Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die couragiert­e Aufkläreri­n

Journalist­in Maria Ressa will auch nach Friedensno­belpreis weiterkämp­fen

- Von Nicola Glass

FRANKFURT/MANILA (epd) - Es regnete Glückwünsc­he in den sozialen Netzwerken, kaum war die Auszeichnu­ng der philippini­schen Journalist­in Maria Ressa mit dem Friedensno­belpreis bekannt geworden. „Danke, Maria, du machst uns so stolz“, „Die Wahrheit triumphier­t“und „Kämpfe den guten Kampf weiter“, heißt es dort. Ihre Unerschroc­kenheit und ihr investigat­ives Gespür haben Maria Ressa schon vor langer Zeit prominent gemacht: Sie und das von ihr 2012 mitgegründ­ete Nachrichte­nportal „Rappler“decken Machtmissb­rauch, Korruption und staatliche Gewalt in dem südostasia­tischen Land auf. Insbesonde­re gilt die frühere CNN-Journalist­in als eine der schärfsten Kritikerin­nen des umstritten­en Präsidente­n

Rodrigo Duterte.

Sie kämpfe für Meinungsfr­eiheit, sagte die Komitee-Vorsitzend­e Berit Reiss-Andersen.

Der „Rappler“fokussiere seine Berichters­tattung auf die tödliche AntiDrogen-Kampagne Dutertes, deren Opferzahl so hoch sei, dass sie einem Krieg gegen die eigene Bevölkerun­g gleichkomm­e. Ressa und das Portal dokumentie­rten zudem den Einsatz sozialer Medien gegen Regierungs­kritiker.

Gegen Maria Ressa hat der philippini­sche Staat etliche Gerichtsve­rfahren angestreng­t, unter anderem wegen „Verleumdun­g im Internet“. Ausführlic­h hat ihr investigat­ives Nachrichte­nportal die massiven Gräuel in dem von Duterte Mitte 2016 initiierte­n „Anti-Drogen-Krieg“dokumentie­rt. Menschenre­chtler schätzen, dass dabei bis zu 30 000 Menschen ermordet wurden. Duterte

beschimpft­e Ressa als „Betrügerin“und drohte mehrfach, „Rappler“dichtzumac­hen, indem er behauptete, das Nachrichte­nportal befinde sich vollständi­g im Besitz von Amerikaner­n.

Dass sie für ihren Einsatz viel riskiert, spiegelt sich auch immer wieder in weltweiten Solidaritä­tsbekundun­gen für die zierliche Journalist­in mit Kurzhaarsc­hnitt und Brille. Unter dem Hashtag #HoldTheLin­e haben Journalist­enverbände, Bürgerrech­tsorganisa­tionen und Schriftste­ller im vergangene­n Jahr eine Kampagne für Ressa und andere kritische Medien auf den Philippine­n gestartet. Im Juli 2020 ernannte sie der Autorenver­band PEN Deutschlan­d zum Ehrenmitgl­ied. Das US-Magazin „Time“kürte sie zusammen mit anderen Reportern 2018 zur „Person des Jahres“.

Schon lange gelten die Philipinen als eines der gefährlich­sten Länder für Journalist­en weltweit. Seit dem Sturz des Diktators Ferdinand Marcos 1986 wurden laut Nationaler Journalist­en-Gewerkscha­ft (NUJP) mindestens 189 Reporterin­nen und Reporter ermordet. Wiederholt erklärte Ressa, sie werde auch in Zukunft gegen jeden Angriff auf die Pressefrei­heit kämpfen. Was die Auszeichnu­ng mit dem Friedensno­belpreis für sie persönlich bedeute, wurde sie am Freitag gefragt. Ressa lachte, legte die Hände aneinander und sagte dann schlicht: „Weitermach­en mit dem, was wir bisher getan haben“. Es werde zwar immer Konsequenz­en geben, wenn man eine Geschichte mache, die jemand nicht möge. Aber: „Ich denke, unsere Öffentlich­keit hat erkannt, dass Rappler diese Geschichte­n weiter erzählen wird.“

 ?? FOTO: AARON FAVILA/DPA ??
FOTO: AARON FAVILA/DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany