Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Geneigtem Zuspruch sehe ich entgegen“
Aus kleinen Anfängen schuf Matthäus Schmid ein leistungsstarkes Bauunternehmen – Jetzt ist er 86-jährig gestorben
- Trauer um Matthäus Schmid: Im Alter von 86 Jahren ist der Seniorchef des gleichnamigen Bauunternehmens aus Baltringen am Donnerstag gestorben.
Auf einem Bauernhof in Baltringen aufgewachsen, absolvierte Schmid nach dem Krieg eine Maurerlehre und die Meisterschule. Am 1. Januar 1963 gründete er seine Baufirma förmlich „aus dem Nichts“, wie der jüngste Sohn Fridolin schildert: „Einzige Vermögensposition in der ersten Bilanz war sein altes Auto.“Im selben Jahr heiratete er; mit seiner Frau Elisabeth bekam er drei Söhne und eine Tochter.
„Ich übernehme sämtliche Arbeiten in Hoch- und Tiefbau. Geneigtem Zuspruch sehe ich entgegen“, inserierte Schmid damals in der „Schwäbischen Zeitung“. Erste Kunden zu gewinnen war jedoch kein Leichtes, denn die Geschäftseröffnung fiel in jenen bitterkalten Winter, in dem sogar der Bodensee gefror. Ein Safthersteller aus Altheim, der seinen Heizungsraum umgestalten wollte, verschaffte dem jungen Maurermeister dann aber den ersten Auftrag. Wenig später durfte er die Villa des Laupheimer Unternehmers Josef Uhlmann bauen. „Da hatte ich richtig Glück“, erzählte Schmid noch Jahrzehnte später.
Das Geschäft wuchs stetig, nicht zuletzt mit Aufträgen der öffentlichen Hand und der Industrie, und Matthäus Schmid vergrößerte den Betrieb weitsichtig; er ergänzte ihn um eine eigene Zimmerei und Schlosserei und legte auch dergestalt Fundamente, auf denen seine Söhne Felix, Christian und Fridolin weiter aufbauen konnten, als sie in den Neunzigern ins Unternehmen einstiegen. Aus kleinen Anfängen ist so eine der leistungsstärksten Baufirmen in der Region entstanden, die heute 350 Menschen beschäftigt und rund 120 Millionen Euro Jahresumsatz erzielt, ihren Kunden eine Rundum-Betreuung von der Planung bis zum späteren Betrieb des Gebäudes sowie Bauträgerund Investorenprojekte anbietet; eine Firma, die sämtliche Schlüsselkompetenzen für das Bauen mit Beton, Holz und Stahl im eigenen Haus vereint und in allen Sparten des Bauens bewandert ist.
Die Anzahl der realisierten Projekte ist Legion – Industriebauten für Uhlmann, Airbus, Kässbohrer, Boehringer und Schlecker gehören ebenso dazu wie das Laupheimer Rathaus (dessen Abriss für Matthäus Schmid aus Nachhaltigkeitsgründen ein Sündenfall gewesen wäre), der Siloturm der Schapfenmühle und die Synagoge in Ulm, das Medienhaus „K 42“in Friedrichshafen, Wohn- und Geschäftshäuser. Die Liste ließe sich fast endlos fortsetzen. Einen schöneren Beruf als den ihren gebe es nicht, pf legte der Firmengründer seinen Auszubildenden zu sagen: „Wir machen keinen Tag genau das Gleiche. Jedes Bauwerk ist ein Unikat.“
Bei Bauherren geschätzt waren seine Innovationsfreudigkeit und Kreativität. Hans-Jürgen Fischer, langjähriger Laupheimer Stadtbaumeister und zuvor im Ulmer Baudezernat tätig, erinnert sich an das Projekt Illerbrücke zwischen Wiblingen und Neu-Ulm in den 80er-Jahren: „Schmid baute die neue Brücke neben der alten, ließ dann die alte abreißen und die neue an ihre Stelle schieben. Dazu hatte er eigens einen renommierten Statiker aus dem Saarland konsultiert.“Überhaupt Brücken: Sie waren nachgerade ein Steckenpferd für Matthäus Schmid, den sie im Ulmer Rathaus lange nur „den Baltringer“nannten.
Auch in Diensten der Stadt Laupheim hat Fischer die „exzellente Zusammenarbeit“mit Matthäus Schmid beeindruckt, das bescheidene Auftreten, der Ehrgeiz, wenn er einen Auftrag unbedingt haben wollte, und seine Großzügigkeit. Als die „Staubigen Brüder“ehrenamtlich das Kleine Schlössle und die Schlosstürme sanierten, stellte er unentgeltlich Maschinen und Material.
„Nachdem sich unser Vater aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hatte, ließ er uns machen“, sagt Fridolin Schmid. „Er konnte loslassen. Auch dafür sind wir ihm zutiefst dankbar.“Bis zuletzt aber interessierte sich der Senior „glockenwach“für das Firmengeschehen.
Er kam zu den montäglichen Geschäftsführerbesprechungen, war ein geschätzter Ratgeber und gratulierte jedem aus der Belegschaft telefonisch zum Geburtstag. Das Fest zum 60-jährigen Bestehen des Unternehmens im vergangenen Juni hat er noch in vollen Zügen genossen, die Belegschaft feierte ihn.
Vor zwei Jahren kam ihm der Ehering abhanden, was ihn schmerzte. Just diesen Mittwoch wurde er gefunden, auf dem Krankenbett steckte Matthäus Schmid ihn sich beglückt wieder an. Tags darauf ist er entschlafen. Am Freitag, 26. Januar, wird er auf dem Alten Friedhof in Laupheim neben seiner 2020 verstorbenen Frau Elisabeth zur letzten Ruhe gebettet. Zuvor ist um 13.30 Uhr Trauergottesdienst in Sankt Peter und Paul, sowie am Donnerstag, 25. Januar, um 18.30 Uhr Abschiedsgebet in der Marienkirche.