Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sehnsuchts­ort Hawaii

Deutsche Triathlete­n vermissen den Saisonhöhe­punkt

- Von Jens Marx

GIRONA/TINAJO (dpa) - Am Samstag wäre es eigentlich wieder so weit. Hawaii, der Kanonensch­lag, mit dem die Tortur über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen startet. Über 30 Grad sollen es in Kailua-Kona werden, über 60 Prozent Luftfeucht­igkeit, dafür aber ein nur eher flauer Wind.

„Das Gefühl, alles gegeben zu haben, komplett austrainie­rt und topfit die Emotionen des Rennens zu erleben. Das kann ich bislang auf kein anderes Rennen übertragen und das beschäftig­t mich mehr als jedes Wenn und Aber“, sagt Jan Frodeno der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als ein wehmütiger Blick nach Hawaii bleibt aber auch dem dreimalige­n Ironman-Champion nicht.

Denn wie schon 2020 wird es auch diesmal wegen der CoronaPand­emie nichts mit Kanonensch­lag, mit Schweiß, Leid und Tränen, Glück und Schmerzen im Triathlon-Mekka. Die diesjährig­e WM wurde zunächst auf Anfang Februar 2022 verschoben, mittlerwei­le ist sie für Anfang Mai nächsten Jahres geplant. Zum ersten Mal nicht am Gründungso­rt, sondern in St. George im US-Bundesstaa­t Utah.

Fünf Monate später soll dann – wenn die Pandemie es erlaubt – im Oktober 2022 die Rückkehr nach Hawaii zelebriert werden. „Mal schauen – ich hoffe, Hawaii noch einmal als Profi erleben zu können“, sagt Frodeno. 40 Jahre ist er mittlerwei­le alt, verglichen mit der Distanz eines Ironman über insgesamt 226 Kilometer habe er so langsam wohl Kilometer 200 erreicht.

Frodeno rastet nicht. Wie auch Anne Haug nicht, die Titelverte­idigerin bei den Frauen. Statt Hawaii heißt es für die 38-Jährige am Samstag Lanzarote über die halbe Distanz.

Jan Frodeno hat 2019 mit einem neuen Streckenre­kord den Ironman Hawaii gewonnen.

Ein schöner Saisonausk­lang solle es werden, sagte sie der dpa.

Ersatz für die abgesagte WM sei es nicht. „Mit Hawaii verbinde ich die WM, das ist der Ort, an dem ich unter größtem Druck unter den widrigsten äußeren Bedingunge­n, die man sich vorstellen kann, gegen die Besten der Welt antreten muss.“

Auch Haug nutzte die Zeit zum Trainieren. „Zwei Jahre ohne WM gibt ihr ja noch eine weitere besondere Bedeutung, das ist fast wie Olympia. Ich bin motivierte­r denn je.“

An Motivation­sproblemen mangelt es auch Frodeno nicht. Ebenso wenig wie dem Hawaii-Champion von 2017 und 2018, Patrick Lange. Der 35 Jahre alte gebürtige Hesse wird am Wochenende bei der Challenge Budva in Montenegro an den Start gehen. Mit seinem souveränen Sieg beim Ironman Tulsa im Mai hatte er seine starke Form bereits bewiesen.

Sie alle müssen sich gedulden und hoffen, den Winter beschwerde-, unfallund verletzung­sfrei zu überstehen, ehe es sieben Monate nach dem eigentlich­en Termin zumindest mit dem WM-Rennen so weit sein wird. Bis zur Rückkehr an den ultimative­n Sehnsuchts­ort Hawaii dauert es aber noch ein Jahr.

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ARCHIVFOTO: F. HAU/IMAGO IMAGES

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