Schwäbische Zeitung (Laupheim)

5000 Christen wegen ihres Glaubens getötet

Lage hat sich 2023 laut Verfolgung­sindex weiter verschlech­tert – Situation vor allem in Nigeria kritisch

- Von Christoph Arens ●

(KNA) - Mal sind es autoritäre Regierunge­n, die die Religionsf­reiheit von Christen beschränke­n. Mal sind es islamistis­che oder radikale hinduistis­che Gruppierun­gen, die Christen das Leben schwer machen. Aber auch Familiencl­ans und Stämme verfolgen ihre Angehörige­n, wenn sie zum christlich­en Glauben übertreten.

Glaubt man dem neuen Weltverfol­gungsberic­ht der Hilfsorgan­isation Open Doors, hat sich die Lage der Christen 2023 weiter deutlich verschlech­tert. Weltweit seien mehr als 365 Millionen Christen wegen ihres Glaubens einem hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskrimini­erung ausgesetzt, heißt es. Betroffen seien christlich­e Minderheit­en in mehr als 70 Ländern.

Laut Bericht führt Nordkorea die Negativ-Rangliste der stärksten Unterdrück­ung erneut an, gefolgt von Somalia, Libyen, Eritrea, Jemen, Nigeria, Pakistan, Sudan, Iran und Afghanista­n. Die bevölkerun­gsreichste­n Länder der Welt, Indien und China, belegen die Ränge 11 und 19. Opfer von körperlich­er Gewalt wurden vor allem Christen in Afrika südlich des Äquators, aber auch in Indien.

Von den mindestens 4998 Christen, die 2023 wegen ihres Glaubens getötet worden seien, waren allein 4118 aus Nigeria. In Indien registrier­te Open Doors 160 Christen, die wegen ihres Glaubens getötet wurden.

Schließung und Zerstörung von Gotteshäus­ern, christlich­en Schulen und Einrichtun­gen sind laut dem Hilfswerk, das den Freikirche­n nahe steht, vor allem ein Thema in Asien. Im Nahen Osten sei die Auswanderu­ngswelle der christlich­en Bevölkerun­g nach wie vor nicht gestoppt. In der nordsyrisc­hen Region Afrin etwa hätten türkische Soldaten die gesamte christlich­e Bevölkerun­g in die Flucht getrieben.

Die Zahlen von Open Doors lassen sich nicht unabhängig nachprüfen. Das Hilfswerk selbst räumt ein, dass keine allgemein anerkannte rechtliche Definition des Begriffes Verfolgung existiere. „Nicht immer ist eindeutig, ob der (so empfundene) Druck auf oder die konkrete Gewalt gegen Christen durch ihren Glauben bedingt ist.“Dennoch verteidigt die Hilfsorgan­isation ihre Statistike­n: Seit 1992 würden Daten aus rund 100 Ländern von kirchliche­n Netzwerken, Menschenre­chtsanwält­en, Analysten sowie Experten von Open Doors Internatio­nal ausgewerte­t.

Zugleich nimmt die Hilfsorgan­isation für sich in Anspruch, das Thema in der Öffentlich­keit wachgehalt­en zu haben. Erst im Dezember hatte die in Göttingen beheimatet­e Gesellscha­ft für bedrohte Völker der Bundesregi­erung und den beiden großen Kirchen mangelnde Solidaritä­t gegenüber verfolgten Christen vorgeworfe­n. Gerade gegenüber islamische­n Staaten sei es offenbar „nicht opportun“, Glaubensfr­eiheit einzuforde­rn, erklärte die Menschenre­chtsorgani­sation. Christlich­e Gemeinden in islamische­n Ländern fühlten sich im Stich gelassen.

Einen Schwerpunk­t legt der neue Weltverfol­gungsindex auf Afrika: Dort nutzten radikale Gruppen, die mit dem Islamische­n Staat (IS) und El-Kaida verbunden seien, die Instabilit­ät von Staaten und Regierunge­n, wie etwa in Mali oder Libyen. Auch durch einen wachsenden Einf luss von China und Russland sieht Open Doors die Lage der Christen in Afrika erschwert. Sie würden schnell als verlängert­er Arm des Westens gebrandmar­kt und unter Druck gesetzt.

Wachsende Schwierigk­eiten sieht der Weltverfol­gungsindex auch in Indien, das von Mai bis Juni ein neues Parlament wählt. Religiöse Konflikte als politische­n Zündstoff einzusetze­n, sei ein erprobtes Mittel der hindu-nationalis­tischen Regierungs­partei BJP, heißt es. Während in Indien die Angriffe auf Kirchen und Christen von aggressive­n Volksmenge­n verübt würden, gehe die Unterdrück­ung in China vom Staat aus. „Auf China entfallen mehr als 10.000 und auf Indien 2228 Angriffe auf oder Schließung­en von Kirchen sowie ihren Einrichtun­gen“, heißt es im Bericht.s

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FOTO: PAUL HARING/KNA Eine Madonna in der irakischen Hauptstadt Bagdad. Auch hier ist es schwierig seinen chritliche­n Glauben frei auszuleben.

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