Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mehr als 1000 Teilnehmer bei Protestaktion
Auch Spediteure, Handwerker und weitere Unterstützer bei Kundgebung der Landwirte – Das sind die Forderungen
- Die Landwirte lassen nicht locker. Am Samstag machten sie sich zu Hunderten auf den Weg zu einer Protestaktion in Ochsenhausen. Die optische Wucht der Demokulisse war zwar von etwa 200 Traktoren bestimmt. Doch auch Spediteure mit ihren Lkw, Handwerker und mit dem Pkw angereiste Unterstützer versammelten sich im Gewerbegebiet Längenmoos. Die Redner machten auf die Sorgen und Nöte ihrer Branchen, die große Unzufriedenheit mit der Situation und den politisch Verantwortlichen aufmerksam.
Viele Fahrzeuge hatten Protestschilder montiert. „Steht mit uns auf, denn wir denken in Generationen“, war auf einem zu lesen. Diese Aufforderung brachte Susanne Scherbaum in Gesangsform zum Ausdruck. „Gemeinsam stehen wir Hand in Hand, weil’s nicht mehr läuft in unserem Land. Wir wollen das alles so nicht mehr, darum setzen wir uns jetzt zur Wehr“, sang sie. Damit war ein Ziel der Demo, die von einem örtlichen Organisationsteam mit den Sprechern Markus Bentele und Frauke Möller initiiert wurde, formuliert. „Wir wollen Gehör bekommen. Das Hupen der Schlepper kommt in Berlin nicht an. Aber je mehr Menschen aufstehen, umso mehr Aufmerksamkeit gibt es“, hofft Frauke Möller. Sie beteuerte, „wir sind nicht politisch, aber die Politiker sollen ihren Job richtig machen und Probleme lösen“. Dafür erhielt sie von den Zuhörern Beifall. Mit circa 1500 Menschen hatten die Organisatoren in Ochsenhausen gerechnet, über 1000 (unter ihnen auch Landrat Mario Glaser) dürften es allemal gewesen sein.
Diese Zahl verdeutlichte, dass sich bei den Protesten inzwischen Teile der Gesellschaft mit den Landwirten solidarisieren. Und nicht mehr nur die Kürzung der Agrardiesel-Förderung ist zentrales Anliegen. Nicole Schlaich, Angestellte und Mutter von drei Kindern, bemängelte in ihrer Rede, dass sie mit dem verdienten Geld gerade so über die Runden kommt. „Die Regierung hat uns in einen Burnout getrieben, lässt
uns ausbluten“, kritisierte sie. „Ich bin für jeden dankbar, der heute hier ist und Gesicht zeigt, mich hat das auch Mut gekostet.“
Die Unzufriedenheit bei den Landwirten gebe es seit Jahrzehnten, berichtete der Mittelbucher Joachim Barth vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Er machte nicht nur die AmpelRegierung, sondern auch deren Vorgänger dafür verantwortlich. Und nicht nur Berlin, auch die EU hatte er im Blick und forderte eine strukturelle Weiterentwicklung der Landwirtschaft auf EUEbene.
Für Barth geht es darum, „dass die Lebensmittelerzeuger von den erzielten Preisen leben und auf Augenhöhe mit den Marktpartnern verhandeln können“.
„Die Regierung will das Ganze aussitzen, was wir nicht zulassen“, sagte Christian Coenen. Der Vorsitzende des Bauern-Interessenverbandes „Land schafft Verbindung Ba-Wü“(LsV) war auf Einladung der Organisatoren aus Philippsburg gekommen. „Gemeinsam können wir etwas bewegen“, appellierte er auch an andere
Interessensverbände. Bürokratie und Auflagen würden immer größer, deshalb müsse Grundlegendes geändert werden, forderte er.
Der LsV habe ein Agrarpaket mit seinen Vorstellungen geschnürt. Gefordert werden darin gleiche Gesetze für die heimische und ausländische Landwirtschaft, eine klare Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln, die Wiedereinführung der Gewinnglättung bis hin zum Handeln wegen vermehrter Schäden durch den Wolf.
Zimmermeister und Transportunternehmer Peter Rodi aus Mietingen kritisierte unter anderem, „dass immer nur die Leistungswilligen zur Kasse gebeten werden“. Als letzter Redner verwies Gebhard Frick, Landwirt und Lohnunternehmer aus Horgenzell, auf die große Unzufriedenheit vieler. Für eine Änderung „bedarf es einer anderen Politik, wir brauchen Politiker, denen wir vertrauen können“. Nach eineinhalb Stunden endete die Kundgebung, die Traktoren verließen sie „Protestwiese“laut hupend.