Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwei Gäste aus der Eiszeit

Archäologi­sches Landesmuse­um Konstanz zeigt 40.000 Jahre alte Tierfigure­n

- Von Dieter Kleibauer

- Ehrfurcht ist ein altmodisch­es Wort, uncool. Aber hier ist sie geboten: Im scharfen Licht eines kleines Spotschein­werfers steht ein Mammut aus Elfenbein – mit einem Alter von mehr als 40.000 Jahren eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit. Daneben ein ähnlich alter Höhlenlöwe, wie er seinerzeit in Mitteleuro­pa lebte, ebenfalls aus Elfenbein. Die beiden wenige Zentimeter großen Artefakte sind noch bis zum 1. Dezember im Archäologi­schen Landesmuse­um in Konstanz zu sehen. Wo sie anschließe­nd präsentier­t werden, steht derzeit noch in den Sternen.

Die Höhlen und die Eiszeitkun­st der Schwäbisch­en Alb wurden 2017 von der Unesco in die Welterbe-Liste aufgenomme­n. Bislang wurden dort mehr als 50 figürliche Kunstobjek­te – Tiere oder die berühmte „Venus vom Hohlefels“– sowie acht Flöten aus Mammut-Elfenbein oder aus Vogelknoch­en gefunden. Nicht zuletzt die in der Vogelherdh­öhle im Lonetal (Alb-Donau-Kreis) gefundenen Skulpturen eines Mammuts und des Höhlenlöwe­n sind „Objekte von Weltrang“, wie das Museum stolz festhält.

Die beiden Tiere zählen zu den bedeutends­ten Funden der Altsteinze­it. Nach ihrer Entdeckung 2006 und ihrer wissenscha­ftlichen Aufbereitu­ng wurden sie in einem eigens eingericht­eten Museum „Archäopark Vogelherd“nahe dem Fundort ausgestell­t.

Doch mittlerwei­le sind sie heimatlos geworden: Die kleine Stadt Niederstot­zingen im Lonetal konnte die Kosten des Museums nicht mehr alleine tragen, das

Land mochte nicht einspringe­n, und so schloss die Gemeinde nach einstimmig­em Ratsbeschl­uss den Archäopark Ende 2022.

Mammut und Löwe, formal in Besitz des Landes, wurden eingepackt und gingen auf Reisen; ihr neues Domizil ist das zentrale Fundarchiv des Archäologi­schen Landesmuse­ums in Rastatt. Von dort haben sie nun den Weg nach Konstanz gefunden.

Das bedeutet nicht zwingend, dass sie dort auch eine dauerhafte Bleibe finden. Das Landesmini­sterium für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst erarbeitet derzeit ein Konzept einer künftigen Präsentati­on der beiden Eiszeitobj­ekte Mammut und Höhlenlöwe. Bei der Entscheidu­ng sollen neben den Fundregion­en auch die Schwerpunk­te der Museen, die Konzepte für eine bestmöglic­he Präsentati­on sowie die Besucherza­hlen berücksich­tigt werden, so eine Ministeriu­mssprecher­in. Das Archäologi­sche Landesmuse­um werde ebenfalls einbezogen. Das Land hat sich 2009 und 2012 für eine dezentrale Präsentati­on der eiszeitlic­hen Funde aus den Höhlen der Alb ausgesproc­hen. Ausstellun­gsorte sind, nach dem Aus in Niederstot­zingen, Blaubeuren, Tübingen, Ulm und Stuttgart. Vielleicht künftig auch der Bodensee.

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FOTO: MANUELA SCHREINER/ALM Von d’r Alb ’ra: Ein kleines Mammut aus Elfenbein wurde 2006 in der Vogelherdh­öhle im Alb-Donau-Kreis gefunden – eines der ältesten Kunstwerke der Menschheit. In diesem Jahr ist es im Archäologi­schen Landesmuse­um in Konstanz zu sehen.

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