Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mitangeklagter äußert sich zu Doppelmord
32-Jähriger will nichts von den Mordplänen gewusst haben
- Am zweiten Verhandlungstag im Prozess zum Doppelmord von Altenstadt hat der mitangeklagte 32-Jährige vor dem Landgericht Memmingen eine Stellungnahme abgegeben. Er bestreitet, von der Mordabsicht gewusst zu haben.
Das Interesse der Öffentlichkeit hielt auch am zweiten Prozesstag um den Mord an einem Ehepaar aus Altenstadt unvermindert an. Die Zuschauerränge waren voll besetzt. Für die Verhandlung waren die Einlassungen des Mitangeklagten angekündigt. Dem 32-Jährigen aus Albstadt wird von der Staatsanwaltschaft Beihilfe zu den Morden vorgeworfen.
Bei der Tat im April 2023 war Monika O., die 55-jährige Besitzerin eines Spielwarengeschäfts in Laupheim, mit 44 Messerstichen getötet worden. Ihr 70-jähriger Ehemann wurde erstickt. Tatverdächtig sind der Sohn des Getöteten und seine Ehefrau. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es bei der Tat um die Schenkung eines Hauses von Karl O. an seinen Sohn ging, die rückabgewickelt werden sollte.
In seiner Stellungnahme schilderte der Angeklagte, dass er den tatverdächtigen Patrick O. seit zehn Jahren kenne. Im Internet seien sie aufeinander aufmerksam geworden, beide waren große Auto-Fans. Zunehmend trafen sie sich rund um die Autoschrauber-Community. Patrick O. wurde sein Freund.
Bei Besuchen in Altenstadt lernte der Angeklagte nach eigener Aussage auch das spätere Mordopfer, den Vater von Patrick O. kennen. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn habe er als freundschaftlich wahrgenommen – bis ins Jahr 2022. Da sei etwas passiert, so der Angeklagte.
Patrick O. habe ihm erzählt, dass er mit seinem Vater nicht mehr spreche. Als Grund gab er an, dass der Vater Zusagen zu einer finanziellen Beteiligung rückgängig gemacht habe. Im Jahr 2023 habe Patrick O. den Mitangeklagten in seinen Plan eingeweiht, dem Vater eine Pistole unterzuschieben. Damit wolle er die Aufmerksamkeit der Polizei auf den Vater lenken, der angeblich zunehmend bedrohlich dem Sohn und dessen Familie gegenüber auftrat.
Der 32-jährige Mann aus Albstadt wurde nach eigener Aussage beauftragt, die Pistole zu besorgen. Bei Gericht gab er an, die Sache für harmlos gehalten zu haben. So habe er geglaubt, dass dem Vater eine Spielzeugpistole untergeschoben werden sollte. Auch bei den weiteren Geschehnissen konnte der Mitangeklagte nichts Besorgniserregendes entdecken.
Das Ehepaar vereinbarte mit ihm Mitte März ein abendliches Treffen in Albstadt. Er solle dafür sorgen, dass eine bei ihm aufgehängte Wildkamera nicht aktiviert ist. Ebenso benötigte das Paar das Auto des Mitangeklagten. Die Eheleute verschwanden dann nach Mitternacht und tauchten frühmorgens wieder auf. Offenbar hatte der Plan in der Nacht nicht funktioniert. Patrick O. soll damals geäußert haben, dass kein Mensch ahnen konnte, dass „die Person“nachts auf dem Balkon stehen würde.
Am 21. April wurde der Plan der Aussage nach wiederholt. „Heute ist die letzte Möglichkeit“, soll Patrick O. geäußert haben. In dieser Nacht starben dann der Vater und die Stiefmutter von Patrick O., ermordet in ihren Betten.
Der Mitangeklagte will von der Tat zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst haben. Erst Tage später, als Patrick O. ihm mitteilte, dass er sein Alibi-Zeuge bei der Polizei sei, sei ihm alles klar geworden. „Ab da war ich wie im Auto-Pilot unterwegs.“Trotzdem habe er sich noch an der Vernichtung von Beweismitteln wie dem Baby-Phone und einem Handy beteiligt. Er fühle sich in seiner Gutgläubigkeit von dem befreundeten Ehepaar ausgenutzt. Hätte er geahnt, was dieses plane, hätte er ein Gespräch mit ihnen gesucht, erklärte der Mann aus Albstadt.
Am dritten Verhandlungstag soll der Mitangeklagte durch das Gericht befragt werden.