Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Selenskyj auf Mission in den Schweizer Alpen
Ukrainischer Präsident fordert Waffenlieferungen bei Weltwirtschaftsforum in Davos – Friedensgipfel geplant
(AFP/dpa) - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Hoffnungen seines Landes auf einen Beitritt zu dem Militärbündnis bekräftigt. Kiew erwarte beim Nato-Gipfel im Juli in Washington Entscheidungen, die eine Mitgliedschaft der Ukraine in der Allianz näherbrächten, sagte Selenskyj am Dienstag am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos in der Schweiz.
Russland begründet seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch mit dem Streben des Landes in die Nato. Eine Aufnahme der Ukraine in das Bündnis ist bisher jedoch nicht in Sicht.
Selenskyj dankte Stoltenberg nach eigenen Angaben für die unerschütterliche Unterstützung durch das Militärbündnis. Er habe den Nato-Generalsekretär auch über die Lage an der Front informiert und betont, dass Kiew weiter Hilfe bei der Verstärkung seiner Luftverteidigung brauche. Selenskyj hat bei seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Skiort Davos um weitere Milliarden und Waffenlieferungen für die Ukraine geworben. Zudem hofft er auf Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes. In den vergangenen zwei Jahren hatte er in Videoansprachen um Unterstützung geworben. Diesmal reiste er selbst an, um den mehr und mehr kriegsmüden Westen aufzurütteln.
Selenskyj warnte zudem vor einem möglichen „Einfrieren“des russischen Krieges gegen sein Land. „Jeder eingefrorene Konf likt wird irgendwann wieder aufflammen“, sagte der ukrainische Staatschef am Dienstag. Selenskyj spricht sich seit langem dafür aus, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu entscheiden, um Russland so möglichst eine strategische Niederlage zuzufügen.
Selenskyj warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einmal mehr vor, kein Interesse an einer Friedenslösung zu haben. „Putin ist ein Raubtier, das sich nicht mit Tief kühlprodukten zufrieden gibt“, betonte der Ukrainer. Er komme immer wieder zurück für mehr.
Die Schweiz und die Ukraine wollen derweil einen Friedensgipfel auf höchster Ebene organisieren. Das kündigten der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und die Schweizer Präsidentin Viola Amherd bereits am Montag in Bern an. Beide Seiten wollten umgehend mit der Planung beginnen. Einen Termin für das Treffen gab es zunächst noch nicht.
Eine Einladung an Russland ist nicht geplant, wie Selenskyj durchblicken ließ. Eingeladen würden alle Länder, die die territoriale Integrität der Ukraine unterstützen, sagte er. Russland hatte im Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet und im Osten und Süden weite Landstriche besetzt.