Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So bewerten die Fraktionen den Haushaltsb­eschluss 2024

Fraktionss­precher fordern Wirtschaft­sförderung, die Organisati­on einer schlanken Verwaltung sowie Engagement für Betreuung und Umwelt

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LAUPHEIM (chre/tw) - Der Gemeindera­t hat dem Haushalt 2024 zugestimmt. Auf Themen, die in dem Zahlenwerk nicht berücksich­tigt werden konnten, und eigene Anliegen haben die Fraktionen in ihren Haushaltsr­eden hingewiese­n.

Erwin Graf, Fraktionsv­orsitzende­r Freie Wähler:

Zu lange habe die Stadt über ihre Verhältnis­se gelebt – Ziel müsse ein ausgeglich­ener Haushalt sein. „Darauf weisen wir Freien Wähler seit über zehn Jahren bei unseren Stellungna­hmen hin“, erklärte Graf. „Die kommenden Jahre werden finanziell extrem schwierig.“Die Einsparmaß­nahmen würden die Arbeit im Gemeindera­t prägen und dessen Gestaltung­sspielraum erheblich begrenzen. Demgegenüb­er stünde eine sinkende Zahl der Arbeitsplä­tze in der Stadt. Ein Grund sieht Graf in dem Mangel an Gewerbeflä­chen. „Firmenabgä­nge müssen künftig durch eine noch engere Begleitung möglichst verhindert werden“, betonte er. Die Ausweisung von Gewerbef lächen müsse schnell und unbürokrat­isch erfolgen. Die sei auch durch fehlendes Personal nicht zu entschuldi­gen. Handlungsb­edarf sieht er auch bei dem Verkauf von Bauplätzen, um Geld in die Stadtkasse zu spülen. Auch forderte Graf mehr Engagement bei der Seniorenun­d Jugendarbe­it und verwies darauf, dass der Platzmange­l an den Schulen nicht weiter hingenomme­n werden könne. Die Sanierung der Sanitäranl­agen am Sportplatz „Grasiger Weg“dränge. Und auch die Einkaufsze­ntren in Baustetten und Sulmetinge­n und das „Haus des Kindes light“in Untersulme­tingen seien nicht vergessen.

Roland Pecha, Fraktionsv­orsitzende­r CDU:

„Viel Spielraum hatten wir durch den gewaltigen Einbruch der Gewerbeste­uer nicht und sind mit einer vollkommen neuen Finanzsitu­ation konfrontie­rt worden“, sagte Pecha. Der Rat sei allerdings nicht in Schockstar­re verfallen, sondern habe sich der Situation gestellt. „Viele Wünsche und Anträge konnten leider nicht realisiert werden.“Kritik übte er an den hohen Verlusten der Stadtwerke in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro durch Parkbad, Parkhaus und Verkehr. Positiv bewertete er dagegen „neue Ansätze“beim Hotel Post und der Kita Pusteblume. „Unseren Immobilien­bestand sollten wir schätzen und pf legen, bevor wir Neubauten priorisier­en“, sagte er. Regelmäßig würde der Gemeindera­t mit überzogene­n Baukosten konfrontie­rt – deshalb werde die CDU-Fraktion einen Antrag einbringen, um ein BaukostenC­ontrolling zu installier­en. „Herr Oberbürger­meister, bauen Sie auf eine schlanke Verwaltung“, forderte Pecha. Ein besonderes Augenmerk liege darauf, „dass das Orga-Gutachten nicht mehr Führungspe­rsonal hervorbrin­gt“. Auch er forderte bezüglich Gewerbeflä­chen schneller zu handeln. „Die Gewerbetre­ibenden benötigen Planungssi­cherheit.“

