Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Es ist höchste Zeit, die Sportübertragung einzudampfen
Ein ganzer Sonntag voller Wintersport oder ausgedehnte Berichterstattungen am Vormittag in der Woche mögen das Herz eines jeden Sportfans höher schlagen lassen, doch sind diese umfangreichen Personal- und Geldinvestitionen in Zeiten der ohnehin bestehenden
Kritik am ÖffentlichRechtlichen Rundfunk Wasser auf die Mühlen der Kritiker. Der ÖR ist dafür da, die Menschen umfassend über das Geschehen im Land und der Welt zu informieren und auch zu unterhalten. Wenn das preiswert möglich ist, kann dazu auch Sport gehören. Unsummen für irgendwelche Rechte sind dagegen heutzutage kaum noch zu vermitteln. Warum sollte der Beitragszahler etwa etliche
Stunden Tour de France finanzieren, wenn identische Bilder gleichzeitig auf Eurosport laufen? Damit wir uns richtig verstehen, auch ich bin Freund der traditionellen Übertragung, habe mein halbes Leben auf ARD und ZDF Sportgeschichte erlebt, doch wird es wohl Zeit, aus dieser Liebhaberei auszusteigen. Wenn, nicht despektierlich gemeint, selbst eine Sportart wie Tischtennis beim Streaminganbieter Dyn umfassend gezeigt wird, schaffen es Fanmagnete wie Biathlon und Skispringen erst recht. Es wird also Zeit für einen Wandel – beim ÖR und in der Zuschauergewohnheit.
f.alex@schwaebische.de
Die Grundprämisse ist eindeutig: Fernsehen und Profisport bedingen einander, brauchen einander, profitieren gegenseitig. Der Verkauf von Medienrechten sind für viele Sportarten die wichtigste Einnahmequelle. Umgekehrt steigern die Sendeanstalten mit attraktiven Sportübertragung ihre Marktanteile, was auch bei den Öffentlich-Rechtlichen ein ganz wesentlicher
Anteil des Finanzierungsmodells ist. Es gibt also überhaupt keinen Grund, weniger Sport auf ARD, ZDF und den Dritten zu zeigen. Im Gegenteil: Der ÖR müsste sein Sportangebot noch deutlich erweitern, nicht nur dem Fußball und Wintersport eine Plattform bieten, sondern auch anderen Sportarten wie Basketball
und Handball – und das nicht nur bei einem WM-Finale. Ohne die wichtige Sendezeit und den damit verbundenen Sponsorengeldern stünden viele Sportarten vor dem Aus. Das darf nicht im Interesse einer Sportnation wie Deutschland sein. Fielen die Fernsehgelder weg, müsste man den Sport über andere Wege mit staatlichen Mitteln unterstützen. Das würde den Steuerzahler jedoch deutlich teurer zu stehen kommen, als es aktuell mit einem Teil der GEZ-Gebühren der Fall ist – mit dem Unterschied, dass er aktuell beste Unterhaltung als Gegenwert bekommt.
„Gewohnheit darf keine Rolle mehr spielen.“Von Felix Alex
„Der ÖR muss Sportangebot sogar erweitern.“Von Martin Deck