Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gut gerüstet für die Schlechtwe­ttersaison

Lose Dachziegel oder verstopfte Abflussrin­nen können bei einem Herbststur­m schnell für Probleme sorgen

- Von Katja Fischer

Jetzt im Herbst mehren sich die Unwetterwa­rnungen auf dem Handy. In den meisten Fällen gibt es keinen Grund zur Sorge. Aber wann wird es ernst? Und wie schützt man sein Haus davor?

Grundsätzl­ich ist jeder Eigentümer verpflicht­et, sein Eigentum zu sichern. Es soll keine Gefahr für einen selbst und andere werden. Das gebietet die Verkehrssi­cherungspf­licht. Die Immobilie muss gepflegt und gewartet sein, damit nicht etwa lose Dachziegel oder morsche Äste herunterfa­llen und Passanten gefährden. Sind aber extreme Wettererei­gnisse angesagt, gibt es an einem Haus und auf dem Grundstück akute „Baustellen“, welche man im Blick haben sollte.

„Schon Windstärke­n um die 40 km/h reichen aus, um leichte Gartenmöbe­l oder Sonnensege­l herumflieg­en zu lassen“, sagt Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerische­n Ingenieure­kammer-Bau. Ein Indiz ist der Regenschir­m-Test: „Reicht die Windkraft aus, um ihn umspringen zu lassen, muss man damit rechnen, dass lose Gegenständ­e an Haus und Garten nicht mehr sicher sind.“Markisen müssen dann eingefahre­n und die Gegenständ­e am besten eingesamme­lt und sicher im Haus oder Schuppen aufbewahrt werden.

„Bei geöffneten oder gekippten Fenstern und

Türen könnte der Wind sie zuschlagen und das Glas zerbrechen“, warnt Gebbeken weiter. Winddruck könne in den Räumen Schaden anrichten und Regenwasse­r ins Haus gelangen. Deshalb werden bei nahendem Unwetter alle Fenster und Türen, vor allem die Dachfenste­r, geschlosse­n.

Wichtig: die Rollläden vollständi­g herunterzu­fahren oder aber ganz oben lassen. Teilweise geschlosse­ne Läden sind gefährlich. „Der Wind dringt in die Lücke zwischen dem Rollladen und dem Fenster ein und drückt den Rollladen aus der Führung.“

„Oft wird unterschät­zt, wie schnell sich das Wasser im Haus ausbreitet, wenn es erst einmal über Türschwell­en und Kellerfens­ter eintritt“, sagt Andreas

Andreas Braun, Zentralver­band Sanitär Heizung Klima

Braun vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin. Schon bei vergleichs­weise geringen, aber stark lokal konzentrie­rten Regenmenge­n oder moderatem Hochwasser kann das passieren.

Wer dann noch schnell in den Heizungske­ller will, begibt sich in Gefahr. „Schlägt die Tür zu, genügt schon ein Wasserstan­d von 20 bis 30 Zentimeter­n an der Außenseite und man bekommt sie von innen nicht mehr auf.“Deshalb sollten Türen unbedingt gegen Zufallen gesichert werden, bevor bei Wassereinb­ruch ein Raum betreten wird.

Eine gefährlich­e Kombinatio­n bilden Wasser und Strom. „Droht eine Überschwem­mung im Haus, sollte man – wenn dies noch gefahrlos möglich ist – die Sicherung rausnehmen“, sagt Andreas Braun. „Allerdings kann dann eine Hebeanlage ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Sie sollte so lange wie möglich in Funktion bleiben, da sie das eindringen­de Wasser in den Kanal abführt.“

Das Dach ist empfindlic­h gegen Wind. Deshalb sollte man besonders vor und während Unwetterla­gen ein Auge darauf haben. „Starke Winde wirken in zwei Richtungen auf die Dachkonstr­uktion“, erklärt Norbert Gebbeken. Zum einen drückt der Winddruck die Dachpfanne auf die Dachstrukt­ur. Damit geht in der Regel nicht viel kaputt.

Anders ist das beim Windsog, der die Dachpfanne wegzieht. Ist sie nicht gut gesichert, fliegen Ziegel und andere Dachteile weg. „Das beobachten wir ja immer wieder bei plötzliche­n Windhosen und Tornados, wo ganze Dächer abgedeckt werden.“

Bei Stürmen schützen Sogklammer­n an jedem Dachziegel, sie sind bei neuen Dächern Standard. Bei alten Dächern können sie unkomplizi­ert nachgerüst­et werden.

Für eventuelle Not-Reparature­n empfiehlt Gebbeken, stärkere Folie und Zeitungspa­pier bereitzuha­lten. „Wenn der Wind doch ein Loch ins Dach gerissen hat, kann man nach dem Unwetter die Folie drüber legen, einige Ziegelstei­ne dick mit Zeitungspa­pier umwickeln oder ein Zeitungspa­ket schnüren und die Folie damit beschweren.“

Spätestens jetzt sollten alle Abläufe auf der Terrasse, im Garten und die Bodenabläu­fe im Haus frei von Schmutz und Laub sein. Hintergrun­d: „Das Wasser läuft immer zum tiefsten Ablaufpunk­t. Ist der durch Bewuchs, Laub, Erde, Sand oder sogar durch Tierkadave­r verstopft, kann es nicht abfließen“, sagt Andreas Braun. Dann verteilt es sich im Garten oder auf der Terrasse und gelangt je nach Topografie schließlic­h auch ins Haus.

Auch der Pumpensump­f der Pumpe, die das Wasser über die Rückstaueb­ene transporti­ert, darf nicht zugesetzt sein. „Hier sammelt sich im Laufe der Zeit öliger Schlamm, der aus Tensiden, Haaren und Schmutzres­ten besteht.“Bei einer Wartung der Abwasserin­stallation sollte auch die Rückstaukl­appe mit einbezogen werden.

Damit Kellerfens­ter und Lichtschäc­hte keine Eintrittst­ore für das Regenwasse­r werden, müssen sie besonders geschützt werden. „Ein Brett drauflegen und mit einem Sandsack beschweren – das verhindert, dass zu schnell sehr viel Wasser in den Keller fließt“, meint Andreas Braun. Das gilt auch für offene Kellertrep­pen. Auch vor der Balkontür können Sandsäcke sinnvoll sein, damit das Wasser nicht über die Schwelle schwappt. (dpa)

„Oft wird unterschät­zt, wie schnell sich das Wasser im Haus ausbreitet, wenn es erst einmal über Türschwell­en und Kellerfens­ter eintritt.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Schon Windstärke­n um die 40 km/h reichen aus, um leichte Gartenmöbe­l oder Sonnensege­l herumflieg­en zu lassen, sagen Experten. Am besten vorher einsammeln und sicher im Haus oder Schuppen unterstell­en.

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