Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Frost und Stürme werfen Bäume um
So viele Bäume entwurzelt wie selten zuvor im Alb-Donau-Kreis – Forstarbeiter sind im Dauereinsatz
- Wer in jüngster Zeit in Wald und Flur unterwegs war, hat bestimmt die großen Schäden bemerkt, die Schnee und Sturm beim Baumbestand im AlbDonau-Kreis angerichtet haben. Besonders die Zahl der entwurzelten Bäumen ist in diesem Jahr extrem nach oben geschnellt. Je nach Lage der Wälder sind die Schäden unterschiedlich, auch wenn Höhenlagen und Täler gleichermaßen betroffen sind.
Die betreuenden Forsteinrichtungen werden durch die zusätzliche Arbeit in ihrer Jahresplanung schon jetzt deutlich zurückgeworfen und konzentrieren sich erst einmal auf akute Flächen. Die gute Nachricht ist, dass die Wälder weitestgehend gefahrlos für Erholung und Freizeit genutzt werden können.
Thomas Herrmannn, Leiter des Forstbezirks Ulmer Alb, bei ForstBW hat schon einige Dienstjahre in der Region hinter sich. Entsprechend gut kennt er die Wälder sowohl auf der Alb als auch im Donautal. Insgesamt umfasst Herrmans Bezirk zehn Reviere mit vielfältigen BuchenMischwälder auf den Juragesteinsformationen der Schwäbischen Alb. Die Donau bildet ab Marchtal die südliche Grenze des Forstbezirks, im Norden reicht er von Bad Ditzenbach bis Herbrechtingen an die bayerische Grenze. „In den Bereichen bei Allmendingen, Lauterach und dem Schmiechtal war es vom Schneebruch her das Schlimmste, was alteingesessene Revierleiter erlebt haben“sagt Herrmann und fügt an: Besonders, dass so viele Bäume komplett umgeworfen und entwurzelt wurden, habe es
in seiner Zeit noch nie gegeben.
Es habe verschiedene Ursachen, die zusammenkamen und für das Umstürzen so vieler Bäume sorgten: Der Boden sei komplett nass, jedoch nicht gefroren gewesen. Dann sei die riesige Menge an Schnee hinzugekommen, die es vor allem in die Nordhänge hineingeweht habe. „Besonders die alten Bäume im Bestand in den Hanglagen und an Wegrändern sind dann umgefallen. Wo es zusätzlich sehr ärgerlich für uns ist, im ganzen Forstbezirk hat es sehr viele Traufbäume umgeworfen.“
Auch Privatwaldbesitzer sind gefordert. Dabei ist gerade diese Arbeit sehr gefährlich. „Das ist hochgefährlich. Wenn da so ein
Baum richtig schräg im Hang liegt, da braucht man große Maschinen für die Aufarbeitung. Ich würde da niemandem raten, selbst nur mit der Hand zu sägen. Ich würde mich das selber nicht trauen.“Wenn ein Baum in der Ebene liegt, sei es hingegen wie ein gefällter Bau und kein Problem. Aber gerade bei Bäumen, die in den Hängen oder über Wege liegen, sollten auch private Waldbesitzer Profis holen, appelliert Thomas Herrmann. Alles andere sei zu riskant. Erst jüngst wurde ein privater Waldbesitzer von einem schräg hängenden Baum erschlagen, als er diesen nur inspizieren wollte.
Selbst die Forstprofis greifen in solchen Fällen zu Maschinen.
Zwei Wochen lang haben sie nur die wichtigsten Wander- und Forstwege freigeschnitten. Alles andere folge nach und nach bis hinein ins Frühjahr. Bis der letzte Baum weg ist, werde es schon März oder April werden. Was die Waldnutzung angeht, so bestehe keine allzu große Gefahr für Wanderer oder Spaziergänger. „Jene Bäume, die jetzt umgefallen sind, die liegen eben. Im Notfall muss man einen Weg drum herum suchen. Wir können das nicht in den nächsten zwei drei Wochen aufräumen“, sagt Herrmann.
Hauptsächlich getroffen hat es die Reviere Allmendingen und Lauterach, aber auch Ulm. Jene Lagen, die etwas tiefer liegen, hat es stärker getroffen als die auf der
Albhochf läche. Wie bereits gesagt, an nördliche Hanglagen oder Träufen war es besonders schlimm. „Alles wo Bäume einseitige Kronen hatten oder schon leicht raushängen – ganz häufig waren dort Eschen betroffen, die durchs Eschentriebsterben schon vorgeschädigt waren.“
Immerhin bedeutet die Sturmschäden für den Forst oder auch Privatwaldbesitzer keinen großen wirtschaftlichen Schaden. Wenn Eschen oder Buchen nicht auf Wegen liegen, können diese auch gerne als Totholz im Wald verbleiben, sagt Thomas Herrmann ergänzt aber: „Wenn es hingegen Fichten sind, müssen wir die sofort aufarbeiten, sonst züchten wir uns da wieder Borkenkäfer
heran.“Zusammengefasst könne er sagen, beim Schneebruch sei finanziell nicht so viel Schaden entstanden, aber alleine von der Menge her habe es heuer zwei bis drei mal so viel gegeben, wie in den vergangenen Jahren. Allerdings haben die Stürme den Zeitplan von Thomas Herrmann und seinen Mitarbeitern um gute zwei Wochen zurückgeworfen.
Auch was die Sturmböen des vergangenen Jahres angeht, sei der Schaden außergewöhnlich. „Ich kann mich nicht erinnern, so lang anhaltend Böen gehabt zu haben, die einzelne Bäume umgeworfen haben. Die haben vermehrt die Fichtenreviere getroffen im Bereich Ehingen und an der Donau entlang. In einem Revier hat es den kompletten Jahreseinschlag geworfen.“Seit letztem Sommer gebe es immer solche Wetterlagen. Oft treffen kleine lokale Stürme die Bestände stark genug, dass sie Schaden anrichten. „Das trifft uns immer mehr und das können wir ganz klar unter dem Klimawandel subsumieren.“
Die Bestände seien dann angerissen, weitere einzelne Bäume fallen in der Folge. Deswegen bliebe Thomas Herrmann nichts anderes übrig, als gleich im März und April den nächsten Durchgang einzuplanen, in dem erneut aufgeräumt wird. Die Förster seien dadurch auch am Rande ihrer Motivation. „Dann hat man endlich alles aufgeräumt, dann kommt der nächste kleine Sturm und dann geht alles von vorne los.“Der Holzeinschlag laufe indes auf vollen Touren. In manchen Gebieten könnten die Teams einen Teil des Sturmholzes gleich mit aufräumen. „Aber auch dort schaffen wir nicht alles“, sagt Herrmann.