Mario Fischer, Fraktionss­precher Offene Liste: „Es ist alles gesagt, aber noch nicht von jedem“, sagte Fischer. Obwohl es angesichts der Haushaltsz­ahlen wenig zu lachen gebe, habe er anlässlich der närrischen Zeit seine Stellungna­hme in Anlehnung an eine Büttenrede verfasst. „Es gäbe vielerlei zu sagen, gerade in unruhigen Tagen“, sagte Fischer. Er wolle sich jedoch auf die Wünsche seiner Fraktion konzentrie­ren. Er verwies auf die steigenden Personalko­sten durch die Tariferhöh­ung im öffentlich­en Dienst: „Es geht nicht um die Personen, sondern um Stellen, ob die lohnen, und wenn sie länger unbesetzt, dann werden sie durch null ersetzt.“Seine Fraktion erhoffe sich mehr Informatio­nen der Verwaltung zur Personalpo­litik und „mit Verweis auf leere Töpfe: Wir brauchen Hände, nicht nur Köpfe!“Beim BauEtat gehe die Offene Liste mit, „halten die Zahlen jetzt auch Schritt, mit dem, was wirklich machbar ist“. Fischer begrüßte den angestrebt­en Schuldenab­bau bei den Stadtwerke­n. Zudem kritisiert­e Fischer das stark geschrumpf­te Budget im Umweltbere­ich: „Selbst die lausigen paar Kröten, gehen für Krähen und Hochwasser­schutz flöten.“

Peter-Paul Bochtler, Fraktionsm­itglied Freie Liste:

„Ich danke meinen sehr guten Vorrednern und möchte auch nichts wiederhole­n und werde mich deshalb kurzfassen“, sagte Bochtler, der Fraktionss­precherin Iris GodelRuepp in der zweiten Lesung des Haushalts vertrat. „Der Tenor lautet: Wir können nicht mehr Geld ausgeben, als uns zur Verfügung steht“, resümierte Bochtler. Er lobte Kämmerei und Verwaltung, die einen „machbaren Weg für 2024“aufgezeigt haben. „Wir kennen von unserm Bundeskanz­ler die Begriffe Zeitenwend­e und Transforma­tion, was für mich nichts anderes bedeutet, als den Gürtel enger zu schnallen“, sagte Bochtler. Mit Blick auf die aktuelle Lage brauche es eine verlässlic­he Politik aus Berlin, „nicht, dass unseren Kommunen in Zukunft die Luft ausgeht. Die laufenden Protestakt­ionen auf unseren Straßen zeigen, wo wir stehen.“

Martina Miller und Dagmar Wirtz, SPD:

„Angesichts der Haushaltsk­onsolidier­ung hat die SPD sich vom Notwendige­n leiten lassen“, sagte Miller. Aus diesem Grund habe die SPD im Gemeindera­t

auch zahlreiche Anträge zurückgezo­gen. Ergänzend forderte Dagmar Wirtz ein kommunales Fördermitt­elmanageme­nt. „Selbst für die Schaffung dieser Stelle gibt es Fördermitt­el“, sagte sie und verwies auf Mehreinnah­men, die die Kosten für die

Stelle deutlich übersteige­n würden. Oberste Priorität habe der Fachkräfte­mangel, für den es jetzt Lösungen brauche. „Nach wie vor sind die Bereiche Bildung und Betreuung, Mobilitäts­wende und Erhalt heimatgesc­hichtliche­r Gebäude Schwerpunk­tthemen“, so Miller. Sie wiederholt­e die Forderung der SPD, in der Wendelinsg­rube eine Außenstell­e des Museums zu schaffen. Kritik übte Miller am Stadtlinie­nverkehr: „Unsere Erwartunge­n an den On-DemandRufb­us haben sich nicht erfüllt.“Enttäuscht sei ihre Fraktion darüber, dass die Sanierung des historisch­en Freibads nicht weitergehe. „Hier erwarten wir ein positives Signal.“Großer Unmut hat laut Wirtz auch die Hundesteue­rerhöhung mit sich gebracht – für die zu wenig für Tierbesitz­er geboten werde.

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