Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Laupheim stets eng verbunden
Karl Magnus Graf Leutrum von Ertingen zum 90. Geburtstag
LAUPHEIM (sz) - Seinen 90. Geburtstag feiert am Sonntag Karl Magnus Graf Leutrum von Ertingen, 1931 als Sohn von Marie Louise Gräfin Leutrum (geb. Steiner) und Hubertus Graf Leutrum in Stuttgart geboren. Aufgewachsen im Kreis Ludwigsburg in Unterriexingen, war der Besuch an Festtagen bei den Großeltern, Wohlgemut Steiner und dessen Frau Ruth (geb. Kalckreuth) im Schloss Großlaupheim doch sehr prägend. Die Jugendzeit war von großen Schwierigkeiten sowohl im Krieg als auch während des Dritten Reichs gezeichnet. Ulrich Steiner, der jüngere Bruder seiner Mutter, musste aufgrund des wachsenden Antisemitismus sein Studium in München abbrechen. Er durfte nicht heiraten und wurde als „Halbjude“auch in Laupheim aus allen Vereinen ausgeschlossen.
Ende der 50er Jahre, nachdem Graf Leutrum sein landwirtschaftliches Studium in Stuttgart-Hohenheim und Bonn als Diplom-Landwirt beendet hatte, pachtete er zuerst den landwirtschaftlichen Betrieb Schlossgut Laupheim. Beide Großeltern waren bereits verstorben. Ulrich Steiner lebte hauptsächlich im Ausland und war infolge seiner Inhaftierung in einem Arbeitslager gesundheitlich angeschlagen.
Es gehörte zu Graf Leutrums ersten Aufgaben in Laupheim, das Schloss mit den umliegenden Gebäuden und dem Park für seinen Onkel Ulrich, der sich davon trennen wollte, zu verkaufen. Nach langen Verhandlungen mit Bürgermeister Hagel und dem Gemeinderat erhielt die Stadt schließlich den Zuschlag.
Nach der Betriebsübernahme setzte sich der Jubilar mit viel Engagement dafür ein, den ehemaligen Musterbetrieb nach der schwierigen Zeit des „Dritten Reichs“im Sinne
Feiert am Sonntag den 90. Geburtstag: Karl Magnus Graf Leutrum von Ertingen.
seines Urgroßvaters Kilian von Steiner wieder auf Vordermann zu bringen. Da die bis zur Machtergreifung gut laufende Brauerei und Mälzerei von den Nationalsozialisten ebenso stillgelegt worden war wie der landwirtschaftliche Saatzuchtbetrieb und die Kartoffelvermehrung, konzentrierte er sich auf die Braunviehzucht seines Großvaters. Dank des großen Einsatzes der Eheleute Bochtler, die über den Krieg hinweg die Milchviehherde als Betriebsleiter erhalten hatten, und des Verwalters Seiler, der gesund aus dem Krieg zurückkam, konnte der Betrieb modernisiert und aufgebaut werden. Zudem wurde die von Ruth Steiner aufgebaute Geflügelzucht mithilfe des Geflügelzuchtmeisters Helmut Schimpf mit neuen Rassen weiterentwickelt.
Karl Magnus Graf Leutrum gründete 1960 mit seiner Frau Freya (geb. Gräfin Moltke-Kirsten) eine eigene Familie in Laupheim. Hier wuchsen alle vier Kinder auf, bis die Familie 1980, nach dem Tod seiner Mutter, nach Schwieberdingen zog. Graf Leutrum blieb aber Laupheim und dem Kreis Biberach immer eng verbunden. So war er von 1975 bis 1995 bei der Firma Dr. Rentschler und von 1986 bis 2009 bei der Firma Uhlmann als Aufsichtsrat tätig. Nicht nur mit seinen Laupheimer Freunden, sondern auch mit vielen Rotarischen Freunden aus Biberach, wo er Gründungsmitglied ist, hält er bis heute enge Verbindung.
Nach dem Vorbild seiner Eltern war es ihm Pflicht und Auftrag, sich in Ehrenämtern zu engagieren. Neben den beruflich bedingten Aufgaben, wie in der landwirtschaftlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaft Laupheim-Stetten, der WLZ in Stuttgart, der Deutschen LandwirtschaftGesellschaft in Frankfurt, dem Geflügelwirtschaftsverband in Bonn, dem Grundbesitzerverband BadenWürttemberg und dem Universitätsbund in Hohenheim, hat sich Graf Leutrum auch gesellschaftlich in vielen Gremien eingebracht. Neben kulturellen und politischen Aufgaben ist er dem Literaturarchiv in Marbach, dem Landesmuseum in Stuttgart und besonders auch dem Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim, dessen Freundeskreis er mitbegründete, bis heute sehr stark verbunden. So ist es ihm unverändert ein großes Anliegen, der Jugend die Geschichte unseres Landes und auch die Lehren daraus näherzubringen.
Für seine vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten wurde Graf Leutrum von Ertingen mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg und dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt.