Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Frost und Stürme werfen Bäume um

So viele Bäume entwurzelt wie selten zuvor im Alb-Donau-Kreis – Forstarbei­ter sind im Dauereinsa­tz

- Von David Drenovak

- Wer in jüngster Zeit in Wald und Flur unterwegs war, hat bestimmt die großen Schäden bemerkt, die Schnee und Sturm beim Baumbestan­d im AlbDonau-Kreis angerichte­t haben. Besonders die Zahl der entwurzelt­en Bäumen ist in diesem Jahr extrem nach oben geschnellt. Je nach Lage der Wälder sind die Schäden unterschie­dlich, auch wenn Höhenlagen und Täler gleicherma­ßen betroffen sind.

Die betreuende­n Forsteinri­chtungen werden durch die zusätzlich­e Arbeit in ihrer Jahresplan­ung schon jetzt deutlich zurückgewo­rfen und konzentrie­ren sich erst einmal auf akute Flächen. Die gute Nachricht ist, dass die Wälder weitestgeh­end gefahrlos für Erholung und Freizeit genutzt werden können.

Thomas Herrmannn, Leiter des Forstbezir­ks Ulmer Alb, bei ForstBW hat schon einige Dienstjahr­e in der Region hinter sich. Entspreche­nd gut kennt er die Wälder sowohl auf der Alb als auch im Donautal. Insgesamt umfasst Herrmans Bezirk zehn Reviere mit vielfältig­en BuchenMisc­hwälder auf den Juragestei­nsformatio­nen der Schwäbisch­en Alb. Die Donau bildet ab Marchtal die südliche Grenze des Forstbezir­ks, im Norden reicht er von Bad Ditzenbach bis Herbrechti­ngen an die bayerische Grenze. „In den Bereichen bei Allmending­en, Lauterach und dem Schmiechta­l war es vom Schneebruc­h her das Schlimmste, was alteingese­ssene Revierleit­er erlebt haben“sagt Herrmann und fügt an: Besonders, dass so viele Bäume komplett umgeworfen und entwurzelt wurden, habe es

in seiner Zeit noch nie gegeben.

Es habe verschiede­ne Ursachen, die zusammenka­men und für das Umstürzen so vieler Bäume sorgten: Der Boden sei komplett nass, jedoch nicht gefroren gewesen. Dann sei die riesige Menge an Schnee hinzugekom­men, die es vor allem in die Nordhänge hineingewe­ht habe. „Besonders die alten Bäume im Bestand in den Hanglagen und an Wegrändern sind dann umgefallen. Wo es zusätzlich sehr ärgerlich für uns ist, im ganzen Forstbezir­k hat es sehr viele Traufbäume umgeworfen.“

Auch Privatwald­besitzer sind gefordert. Dabei ist gerade diese Arbeit sehr gefährlich. „Das ist hochgefähr­lich. Wenn da so ein

Baum richtig schräg im Hang liegt, da braucht man große Maschinen für die Aufarbeitu­ng. Ich würde da niemandem raten, selbst nur mit der Hand zu sägen. Ich würde mich das selber nicht trauen.“Wenn ein Baum in der Ebene liegt, sei es hingegen wie ein gefällter Bau und kein Problem. Aber gerade bei Bäumen, die in den Hängen oder über Wege liegen, sollten auch private Waldbesitz­er Profis holen, appelliert Thomas Herrmann. Alles andere sei zu riskant. Erst jüngst wurde ein privater Waldbesitz­er von einem schräg hängenden Baum erschlagen, als er diesen nur inspiziere­n wollte.

Selbst die Forstprofi­s greifen in solchen Fällen zu Maschinen.

Zwei Wochen lang haben sie nur die wichtigste­n Wander- und Forstwege freigeschn­itten. Alles andere folge nach und nach bis hinein ins Frühjahr. Bis der letzte Baum weg ist, werde es schon März oder April werden. Was die Waldnutzun­g angeht, so bestehe keine allzu große Gefahr für Wanderer oder Spaziergän­ger. „Jene Bäume, die jetzt umgefallen sind, die liegen eben. Im Notfall muss man einen Weg drum herum suchen. Wir können das nicht in den nächsten zwei drei Wochen aufräumen“, sagt Herrmann.

Hauptsächl­ich getroffen hat es die Reviere Allmending­en und Lauterach, aber auch Ulm. Jene Lagen, die etwas tiefer liegen, hat es stärker getroffen als die auf der

Albhochf läche. Wie bereits gesagt, an nördliche Hanglagen oder Träufen war es besonders schlimm. „Alles wo Bäume einseitige Kronen hatten oder schon leicht raushängen – ganz häufig waren dort Eschen betroffen, die durchs Eschentrie­bsterben schon vorgeschäd­igt waren.“

Immerhin bedeutet die Sturmschäd­en für den Forst oder auch Privatwald­besitzer keinen großen wirtschaft­lichen Schaden. Wenn Eschen oder Buchen nicht auf Wegen liegen, können diese auch gerne als Totholz im Wald verbleiben, sagt Thomas Herrmann ergänzt aber: „Wenn es hingegen Fichten sind, müssen wir die sofort aufarbeite­n, sonst züchten wir uns da wieder Borkenkäfe­r

heran.“Zusammenge­fasst könne er sagen, beim Schneebruc­h sei finanziell nicht so viel Schaden entstanden, aber alleine von der Menge her habe es heuer zwei bis drei mal so viel gegeben, wie in den vergangene­n Jahren. Allerdings haben die Stürme den Zeitplan von Thomas Herrmann und seinen Mitarbeite­rn um gute zwei Wochen zurückgewo­rfen.

Auch was die Sturmböen des vergangene­n Jahres angeht, sei der Schaden außergewöh­nlich. „Ich kann mich nicht erinnern, so lang anhaltend Böen gehabt zu haben, die einzelne Bäume umgeworfen haben. Die haben vermehrt die Fichtenrev­iere getroffen im Bereich Ehingen und an der Donau entlang. In einem Revier hat es den kompletten Jahreseins­chlag geworfen.“Seit letztem Sommer gebe es immer solche Wetterlage­n. Oft treffen kleine lokale Stürme die Bestände stark genug, dass sie Schaden anrichten. „Das trifft uns immer mehr und das können wir ganz klar unter dem Klimawande­l subsumiere­n.“

Die Bestände seien dann angerissen, weitere einzelne Bäume fallen in der Folge. Deswegen bliebe Thomas Herrmann nichts anderes übrig, als gleich im März und April den nächsten Durchgang einzuplane­n, in dem erneut aufgeräumt wird. Die Förster seien dadurch auch am Rande ihrer Motivation. „Dann hat man endlich alles aufgeräumt, dann kommt der nächste kleine Sturm und dann geht alles von vorne los.“Der Holzeinsch­lag laufe indes auf vollen Touren. In manchen Gebieten könnten die Teams einen Teil des Sturmholze­s gleich mit aufräumen. „Aber auch dort schaffen wir nicht alles“, sagt Herrmann.

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FOTO: DKD In diesem Winter sind so viele Bäume, wie noch nie, entwurzelt worden in den Wäldern der Region.

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