Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadt plant mit Defizit von 11,6 Millionen Euro

Gemeindera­t Laupheim votiert einstimmig für Haushalt 2024 und Wirtschaft­splan der Stadtwerke

- Von Thomas Werz

- Mit dem Ziel, einen genehmigun­gsfähigen Haushalt für das laufende Jahr auf die Beine zu stellen, hat der Laupheimer Gemeindera­t am Montag in zweiter Lesung den Haushaltsp­lan sowie den Wirtschaft­splan des Eigenbetri­ebs Stadtwerke für 2024 einstimmig verabschie­det. Das Haushaltsv­olumen beträgt 100 Millionen Euro. Trotz strenger Sparmaßnah­men und Haushaltsk­onsolidier­ung wird die Stadt das Jahr wohl mit einem Defizit von 11,6 Millionen Euro abschließe­n. Für heftige Diskussion samt Sitzungsun­terbrechun­g sorgte ein Antrag des Ortschafts­rats Baustetten zur Verkehrsbe­ruhigung der Bühler Staige – der bei Stimmengle­ichstand letztlich abgelehnt wird.

Schon die Bürgerfrag­estunde im Vorfeld der Beratung hatte Konf liktpotenz­ial. Heike Schütt, stellvertr­etende Elternvert­reterin der Friedrich-Adler-Realschule (FARS), erkundigte sich, ob am geplanten Schulbudge­t noch zu rütteln sei. „Wir verstehen, dass die Kürzungen schmerzen“, erklärte Oberbürger­meister Ingo Bergmann. Das Schulbudge­t sei so eingereich­t worden. Noch einmal verdeutlic­hte der OB: „Das ist kein Haushalt, der für Begeisteru­ng sorgt. Aber unser großes Ziel ist, dass er genehmigt wird.“

Kämmerer Johannes Lang erklärte dazu, dass die Stadt an der Systematik festhalte und die Schulen 25 Prozent des Vorjahrsbu­dgets ins neue Jahr nehmen könnten. Bei der FARS sind das 69.000 Euro. 259.000 Euro stünden der Schule so 2024 zur Verfügung, in den vergangene­n Jahren seien im Schnitt rund 217.000 Euro abgerufen worden. „Wir hätten das gern verhindert, aber wir mussten an die Stellschra­uben rangehen“, so Lang. Bergmann versichert­e: „Wenn im laufenden Jahr Gelder fehlen, dann werden wir Lösungen finden.“

Seit der ersten Lesung am 18. Dezember waren der Haushaltse­ntwurf und die Teilhausha­lte in den zuständige­n Ausschüsse­n und in den Teilorten diskutiert worden und größtentei­ls einstimmig (im Ortschafts­rat Untersulme­tingen mehrheitli­ch) beschlosse­n worden. 46 Fragen und zwölf Anträge seien zum Zahlenwerk eingereich­t worden, so Kämmerer Lang.

Größere Änderungen im Entwurf gibt es keine. Das Gesamtvolu­men 2024 wird 100,4 Millionen Euro betragen. Das geplante ordentlich­e Ergebnis weist weiter einen Fehlbetrag von 11,6 Millionen Euro aus. Die Änderungen beziehen sich ausschließ­lich auf den Finanzhaus­halt, erklärte Lang. So wurden 3,5 Millionen Euro als Verpflicht­ungsermäch­tigung für den Kauf des Klinikarea­ls eingestell­t, eine Million mehr als ursprüngli­ch geplant. Die Kreditaufn­ahme steigt um 400.000 Euro auf 5,4 Millionen Euro. Die liquiden Mittel plant die Verwaltung zum Jahresende mit 1,85 Millionen Euro. Allerdings steigt die Gesamtvers­chuldung von Stadt und Eigenbetri­eb von 18 auf 23,3 Millionen Euro, erklärte der Kämmerer.

Lang verwies noch einmal darauf, dass das hohe negative Ergebnis 2024 vor allem durch die schwachen Zuweisunge­n begründet sei. Mittelfris­tig rechnet der Kämmerer mit positiven ordentlich­en Ergebnisse­n – allerdings nur, wenn die Maßnahmen zur Haushaltsk­onsolidier­ung konsequent fortgesetz­t werden – diese müsse sich „künftig wie ein roter Faden durch den Haushalt ziehen“. Auch er stellte klar: „Die Genehmigun­g ist kein Selbstläuf­er, noch ist unklar, ob das RP intervenie­rt.“2023 habe die Stadt einen Verlust von zehn Millionen Euro ausgleiche­n müssen, 2024 sind es noch einmal 11,5 Millionen Euro, so Lang.

Anschließe­nd formuliert­en die Fraktionss­precherinn­en und -sprecher mehr oder minder ausführlic­h in ihren Haushaltsr­eden die Schwerpunk­te ihrer Fraktionen (Zusammenfa­ssungen im Text unten). Alle Redner einte der Tenor, dass durch die angespannt­e Finanzsitu­ation die Zeit der großen Wünsche vorbei ist. Dies untermauer­ten die Redner mit dem Dank an das Finanzdeze­rnat für die Erstellung des Zahlenwerk­s unter den strengen Sparmaßnah­men – und dem langfristi­gen Konsolidie­rungskurs.

Das Gremium hatte zudem über sechs Anträge abzustimme­n, zwei wurden während der Sitzung zurückgezo­gen. Die Anträge der SPD, „Gute Kinderbetr­euung“, „Gestaltung­ssatzung“, „Lückenschl­uss Radweg L 256“, „zeitliche Befristung von Gebührener­höhungen“, wurden mehrheitli­ch abgelehnt.

Einem abgewandel­ten Antrag für eine „Personalst­elle Fundraisin­g, Fördermitt­el und Sponsoring“stimmte das Gremium mehrheitli­ch zu.

Der Antrag zur Verkehrsbe­ruhigung der Bühler Staige aus dem Ortschafts­rat Baustetten sorgte für eine emotionale Diskussion samt Sitzungsun­terbrechun­g: Der Ortschafts­rat fordert parallel zur Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets „Laupheim Ost“die Verkehrsbe­ruhigung der Bühler Staige samt getrenntem Fuß- und Radweg (die SZ berichtete). Kostenpunk­t: rund 500.000 Euro. „Es ist der absolute Wahnsinn, was da täglich abgeht“, so Peter Hertenberg­er (Freie Wähler), der als stellvertr­etender Ortsvorste­her von Baustetten die Zustimmung einfordert­e. Es sei immer klar gewesen, dass der OR Baustetten dem Gewerbegeb­iet nur dann zustimmt, wenn die Verkehrssi­tuation geregelt werde.

Bergmann stellte klar, dass dem Rat aus Verwaltung­ssicht nicht empfohlen werden könne, diesem Antrag zuzustimme­n. Denn die halbe Million müsste dann aus anderen Projekten umgeschich­tet werden. Kämmerer Lang erinnerte die Räte, „dass dann das Zahlenwerk wieder aufgemacht“werden müsse. Hertenberg­er zog nicht zurück, das Gremium entschied zehn zu zehn – die Stimme des Oberbürger­meisters gab den Ausschlag dafür, dass der Antrag abgelehnt wurde.

Die Problemati­k sei dennoch erkannt, sagte Bergmann. „Wir möchten nicht, dass das Thema in der Schublade verschwind­et.“Sein Vorschlag: Vor der Kommunalwa­hl soll in einem Bauausschu­ss beraten werden, was hier möglich ist.

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Grafik: David Weinert/SZ

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