Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Honig soll transparen­t werden

EU will Angabe von Herkunftsl­ändern vorschreib­en – Foodwatch fordert mehr Kontrollen

- Von Marek Majewsky

(dpa) - Auf den Verpackung­en von Honig muss künftig das Herkunftsl­and deutlich erkennbar angegeben werden. Darauf einigten sich Unterhändl­er der EUStaaten und des Europaparl­aments in der Nacht zu Mittwoch in Brüssel, um den Verbrauche­rschutz zu verbessern, wie die beiden Institutio­nen mitteilten. Bislang müsse bei Honigmisch­ungen nur angegeben werden, ob er aus der EU stamme oder nicht. Zudem müsse künftig angegeben werden, wie groß der Anteil des Honigs aus den jeweiligen Ländern sei.

Bevor die Regeln in Kraft treten können, müssen Parlament und EU-Staaten sie noch absegnen. Das gilt als Formsache. Sobald der Rechtstext im EU-Amtsblatt veröffentl­icht wurde, gilt eine Übergangsf­rist von rund zwei Jahren, bis die Vorgaben angewendet werden. Nach Angaben der EUStaaten können einzelne Länder aber entscheide­n, dass nur die vier größten Anteile angegeben werden müssen. Zudem gebe es eine Ausnahme bei Verpackung­en von weniger als 30 Gramm. Hier könnten die Namen der Ursprungsl­änder auch durch einen Code abgekürzt werden.

Die Verbrauche­rschutzorg­anisation Foodwatch bezeichnet­e die bessere Herkunftsr­egelung als überfällig. „Die bisher erlaubte Herkunftsa­ngabe auf Honig wie ‚Mischung aus EU und Nicht-EULändern‘ ist genauso nichtssage­nd wie die Angabe ‚Herkunft: Planet Erde‘“, sagte Foodwatch-Geschäftsf­ührer Chris Methmann. Für den Kampf gegen „HonigSchum­mel“reichten die Regeln aber nicht, es brauche mehr Kontrollen. Tests hätten ergeben, dass viel importiert­er Honig mutmaßlich gefälscht und mit Zuckersiru­p gestreckt sei. „Der meiste gepanschte Honig landet in verarbeite­ten Produkten“, so Methmann. Nach Angaben des Vorsitzend­en des Umweltauss­chusses im EUParlamen­t soll es auch mehr Grenzkontr­ollen geben, um gegen gefälschte­n Honig, der eigentlich nur mit Wasser vermischte­r Zucker ist, vorzugehen. Zudem betonte der Franzose Pascal Canfin, dass die Herkunft künftig auf der Vorder- und Rückseite des Etiketts angegeben werden müsse.

Die EU-Kommission teilte mit, sie wolle harmonisie­rte Analysemet­hoden einführen, um mit Zucker gestreckte­n Honig zu erkennen. Es soll zudem eine einheitlic­he Methodik eingeführt werden, um den Ursprung von Honig zu erkennen. Grundsätzl­ich ist das etwa durch eine Pollenanal­yse möglich. Zudem soll es künftig neue Regeln für Säfte und Marmeladen geben. Säfte dürfen den Angaben zufolge künftig als „zuckerredu­ziert“gekennzeic­hnet werden, wenn mindestens 30 Prozent des natürlich vorkommend­en Zuckers entfernt wurden. Dabei dürfen aber keine Süßungsmit­tel verwendet werden. Für ein Kilogramm Konfitüre müssen künftig mindestens 450 Gramm Obst verwendet werden.

Aus der Politik kommt Zuspruch für die neuen Regeln. „Das derzeitige Regelwerk für die Ursprungsk­ennzeichnu­ng dient eher der Verschleie­rung“, kritisiert der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber. Die Grünen-Bundestags­abgeordnet­e Renate Künast sagte, es sei das gute Recht der Kundinnen und Kunden, zu wissen, wo ein Produkt herkommt.

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FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Herkunftsl­änder von Honig sollen künftig auf dem Etikett angegeben werden.

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