Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Ein klares Bekenntnis der Stadt wäre nun wirklich fällig“
Rolf Stökler vom Verein Volkssternwarte Laupheim über die Dringlichkeit eines Anbaus an das Planetarium
LAUPHEIM - Viel Lob bekommt der Verein Volkssternwarte Laupheim für seine Arbeit regelmäßig auch von den Ratsfraktionen und der Stadtspitze. Doch seit Jahren warten die Mitglieder darauf, dass die Finanzierung eines Anbaus an das Planetarium, der Platz für den hiesigen Stützpunkt des Schülerforschungszentrums (SFZ) schaffen und die Bildungseinrichtung zukunftsfähig machen soll, in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt aufgenommen wird. Das Vertrösten müsse jetzt ein Ende haben, fordert das Vorstandsmitglied Rolf Stökler im Gespräch mit Roland Ray – „sonst haben wir ein Problem“.
SZ: Herr Stökler, beim Verein Volkssternwarte Laupheim blickt man dieses Jahr besonders gespannt auf die Haushaltsberatungen im Gemeinderat, die bald beginnen. Warum?
Stökler: Weil, was uns betrifft, eine wichtige Entscheidung ansteht: Wird ein Anbau an das Planetarium in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt jetzt berücksichtigt oder nicht.
Was, wenn nicht?
Dann wäre die Chance vertan, Volkssternwarte und Planetarium langfristig konkurrenzfähig aufzustellen, mit ergänzenden Workshop-Angeboten für Schulklassen, mehr Ausstellungsfläche und einem schlagkräftigen Stützpunkt des Schülerforschungszentrums Südwürttemberg. Seit 2016 führen wir in dieser Sache intensive Gespräche mit der Stadt, hören wohlwollende Worte, werden ermutigt, die Planungen voranzutreiben, am Ende aber immer wieder vertröstet. Damit muss jetzt Schluss sein, sonst haben wir ein Problem.
Warum sind Workshops, Ausstellungen und das SFZ so wichtig für das Planetarium?
Wir haben uns vor fünf, sechs Jahren gefragt: Wie können wir die Einrichtung zukunftsfähig gestalten? Sorge bereitet uns die veränderte Erwartungshaltung von Schulen und Familien. Eine Stunde „Faszination Weltall“in der Sternenkuppel reicht vielen nicht mehr, zumal wenn sie von weiter her nach Laupheim gekommen sind. Sie wollen sich gern länger bei uns aufhalten und aktiv mit der Thematik beschäftigen. Gleichzeitig sehen wir Entwicklungen im nahen und weiteren Umfeld, die dazu führen, dass wir in wenigen Jahren einer womöglich erdrückenden Konkurrenz gegenüber stehen, wenn wir es versäumen, rechtzeitig Weichen zu stellen. hat auch finanziell einiges investiert, um das zu ermöglichen. Wir haben es trotz akuter Raumnot getan, im Vertrauen auf die positiven Rückmeldungen von Stadtspitze und Gemeinderat, dass der Anbau kommt.
Der SFZ-Stützpunkt Laupheim wurde 2017 eröffnet. Haben Sie viel Zulauf?
Es möchten weitaus mehr Jugendliche mitmachen, als wir unterbringen können. Für das nach den Sommerferien neu gestartete Forschungsfeld Robotics gab es 40 Interessenten, in das zur Verfügung stehende Zimmer passen maximal drei Teilnehmer. Auch bei den Angeboten im Bereich Geo- und Raumwissenschaften sind nicht die Betreuer, sondern die Räumlichkeiten der absolut limitierende Faktor.
Wie groß müsste ein Anbau an das Planetarium sein und was würde er kosten?
Laut einer Bedarfsanalyse bräuchten wir für SFZ, Workshops und Ausstellungen etwa 200 Quadratmeter umbauten Raum. Wir haben der Stadt gesagt, erbringt ihr bitte die Bauleistung, wir als Verein füllen das Gebäude mithilfe von Sponsoren, Zuschüssen, Fördermitteln von Stiftungen und Eigenleistung mit Leben. Eine solche Trennung, etwa im Verhältnis eins zu eins, streben wir wie schon bei früheren Projekten an. Städtischerseits würde das eine Investition im oberen sechsstelligen Bereich erfordern – verteilt auf mehrere Jahre gewiss ein darstellbarer Betrag.
