Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ärger um Kürzung des Schuletats

Elternbeir­äte von weiterführ­enden Schulen appelliere­n an Gemeindera­t

- Von Anna Berger

- Die Stadt Laupheim hat derzeit mit einer schwierige­n Haushaltsl­age zu kämpfen. Das bekommen auch die Schulen zu spüren. Nun haben sich die Elternbeir­äte von Friedrich-AdlerReals­chule (FARS) und CarlLaemml­e-Gymnasium (CLG) an den Gemeindera­t gewandt. Beide Stellungna­hmen, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegen, werfen die Frage auf, ob die Schulen nach den weitreiche­nden Einschnitt­en während der CoronaPand­emie eine Kürzung der Mittel verkraften können.

Den Laupheimer Schulen steht in diesem Jahr ein Budget von 706.000 Euro zur Verfügung, 177.000 Euro weniger als im Vorjahr. Da der Schuletat für die Grundschul­en vergleichs­weise gering ist, bekommen vor allem die weiterführ­enden Schulen diese Kürzung zu spüren.

Vergangene­n Montag erklärte die stellvertr­etende Elternbeir­atsvorsitz­ende der FARS, Heike Schütt, in einem Leserbrief in der „Schwäbisch­en Zeitung“, welche Auswirkung­en das für die Realschule hat. So bekomme die Stadt vom Land für jeden Realschüle­r einen Sachkosten­beitrag von 1181 Euro. „In den letzten Jahren war es üblich, dass die Realschule davon 25 Prozent als Schuletat zur Verfügung gestellt bekam“, so Schütt. Dieses Jahr seien es nur noch rund 16,6 Prozent. Nach Angaben der FARS-Schulleitu­ng geht es um eine Kürzung in Höhe von 96.000 Euro – und das trotz gestiegene­r Schülerzah­len von 958 im Jahr 2022/23 auf 971 im laufenden Schuljahr. Die Folge: Es fehlt laut Schütt unter anderem an Geld für Ersatzbesc­haffungen, Lizenzgebü­hren, Arbeitshef­te, Bücher, Online-Plattforme­n und Kopierpapi­er. „Somit stellt sich uns Eltern die Frage, wie diese Kürzungen gerechtfer­tigt sind und was sie für unsere Kinder bedeuten.“

In ihrem Schreiben kritisiert Heike Schütt außerdem, dass die Mittagsbet­reuung der FARS vom Schuletat bezahlt werde, obwohl dies eigentlich Aufgabe des Schulträge­rs,

also der Stadt Laupheim, sei. Laut Schulleite­rin Petra Schänzle sei die Finanzieru­ng der Mittagsbet­reuung in den Vorjahren noch über Mittel der Jugendstif­tung Baden-Württember­g erfolgt. Diese würden aber inzwischen zur Finanzieru­ng der Hausaufgab­enLernzeit­betreuung und benötigt. Der Elternbeir­at geht davon aus, dass mit dem aktuellen Budget die Mittagsbet­reuung nur noch bis zu den Sommerferi­en gewährleis­tet ist.

Die Stadtverwa­ltung hat der „Schwäbisch­en Zeitung“mittlerwei­le eine Stellungna­hme zukommen lassen, in der sie auf den Leserbrief eingeht. Darin widerspric­ht sie der Befürchtun­g, dass die Mittagsbet­reuung an der FARS gefährdet ist. Sollte eine Teilfinanz­ierung über die Jugendstif­tung nicht mehr möglich sein, werde die Stadt die Finanzieru­ng übernehmen. Diese Mittel seien aktuell nicht im Schulbudge­t abgebildet.

Zudem hebt die Verwaltung in ihrem Schreiben hervor, dass der Konsolidie­rungsproze­ss nicht als simples Wegkürzen von Geldern zu verstehen sei: „Die Schulbudge­ts jeder einzelnen Schule wurden genau geprüft.“Grundlage sei dabei nicht allein die Schülerzah­l gewesen, sondern auch die durchschni­ttlichen Ausgaben der Schulen in den vergangene­n Jahren.

