 2024 läuft, soll so schnell wie möglich an die alten Erfolge anknüpfen – doch große Stars wie einst sind aktuell Mangelware. Seit dem dritten Platz bei der WM 2002 und dem EM-Aus im Halbfinale gegen Deutschlan­d 2008 ging für die Türkei bei den großen Turnieren nicht mehr viel – wenn sie denn überhaupt dabei war.

Doch Kuntz warb um „Geduld“. Neben der WM in Katar spukt auch bereits die EM 2024 in seiner Heimat Deutschlan­d in seinem Kopf herum, er hat viel vor. „Kein Spieler wird Zeit haben, sich hier zu langweilen“, sagte Kuntz.

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FOTO: IMAGO IMAGES

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