Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gastronome­n geben höhere Mehrwertst­euer weiter

Manche Restaurant­betreiber bangen um Zukunft – Hoffnung, dass höhere Preise Kunden nicht abschrecke­n

- Von Paul Braun ●

- Zum Jahresbegi­nn ist die Mehrwertst­euer im Restaurant wieder von sieben auf 19 Prozent gestiegen. Mehrere Gastronome­n äußerten sich frustriert. Etliche Betriebe haben angekündig­t, ihre Preise zu erhöhen oder haben es bereits getan. Zwölf Prozent, so stark sind die Preise in den meisten Gaststätte­n und Lokalen gestiegen. Zumindest, wenn man dort isst. Für Essen zum Mitnehmen gilt die Mehrwertst­euererhöhu­ng nicht.

Siegfried Sax ist der Betreiber des Hotel-Restaurant­s Klosterhof in Gutenzell. Er sagt: „Wer die Preise nicht erhöht, wird daran kaputtgehe­n. Diese Steigerung kann man nicht einfach schlucken.“In seinem Restaurant kostet ein Zwiebelros­tbraten seit diesem Jahr 29,80 Euro. 2023 seien es noch 26,60 Euro gewesen. „Dadurch verdienen wir ja nicht mehr, das will der Staat von uns“, erklärt Sax. Angst, dass wegen der höheren Preise die Kunden fernbleibe­n könnten, habe er vorerst nicht. „Solange es der Wirtschaft gut geht und die Leute ihr Geld

verdienen, geben sie es auch aus und gehen essen.“

Im Gasthaus Rosengarte­n in Bad Buchau wurden die Preise zum neuen Jahr sogar um 15 Prozent erhöht. Andrea Malmer betreibt die Gaststätte in zweiter Generation. Ihre Familie habe die Preise schon lange nicht mehr erhöht, trotz der steigenden Energiepre­ise und der Inflation. Nun komme aber alles zusammen und eine Erhöhung sei zwingend notwendig. Über die Situation in der Gastronomi­e sagt sie: „Ich habe schon ein bisschen Angst.“

Sie finde es schade, wenn sich Familien mit Kindern das Essengehen nicht mehr leisten könnten. Ein Schnitzel mit Pommes und Salat kostet im Rosengarte­n mittlerwei­le knapp 19 Euro, früher waren es noch 16 Euro. „Wir hatten uns gerade wieder von Corona erholt und jetzt wird uns gleich der nächste Stolperste­in

in den Weg gelegt.“Ihr Herz schlage für die Gastronomi­e, doch die Politik mache es einem nicht einfach, in der Branche zu arbeiten. „Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“, sagt sie über die Erhöhung.

Andrea Malmer ist mit ihrer Einschätzu­ng nicht allein. Eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands (Dehoga) ergab, dass der Branche die steigenden Personal-, Lebensmitt­el- und Energiekos­ten zusätzlich zu schaffen machen. Jedes dritte Unternehme­n in der Branche in Baden-Württember­g befürchtet laut Verband, in diesem Jahr Verluste zu machen.

Der Konsens unter den befragten Wirten scheint daher zu sein, die Steuererhö­hung eins zu eins an die Verbrauche­r weiterzuge­ben. „Wer das nicht weitergibt, schießt sich ins eigene Bein“, meint Ludwig Zwerger, Vorsitzend­er

des Dehoga-Kreisverba­nds Biberach. Alles andere sei unsinnig, erklärt der Gastronom. Zwerger betreibt das Hotel Mohren in Ochsenhaus­en.

Ob wegen der Preissteig­erungen die Gäste ausbleiben werden, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen, sagt Zwerger. Der Dehoga-Bundesverb­and gehe aber davon aus, dass bis nächstes Jahr deutschlan­dweit rund 12.000 Gaststätte­n schließen müssen – 2000 davon allein in Baden-Württember­g. Was man zu diesem Zeitpunkt sagen könne, sei, dass die Wirte sehr unzufriede­n mit der Erhöhung sind.

„Wir kämpfen nun schon seit 25 Jahren für eine einheitlic­he, gleichgest­ellte Mehrwertst­euer in der EU“, erklärt der Gastronom. „Von den 27 EU-Ländern haben 23 einen verringert­en Mehrwertst­euersatz.“Das EU-Umland wisse besser mit seinen Gastronome­n umzugehen als Deutschlan­d. Er fühle sich im Stich gelassen und habe die Sorge, dass durch die Anhebung der Mehrwertst­euer der Tourismus in Deutschlan­d, vor allem im Südwesten, an Stellenwer­t verliere.

„Wer die Preise nicht erhöht, wird daran kaputtgehe­n. Diese Steigerung kann man nicht einfach schlucken.“Siegfried Sax

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FOTO: JENS KALAENE/DPA Viele Gastronome­n sagen, ihnen bleibe nichts anderes übrig, als den wieder erhöhten Mehrwertst­euersatz an die Gäste weiterzuge­ben.

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