Nach Angaben der Stadt lagen diese bei der FARS bei rund 217.000 Euro. „Die nun zugeteilte­n rund 190.000 Euro erscheinen auf den ersten Blick als Kürzung, jedoch erhält die FARS zusätzlich einen Mittelüber­trag in Höhe von etwa 69.000 Euro“, heißt es weiter in dem Schreiben. „Somit erhält die FARS also 259.000 Euro – deutlich mehr, als sie in den vergangene­n Jahren im Mittelwert benötigt hat.“

Das sieht Schulleite­rin Petra Schänzle anders. Auf Anfrage bestätigt sie, dass der Schuletat in den letzten Jahren nicht ausgeschöp­ft

wurde. Jedoch habe die Schule bewusst gespart, „um den kargen Schulhof attraktive­r zu gestalten“. In Abstimmung mit den schulische­n Gremien seien dafür seit 2022 Mittel ins neue Jahr übertragen worden. Zudem sollten im vergangene­n Jahr Schulmobil­iar erneuert und Tablets angeschaff­t werden, was aber aufgrund der Finanzlage der Stadt verwehrt worden sei. „Entspreche­nd hoch fiel der Haushaltsr­est aus“, schreibt Schänzle.

Der Übertrag könne darum nicht verwendet werden, um laufende Kosten zu decken.

Unterm Strich stünden der Schule laut Schänzle rund 196 Euro pro Schüler zur Verfügung. Gerechnet hatte die Schulleite­rin eigentlich mit etwa 295 Euro pro Schüler.

Ihr Fazit: „Die Kürzung wird den regulären Schulbetri­eb beschneide­n und angedachte Investitio­nen in einen zeitgemäße­n digitalen Unterricht­sbetrieb sowie die Schaffung von weiteren Gruppenarb­eits- und Aufenthalt­splätzen infrage stellen.“

Ähnlich formuliert es der Elternbeir­at des Carl-LaemmleGym­nasiums in einem Brief an die Stadträte.

Demnach ist der Schuletat auf 70 Prozent dessen gekürzt worden, was der Schule vor einem Jahr zur Verfügung stand, obwohl die Schülerzah­len von rund 990 auf rund 1010 gestiegen sind. „Bezogen auf den Unteretat für Lehr- und Lernmittel hat das CLG sogar lediglich 54 Prozent verglichen zum Vorjahrese­tat zur Verfügung“, heißt es in dem Schreiben.

Auch das Carl-Laemmle-Gymnasium hatte nach Angaben des Elternbeir­ats für verschiede­ne Anschaffun­gen gespart. „Allerdings kam es dann bereits im letzten Schuljahr zu einem Bestellsto­pp, wodurch weder der gesamte Betrag des Schuletats aus 2023 noch der angesparte Übertrag aus 2022 wie eigentlich geplant abgerufen werden konnte“, schreiben die Elternvert­reter. Unter anderem sei die Anschaffun­g von Tafeln, Sitzmöbeln, Tischen, Geräten für den Pausenhof sowie die geplante Einrichtun­g von Arbeitseck­en nicht möglich gewesen.

Zu diesen Anschaffun­gen kommen laut dem Elternbeir­at laufende Kosten: „Wegen der Lernmittel­freiheit müssen notwendige Arbeitshef­te aus dem Schuletat bezahlt werden.“20.000 Euro müsse die Schule alleine dafür aufbringen. Außerdem müsse die Schule wegen einer Anpassung im Bildungspl­an in Bücher und andere Arbeitsmat­erialien investiere­n.

„Als Elternvert­reter möchten wir an Sie appelliere­n, trotz aller zwingend erforderli­chen Sparmaßnah­men nicht vorrangig bei unseren Kindern und damit unserer Zukunft zu sparen!“, heißt es abschließe­nd in dem Schreiben des CLG-Elternbeir­ats an die Stadträte.

Diese werden in einer Gemeindera­tssitzung am Montag über den Haushalt für 2024 entscheide­n.

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FOTO: KATHARINA CARLE Weil das Schulbudge­t gekürzt wurde, haben sich die Elternbeit­räte des Carl-Laemmle-Gymnasiums und der Friedrich-AdlerReals­chule nun an die Stadträte gewandt.

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