Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Verena Bentele als großes Vorbild und Mutmacherin
Zum SPD-Neujahrsempfang kommen mehr als 150 Gäste in die Stadthalle Biberach
- Mit einer besonderen Rednerin hat die SPD im Kreis Biberach am Donnerstagabend mehr als 150 interessierte Gäste in die Stadthalle Biberach gelockt. Alle warteten gespannt auf die Festrede, die beim diesjährigen SPD-Neujahrsempfang von der mehrfachen Weltmeisterin Verena Bentele gehalten wurde. Sie ist ein großes Vorbild in vielen Bereichen: menschlich, sportlich wie auch politisch. Verena Bentele als Mutmacherin in schwierigen Zeiten.
Die aus Wellmutsweiler (Tettnang) stammende Verena Bentele ist seit 2018 Präsidentin des Sozialverbands VdK, zuvor war sie Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. Vor ihrer politischen Laufbahn war die 41-Jährige erfolgreiche Leistungssportlerin im Langlauf und Biathlon und gewann unter anderem zwölfmal Gold bei den Paralympics und war viermal Weltmeisterin. Verena Bentele ist von Geburt an blind und legte eine steile Karriere hin, die noch lange nicht beendet ist. Vor allem politisch hat sie einige Ziele, die sie für die Menschen in Deutschland erreichen möchte.
Vor zwölf Jahren war Verena Bentele schon einmal zu Gast in Biberach. Für Simon Özkeles, Vorsitzender der SPD im Kreis Biberach, sollte das zur Tradition werden: „Wir freuen uns schon, dich in zwölf Jahren wiederzusehen und sind gespannt, was du bis dahin alles erreicht hast.“Er beschreibt sie als wahre Sportkanone und ist beeindruckt von ihrem weiteren Lebenslauf: „Von manchen Profisportlern hört man nach der sportlichen Karriere nichts mehr, andere wiederum gehen ins Dschungelcamp, weil sie pleite sind, und wieder andere eröffnen Dönerbuden und Eisläden. Aber du bist in die Politik eingestiegen und setzt dich für soziale Gerechtigkeit ein“, sagte Özkeles in seiner Begrüßung. „Und damit bist du wirklich ein sehr großes Vorbild für viele Menschen in Deutschland.“
Simon Özkeles ging in seiner anschließenden Rede vor allem auf die aktuelle politische Lage in Deutschland ein, die ihn in diesen Tage sehr nachdenklich stimme. „Es tut gut, dass jetzt viele Menschen auf die Straße gehen und sich gegen die Rechten zur Wehr setzen.“Denn für ihn ist ganz klar: „Wir dürfen keine schweigende Mehrheit in diesem Land sein. Wir müssen zeigen, dass wir gemeinsam bereit sind, für Demokratie und die Rechte eines jeden Einzelnen einzutreten.“Dafür gab es viel Applaus von den Gästen.
Als nächstes trat Rolf Preißing, Vizepräsident des Sportkreises Biberach, ans Mikrofon. Auch er konnte Simon Özkeles nur zustimmen und hob die Bedeutung des Sports für die Gesellschaft
hervor: „Sport ist ein sozialer Kit und deshalb auch wichtig für den sozialen Frieden und dessen Erhalt“, sagte er. Auch das Ehrenamt spiele hier eine entscheidende Rolle und müsse deshalb dringend mehr gefördert werden.
Der VdK-Kreisvorsitzende Helmut Stebner freute sich sehr, beim SPD-Neujahrsempfang so viele VdKler begrüßen zu können: „Sie alle wollten Verena Bentele nicht verpassen.“Doch bevor die VdK-Präsidentin zu Wort kam, lud Helmut Stebner in seiner Rede noch zu einer kleinen Reise in die Vergangenheit ein und berichtete, welch historisch große Bedeutung die Stadt Biberach für den VdK hat: Denn im Jahr 1948 fand die erste VdK-Landesverbandsversammlung tatsächlich in Biberach statt.
Und schließlich war auch noch der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster an der Reihe und sprach sich ebenfalls einiges von der Seele: „Ich bin hierher gefahren und habe sogleich einen Traktor mit einem Plakat gesehen, auf dem stand ,Die Ampel muss weg’.“Für ihn ist ganz klar: „Es gibt hier unter manchen Menschen ein ganz großes Missverständnis: Die Ampel ist nicht schuld, sondern es ist Putin mit seinem Angriff gegen die Ukraine. Das ist eine große Gefahr für unsere Freiheit und für unsere Gesellschaft.“Deshalb ist auch er glücklich, dass die Menschen in Deutschland jetzt nicht mehr schweigen, sondern aufstehen und die Demokratie verteidigen. Und in diesen schweren Zeiten sei es deshalb umso wichtiger, Vorbilder zu haben. „Wir brauchen
Menschen, die Vorbilder sind – und dazu zählt Verena Bentele“, sagte Martin Gerster und leitete damit perfekt zur Festrede der ehemaligen Profisportlerin über.
Mit ihrer positiven Energie hatte Verena Bentele dann auch sofort alle Gäste auf ihrer Seite: „Für mich ist das heute ein Festtag, hier sind alle meine Lieblingsvereine vertreten: der VdK, die SPD und der Sportkreis. Jetzt würde für mich nur noch der VfB Stuttgart fehlen“, sagte sie lächelnd. Aber sie schlug auch ernste Töne an: „Mich beschäftigt aktuell die Unzufriedenheit vieler Menschen, die einer rechten Partei nahestehen“, so Bentele. „Wir wollen diese Menschen zurückholen, wir müssen mehr über sachliche Themen sprechen und den Menschen Hoffnung geben.“
Der Koalitionsvertrag beinhalte für Verena Bentele viele Hoffnungen. „Da sind sehr wichtige Themen verankert, die uns als Gesellschaft weiterbringen.“Diese Hoffnungen seien aber auch mit großen Erwartungen verbunden. Hier ging sie auf Themen wie Bürgergeld und Klimageld ein, auf die Pf lege und Unterstützung von Angehörigen und auch auf die Kindergrundsicherung.
„Wir haben in Deutschland großes Potenzial, das wir nutzen müssen.“Vor allem in der Pf lege von Angehörigen müsse es Lohnersatzleistungen geben: „Was manche Menschen hier tagtäglich leisten, ist enorm“, so Bentele. „Und wer mich kennt, der weiß, dass ich Karl Lauterbach schwer auf die Nerven gehen kann, und das mache ich auch.“