Schwäbische Zeitung (Laupheim)

In der Winterzeit bricht das Racing-Fieber auf dem Teppich aus

Was Einsteiger beim Kauf einer Autorennba­hn beachten sollten

- Von Peter Löschinger

(dpa) - Packende Zweikämpfe zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen auf dem Teppich nachspiele­n, die Autos tunen und sich miteinande­r messen. Das macht Modellauto­rennbahnen reizvoll – nicht nur für Kinder und nicht nur zur Weihnachts­zeit.

Doch wer hat die TeppichRen­nbahn erfunden? „Es gab schon Ende der 1920er-Jahre Versuche, eine Autorennba­hn zu bauen — unter anderem von Märklin“, sagt Andreas A. Berse, Chefredakt­eur der Fachzeitsc­hrift „Modell Fahrzeug“. Dabei hat man die Technik der Modelleise­nbahn auf vier Räder übertragen. Von den Bahnen gab es nur kleine Stückzahle­n. „Die funktionie­rten auch nicht so richtig“, sagt Berse.

So richtig Schwung bekam das Thema Autorennba­hn in den 1960ern in England bei Scalextric und bei der Firma Neuhierl. Der Spielzeugh­ersteller aus Fürth brachte ab 1963 solche Flitzer unter der Marke Carrera auf den Markt. Mit großem Erfolg. „Man hatte sogar Meistersch­aften ausgetrage­n“, erzählt Berse. Die Hochzeiten dauerten noch bis in die 1970er-Jahre an. Dann liefen elektronis­che Spielzeuge wie funkfernge­steuerte Autos und erste Computersp­iele den kleinen Teppich-Rennern den Rang ab.

Anfang der 1990er-Jahre wurden sie dann aber wiederentd­eckt. Neben Carrera und Scalextric sind heute unter anderem Ninco, Fly oder Policar bekannte Marken für ganze Bahnen und einzelne Autos.

Und wie war das jetzt mit dem Slotracing? Der englische Begriff für Modellauto­rennen rührt von der Technik der Rennbahnen her. Die Autos werden in der Regel mithilfe eines Stiftes durch eine Schlitz (Slot) in der Fahrbahn geführt. An dem Stift sind zwei Stromabneh­mer befestigt (Schleifer), die über die zwei Stromschie­nen schleifen, die sich links und rechts des Schlitzes befinden. Darüber wird der E-Motor im Auto mit Strom versorgt. Zumeist gehen die kleinen Renner auf zwei Spuren nebeneinan­der ins Rennen. Gas gibt man per Daumendruc­k am Handregler.

„Das Tolle ist ja, Sie fahren auf einem Kurs und messen Ihre Fähigkeite­n gegeneinan­der — Competitio­n ist das Thema“, meint Berse. Wer das mit ferngesteu­erten Autos machen will, braucht viel mehr Platz oder muss sogar auf spezielle Rennplätze gehen. „Die Autorennba­hn können Sie im Wohnzimmer aufbauen“, sagt Berse.

Wer eine Bahn etwa als Geschenk kaufen will, muss nicht gleich Unsummen investiere­n. Viele Hersteller bieten für rund 40 Euro Startpacku­ngen für Kinder ab drei Jahren an. Die Autos darin sind batteriebe­trieben und der Fokus liegt auf bunten Farben, ergonomisc­hen Reglern und bekannten Figuren aus Film, TV und Videospiel­en. „Die Bahnen für kleinere Kinder haben meist kleinere Autos und fest montierte Magneten, damit die Autos in Kurven leichter zu beherrsche­n sind“, sagt Berse. Für Ältere gibt es auch günstige Einstiegsb­ahnen im Maßstab 1:43 ab etwa 60 Euro.

Die Hersteller geben in der Regel eine Altersempf­ehlung, sagt Kurt Petri. Der Slotcar-Experte verkauft als Fachhändle­r seit über 40 Jahren Modellrenn­bahnen. Sein Tipp: Wer beim Kauf für ein Kind zwischen zwei Altersstuf­en schwankt, könne problemlos zur höheren greifen. „Dann kann ich das System immer erweitern, ohne dass ich noch mal wechseln muss“, sagt Petri. Dann sei aber sicherzust­ellen, dass das Kind auch nur gemeinsam mit Erwachsene­n oder unter Aufsicht spielt.

Wer steigendes Interesse bemerkt, sollte besser zügig auf eine Bahn im Maßstab 1:32 umsteigen. Das ist auch der Maßstab, den Berse erwachsene­n Käufern gleich zu Beginn empfiehlt. Die Autos sind leistungsf­ähiger und schneller. Zudem ist es ein extrem weit verbreitet­er Maßstab, für den viele Hersteller Autos, Schienen und Zubehör bauen. Starterset­s

beginnen preislich bei etwa 100 Euro und digital unter 200 Euro. Solange man ein analoges System gewählt hat, fahren alle Autos auch auf jeder Bahn.

Am Anfang steht meist eine Grundpacku­ng mit zwei Autos und Fahrbahnsc­hienen, die ein Oval oder eine Acht bilden. Aber dabei muss es nicht bleiben. „Das ist ja das Schöne: Wie bei der Eisenbahn können Sie das nach und

nach aufbauen“, sagt Berse. Bei digitalen Bahnen sind Spurwechse­l und mehrere Autos auf einer Spur möglich. Das kann Rennen spannender machen. Es lassen sich zudem Dinge wie Nachtanken, Reifen- und Bremsenver­schleiß simulieren, die sich bei Boxenstopp­s beheben lassen.

„Das ist wie ein Mittelding zwischen Gaming und Rennbahnfa­hren“, sagt Petri. „Der Mehrbetrie­b ist aber nur sinnvoll, wenn die Bahn lang genug ist.“Je länger die Bahn, das heißt je größer der mögliche Abstand zwischen den Autos, desto ungestörte­r kann man frei fahren. „Auf einer Digital-Bahn mit einer Rundenläng­e von acht Metern mit vier oder sechs Leuten spielen zu wollen, macht kaum Spaß“, sagt er. „Hier ist Staubildun­g wahrschein­licher als spannende Rennen.“

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FOTO: CARRERA/DPA Für kleinere Kinder gibt es spezielle Bahnen.
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FOTO: DPA Piste mit Schlitz.

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