Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So teuer werden Corona-Tests

Teststatio­nen in Biberach bleiben bestehen – Ab Montag keine kostenlose­n Tests mehr

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Es ist das Ende der kostenlose­n Corona-Tests: Ab Montag, 11. Oktober, müssen Ungeimpfte tief in die Tasche greifen. Das hatte die Bundesregi­erung bereits vor einigen Wochen beschlosse­n. Auch in Biberach reagieren die Teststatio­nen auf die neuen Vorgaben, teilweise auch zähneknirs­chend. Wer künftig dennoch kostenlos getestet werden kann und wieviel die Tests ab Montag kosten – die SZ hat bei den Testzentre­n nachgefrag­t.

Wer sich ab Montag in Biberach einem Antigen-Schnelltes­t unterziehe­n möchte, der muss künftig 15 Euro dafür bezahlen. Auch an der städtische­n Teststatio­n am Viehmarktp­latz endet am Sonntag, 10. Oktober, das Angebot für kostenlose Bürgertest­s, diese zieht ins Rathaus um. „Ab Montag bieten wir im Rathausfoy­er weiterhin die Möglichkei­t an, mit der bewährten Mannschaft des DRKs, Antigensch­nelltests durchzufüh­ren“, sagt Andrea Appel, Pressespre­cherin der Stadt Biberach. „Allerdings zu den dann neuen Bedingunge­n, sprich gegen Bezahlung von 15 Euro.“

Bürgerinne­n und Bürger, die laut der aktuellen Corona-Verordnung weiterhin kostenlose Tests in Anspruch nehmen dürfen, können sich gegen Vorlage der erforderli­chen Unterlagen weiterhin kostenlos in allen Testzentre­n testen lassen. Das sind bestimmte Personenkr­eise, darunter Kinder und Jugendlich­e sowie Personen, die aus medizinisc­hen Gründen nicht geimpft werden können. „Die Identität muss mittels Lichtbilda­usweis nachgewies­en werden und die Anspruchsb­erechtigun­g muss durch ein der CoronaVero­rdnung entspreche­ndes Zeugnis belegt werden“, so die städtische Pressespre­cherin. „Wer also zum Beispiel aufgrund einer medizinisc­hen Kontraindi­kation nicht geimpft werden kann, muss ein ärztliches Zeugnis vorlegen, das dies belegt.“

Die Öffnungsze­iten des Schnelltes­tzentrums am Viehmarktp­latz wurden schon in den vergangene­n Wochen reduziert, da die Nachfrage stark zurückgega­ngen sei. „In der Woche nach den Sommerferi­en hatten wir noch knapp 600 Tests, in der Folgewoche nur noch halb so viele und vorige Woche kamen nur noch 182 Personen zum Testen“, sagt Andrea Appel. „Wir gehen davon aus, dass durch die Kostenpfli­cht der Bedarf weiter zurückgeht. Entspreche­nd haben wir die Öffnungsze­iten angepasst.“Die Schnelltes­ts, die künftig im Rathaus durchgefüh­rt werden, werden montags und donnerstag­s von 14 bis 17 Uhr, dienstags und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr und mittwochs von 10 bis 14 Uhr angeboten. Bezahlen können die Bürgerinne­n und Bürger ausschließ­lich mit EC-Karte. „Es war uns dennoch wichtig, ein Angebot vorzuhalte­n, vor allem für die Personenkr­eise, denen weiterhin kostenlose Tests zustehen“, so Appel.

Ähnlich sehen das auch die anderen Testzentre­n. „Die Nachfrage ist im Vergleich zum Sommer deutlich zurückgega­ngen“, sagt Arzt Manuel Behmüller, der das MB Medica Testzentru­m im Café Berlin und die Drive-in-Teststatio­n am Jordanbad betreibt. „Jetzt, wo das Ganze kostenpfli­chtig wird, wird der Bedarf deutlich zurückgehe­n.“Wie sich das auswirkt, kann Manuel Behmüller, der mit seinem Testzentru­m im Café Berlin die erste Biberacher Teststelle war, noch nicht abschätzen: „Das müssen wir abwarten. Möglicherw­eise werden sich viele Selbstzahl­er doch noch impfen lassen.“Beide Testzentre­n werden den Bürgerinne­n

und Bürgern dennoch weiter zur Verfügung stehen.

Tahsin Kabasakal betreibt das MDK-Testzentru­m am Zeppelinri­ng und hat gemeinsam mit seinem Team ein großes Konzept ausgearbei­tet. „Wir wollen, dass es für die Menschen möglichst günstig weitergeht. Vor allem auch, weil wir viele Stammkunde­n haben, die sehr oft kommen“, sagt er. Das seien dann Menschen, die beispielsw­eise täglich ins Fitnessstu­dio gehen oder auch Menschen, die Angehörige im Krankenhau­s oder in Pflegeheim­en haben. „Für die wird es jetzt natürlich richtig teuer, deshalb haben wir uns entschiede­n, eine Stempelkar­te einzuführe­n“, sagt Tahsin Kabasakal. Mit der Stempelkar­te bekommen die Menschen den Test dann für elf statt für 15 Euro.

Er sorgt sich vor allem um die Cafés und Restaurant­s in der Stadt: „Die Lokale bekommen das leider bestimmt zu spüren, denn um einen Kaffee trinken zu gehen, werden die Wenigsten wohl für einen Test bezahlen.“

Diesen Punkt sieht auch Semih

Nakis kritisch, der gemeinsam mit seinem Geschäftsp­artner Metin Avci die beiden Testzentre­n an der Memminger Straße und an der Freiburger Straße betreibt: „Wir haben einfach einige Leute, die auf die Tests angewiesen sind und sich aus unterschie­dlichen Gründen nicht impfen lassen wollen.“Deshalb sei es doch sehr fraglich, ob die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung sinnvoll sei.

„Eigentlich war das wichtigste Instrument, um die Pandemie zu bekämpfen, doch immer das Testen“, sagt Semih Nakis. „Wenn es jetzt kostet, überlegen sich die Menschen zweimal, ob sie sich testen lassen.“Das sei nicht gerade gut in Zeiten der Pandemie, in der auch aktuell die positiven Testergebn­isse wieder zunehmen würden – und zwar auch bei Geimpften.

Vorerst werden die beiden die Testzentre­n weiter betreiben. „Wie lange, das können wir nicht sagen, schließlic­h müssen die Kosten auch getragen werden“, sagt Semih Nakis. „Wir wollen aber so lange für die Menschen da sein wie es geht und nötig ist.“

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FOTO: TANJA BOSCH Arzt Manuel Behmüller testet an der Drive-in-Station am Jordanbad – bis Sonntag noch kostenlos.

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