Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Fehlalarm: Alle PCR-Ergebnisse negativ
Die Vermutung, dass die Testkits fehlerhaft sein könnten, hat sich somit eindeutig bestätigt
OCHSENHAUSEN - Die auffällig vielen positiven Corona-Tests bei der turnusmäßigen Testung an der Realschule Ochsenhausen am Mittwochmorgen waren falsch. Das haben die im Nachgang durchgeführten PCRTests ergeben. Von 28 positiv gemeldeten Schnelltest-Ergebnissen hat sich bis Freitagmorgen kein einziger bestätigt. Was das für die Schülerinnen und Schüler bedeutet, ob die Testkits womöglich fehlerhaft waren und was nun mit diesen geschieht.
28 positive Schnelltest-Ergebnisse hatte die Realschule in Ochsenhausen am Mittwoch dem Gesundheitsamt in Biberach gemeldet (wir berichteten), die betroffenen Schüler nach Hause geschickt und noch am selben Tag einem PCR-Test unterzogen.
Obwohl vieles für Michael Schmid-Sax, Amtsleiter Kultur, Bildung und Betreuung in Ochsenhausen, auf fehlerhafte Ergebnisse deutete, wurden die verordneten Maßnahmen ergriffen und das ganze Prozedere mit Testungen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen angeordnet. Doch nun ist eindeutig klar, dass das Ganze nur ein Fehlalarm war, der aller Wahrscheinlichkeit nach durch fehlerhafte Testkits verursacht wurde.
Unklar ist weiterhin, wie es zu den vielen offensichtlich falschen Schnelltest-Ergebnissen kommen konnte. Dass alle aus ein und derselben Charge stammen, wirft die Frage auf, ob diese insgesamt 15 000 Tests noch verlässlich sind. „Diese gehäuften falsch-positiven Ergebnisse treten immer wieder mal auf. Seit Schuljahresbeginn war das im Landkreis Biberach drei Mal der Fall“, sagt Philipp Friedel, Pressesprecher des Landratsamts in Biberach. Die Ursache für fehlerhafte Tests könne sowohl durch eine ungeeignete Lagerung als auch die Zusammenstellung der Tests begründet sein, ergänzt der Pressesprecher.
Die Stadt Ochsenhausen hat die Testkits, die ein fehlerhaftes Ergebnis geliefert haben, vom Land erhalten. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“antwortet das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Stuttgart, dass dem Ministerium „lediglich Meldungen von sechs weiteren Kommunen“– von insgesamt 1101 Kommunen in Baden-Württemberg
TRAUERANZEIGEN
– vorliegen, wo es zu einem ähnlichen Fehlalarm gekommen sei. „Ob bei diesen Kommunen die Ergebnisse innerhalb des statistisch Erwartbaren liegen, muss noch überprüft werden“, sagt Pascal Murmann, stellvertretender Pressesprecher des Ministeriums.
Denn laut Ministerium habe eine Überprüfung mit gleichgelagerten Beschwerden kürzlich zum Ergebnis geführt, dass sich bei 3000 durchgeführten Tests 14 falsch-positive Testergebnisse ergeben haben. „Damit lag die Quote der falsch-positiven Testergebnisse bei rund 0,5 Prozent.“Somit seien im Fall Ochsenhausen bei 1000 durchgeführten Tests 12 falsch-positive Ergebnisse durchaus erwartbar. Bei 3000 durchgeführten Tests wären dies demnach 36 falschpositive Testergebnisse, die laut Ministerium zu erwarten wären. „Damit liegt der Wert unterhalb dessen, was unter Berücksichtigung der Spezifität des Tests statistisch erwartet werden kann“, so Murmann.
„Wir verstehen, dass mit dem Auftreten – zunächst – positiver Ergebnisse bei den Testungen erhebliche Belastungen und Ängste bei den Schülerinnen und Schüler, den Eltern und Lehrkräften entstehen.“
Dass es zusätzlich Ärger auslöst, wenn sich durch einen Nachtest mittels Selbsttest oder durch einen PCRTest dieses Testergebnis als falsch herausstellt, somit falsch-positiv ist, sei ebenso verständlich und nachvollziehbar. Grundsätzlich sei aber klar, dass „kein diagnostisches Verfahren weltweit – auch nicht zum Nachweis anderer Erreger als SARSCoV-2 – zu 100 Prozent zuverlässige Ergebnisse“liefere. Die Überprüfung der im Ministerium eingegangenen Meldungen hat bislang ausnahmslos ergeben, dass die Anzahl der falsch-positiven-Testergebnisse innerhalb der statistisch zu erwartenden Ergebnisse lagen, somit innerhalb der Toleranz.
Auf die Frage, wie es letztendlich aber zu den fehlerhaften Ergebnissen kam, findet sich auch im Ministerium keine eindeutige Antwort: „Es kann von hier aus ebenfalls nicht beurteilt werden, ob die falsch-positiven Testergebnisse beispielsweise auch aus Anwendungsfehlern oder Nicht-Beachten der Gebrauchsanweisung resultieren.“Verschiedene Faktoren hätten dieses falsche Ergebnis begünstigt haben können. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration habe zur Aufklärung des Sachverhaltes
jedenfalls den in Deutschland ansässigen Produzenten der Tests um eine Stellungnahme gebeten. „Der Hersteller hat mitgeteilt, dass dort bislang keine Reklamationen bezüglich der Häufigkeit von falsch-positiven Tests bekannt sind. Weltweit seien bereits mehr als 10 Millionen von Tests verkauft worden, ohne dass Reklamationen erfolgten“, ergänzt Pascal Murmann.
Doch was geschieht nun mit den 15000 Tests in Ochsenhausen? „Falls es sich als bewiesen erweist, dass die Schnelltests ein falsch-positives Ergebnis geliefert haben, gehe ich davon aus, dass wir die fehlerhafte Charge an das Land zurückgeben können und dafür Ersatz bekommen“, sagte Michael Schmid-Sax noch bevor alle PCR-Testergebnisse vorlagen. Aus Sicht des Landratsamtes müsse in diesem Fall der Schulträger entscheiden, wie sie weiter verfahren wollen. „Wenn sich ungünstige Lagerungsbedingungen herausstellen, kann zunächst einmal der Karton verworfen werden“, ergänzt Philipp Friedel. Ganz konkret äußert sich das Ministerium hingegen, dass ein Rückruf der Tests bei der gegebenen Sachlage nicht vorgesehen sei.