Aber das Projekt kommt offensichtlich nicht voran. Was ist seit 2017 geschehen?
Wir haben dem Kulturausschuss 2017 erstmals ein Raumkonzept präsentiert. Daraufhin wurde ein Planungsetat für Architektenleistungen genehmigt, jedoch nie abgerufen, auch auf unsere wiederholten Bitten hin nicht. In den Jahren 2018 bis 2020 waren wir dann noch mehmals im Kulturausschuss, immer nichtöffentlich. Wir wurden jedes Mal ermuntert, am Ball zu bleiben, man stehe hinter dem Verein Volkssternwarte
und dem Anbau. In der städtischen Haushaltsplanung hat sich das freilich bis heute nicht manifestiert.
War zuletzt nicht auch eine Übergangslösung für das SFZ mit Containern angedacht?
Anfang 2021 teilte uns die Erste Bürgermeisterin Eva-Britta Wind mit, dass eine solche Lösung als Ergebnis der jüngsten Beratungen angestrebt werde, um dann Mitte des Jahrzehnts den Anbau zu realisieren. Wir sollten ein Anforderungsprofil für die Container schreiben, im Rathaus lagen Angebote auf dem Tisch.
Wären Container für Sie akzeptabel gewesen?
Absolut.
Warum wurde diese Option wieder verworfen?
Weil wir – Stadt, Verein und SFZ – dann doch gemeinsam zu der Überzeugung gelangt sind, dass die Kosten für die paar Jahre unverhältnismäßig hoch gewesen wären und man das Geld lieber in eine nachhaltige
Lösung, sprich einen Anbau stecken sollte. Das war der Stand der Dinge im Sommer.
Was ist der Stand jetzt?
Jetzt warten wir auf die Haushaltsberatungen.
Und fragen sich, ob der Anbau wohl dieses Mal in die mittelfristige Finanzplanung aufgenommen wird.
Allerdings.
Würden Sie das als Forderung formulieren?
Inzwischen schon. Nach unserem Selbstverständnis machen wir der Stadt nämlich ein hervorragendes Angebot für eine zukunftsfähige naturwissenschaftliche Einrichtung, die junge Menschen für Wissenschaft und Forschung begeistert und auch künftig Familien und Schulklassen anlockt. Zu uns kommen in normalen Jahren rund 5000 Schülerinnen und Schüler. Brechen sie weg, wird es deutlich schwieriger, das Planetarium weitgehend kostendeckend zu betreiben.
Ist die Geduld der Vereinsmitglieder erschöpft?
Wir haben fünf Jahre lang viel Zeit und auch Geld in Planungen und Gespräche investiert und sind doch auf der Stelle getreten. Jetzt müssen wir unbedingt zu einem Ergebnis kommen. Unsere Mitglieder und die Hauptamtlichen schränken sich räumlich in eigentlich unzumutbarer Weise ein, um ein bisschen mehr Platz freizuschaufeln für das SFZ, das zwischenzeitlich schon auf der Kippe stand. Wir waren auch bereits in sehr aussichtsreichen Gesprächen mit Stiftungen und Sponsoren, was Zuschüsse anbelangt. Doch diese Mittel wurden dann anderweitig vergeben, weil wir die Bedingung, ein belastbares Konzept vorzulegen, ohne verbindliche Zusage der Stadt für einen Anbau nicht erfüllen konnten. Nächste Woche wollen wir in Gesprächen mit OB Rechle und dem Gemeinderat noch einmal für das Projekt werben.
Was erhoffen Sie sich?
Ein klares Bekenntnis, den Anbau bis 2025 zu verwirklichen. Eine Zusage, die sich anders als bisher in der Haushaltsplanung niederschlägt. Wir finden, nach all den positiven Aussagen dazu in den vergangenen Jahren wäre dies nun wirklich fällig. Dann könnten wir uns auch konkret um Zuschüsse bemühen. Den jetzigen Status – „wir finden das Vorhaben toll, wollen aber momentan kein Geld dafür einstellen“– können wir nicht mehr aufrechterhalten. Wenn das Projekt weiter geschoben wird, ist die Zeit, die überbrückt werden muss, zu lang.