Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Längst überfällig

- Von Jochen Schlosser j.schlosser@schwaebisc­he.de

Dass Armin Laschet als Kanzler geeignet ist, daran haben von Anbeginn seiner Kandidatur die meisten gezweifelt – sogar innerhalb der Union. Mittlerwei­le scheint sogar ihm selbst klar geworden zu sein, dass er nicht zum Hoffnungst­räger taugt. Selbst im Rückzug bleibt er seiner Linie des Uneindeuti­gen treu. Es nötigt beinahe Respekt ab, was der gescheiter­te Kandidat der Union an Kritik von außen, Indiskreti­onen von innen und Gegenwind von allen Seiten ausgehalte­n hat, ehe er bereit war, nun endlich persönlich­e Konsequenz­en zumindest anzudeuten. Doch diese außergewöh­nliche Leidensfäh­igkeit, die in anderen Situatione­n auch eine Stärke sein könnte, ist symptomati­sch für die Krise der CDU.

Viel zu lange an Dingen und Ambitionen festzuhalt­en, die keine Zukunft haben, ist nicht konservati­v, sondern stur. Über die Aussagekra­ft von Umfragen lässt sich trefflich streiten, doch Laschet muss sich den Vorwurf gefallen lassen, seine Partei sehenden Auges in ein historisch­es Tief geführt zu haben. Wider besseres Wissen, trotz schlechter Werte und gegen die Stimmung an der Parteibasi­s hat er an seiner wenig aussichtsr­eichen Kandidatur festgehalt­en. Spätestens am Tag nach der fürchterli­chen Niederlage hätte er als CDU-Vorsitzend­er zurücktret­en sollen, um seiner Partei peinliche Auftritte wie jenen an diesem Donnerstag­nachmittag zu ersparen. Die Bettelei um eine Jamaika-Koalition, direkt nachdem SPD, Grüne und FDP erneut ihre Gemeinsamk­eiten betont und von „tieferer Sondierung“gesprochen haben, ist der einst stolzen Volksparte­i CDU unwürdig. Armin Laschet ist gewiss nicht alleine schuld an diesem Tief, aber er ist das Symbol für den Niedergang. Sein Schritt war überfällig. Eigentlich kommt er Monate zu spät.

Ob eine Jamaika-Koalition noch im Sinne der gebeutelte­n Christdemo­kraten ist, kann bezweifelt werden. Die Partei benötigt dringend eine personelle Erneuerung. Doch auch inhaltlich bedarf die CDU nach der Ära Merkel wieder eines klaren konservati­ven Profils. In der Opposition lässt es sich besser schärfen.

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