Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Beweglich im Kopf und in den Gliedern

Am Narradag tanzen die Waidäg und ihr Publikum in einer Steueroase

- Von Roland Ray

- Ha no, niemals baut ein Laup’r Waidag auf Sand. Eher schon auf Holz, der Narr trägt es im Gesicht. Was keinesfall­s bedeutet, dass er ein Holzkopf ist. Edel geformt, lackiert und poliert, von Fleckle und Fuchsschwa­nz gerahmt ist dieses Antlitz; es kündet von Witz und Verstand, Lebensfreu­de und Seelentief­e. Auch wäre es fatal, vom Material der Maske auf einen, nun ja, hölzernen Gebrauch der Gliedmaßen zu schließen. Der Narradag hat eindrucksv­oll bestätigt, dass man mit derlei Annahmen hoffnungsl­os auf dem Holzweg landet.

Bewegungst­echnisch war es eine Demonstrat­ion der Vielseitig­keit. Vom Schlosshof zogen die Waidäg rätschend im Takt des Narrenmars­ches (in Ermangelun­g

leibhaftig­er Musikanten aus der Konserve, eine Abordnung der Stadtkapel­le wurde mal wieder schmerzlic­h vermisst) hinab ins Städtle und lupften beim Jucken synchron die Beine. Okay, der Wergbär machte sein eigenes Ding, aber so kennt man ihn.

Vor dem Rathaus angekommen, zirkelten die Waidäg beschwingt eine Polonaise und eine Performanc­e aufs Pf laster und tanzten immer wieder spontan Ringelreih’n mit dem Publikum (im langjährig­en Mittel war der Besuch überdurchs­chnittlich). Den Kindern zeigten sie, wie man mit Steckenpfe­rdchen einen Parcours meistert, und mimten mit ihnen eine rasante Bobfahrt. Die Feinmotori­k von Jung und Alt wurde beim Binden waidäglich­er Fasnetsstr­äuße geschult. Wen zwischendu­rch der Hunger überkam, stärkte sich mit wunderbar duftenden Kiachle.

Und von wegen Holzkopf! Raffiniert wie sie sind, hatten die Gefleckten eine Steueroase erschaffen, nicht auf einer Insel, sondern symbolisch in einem Zelt. Ihr – selbstrede­nd legales – Sparmodell ist derart beschaffen, dass keine Narrensteu­er entrichten muss, wer fröhliche Grimassen schneiden, schunkeln und ein Narrensprü­chle aufsagen kann. Da machte auch der Laup’r OB gerne mit – Ingo Bergmann hat’s im Rathaus aktuell nicht besonders dicke mit den Talern und nutzte die Gelegenhei­t, wenigstens von einer Abgabe befreit zu werden. Zumindest bis Aschermitt­woch.

Ob das Schlupfloc­h von Dauer ist? Wir wünschen eine glückselig­e Fasnet und klopfen dreimal auf Holz. Ha no!

 ?? ?? Der klammen Stadtkasse täte etwas Narrensteu­er vermutlich gut. In der WaidagSteu­eroase werden die Bürgerinne­n und Bürger jedoch davon befreit – was letztlich auch OB Ingo Bergmann gefällt.
Der klammen Stadtkasse täte etwas Narrensteu­er vermutlich gut. In der WaidagSteu­eroase werden die Bürgerinne­n und Bürger jedoch davon befreit – was letztlich auch OB Ingo Bergmann gefällt.
 ?? FOTOS: ROLAND RAY ?? Vor dem Rathaus tanzten die Waidäg eine Polonaise.
FOTOS: ROLAND RAY Vor dem Rathaus tanzten die Waidäg eine Polonaise.
 ?? ?? Der Zunftmeist­er Daniel Scheffold begrüßte das närrische Publikum.
Der Zunftmeist­er Daniel Scheffold begrüßte das närrische Publikum.
 ?? ?? Auf der Waidag-Bobbahn geht’s mit Vollgas in die Kurve.
Auf der Waidag-Bobbahn geht’s mit Vollgas in die Kurve.
 ?? ?? Wer da noch zögert mitzumache­n, ist selbst schuld.
Wer da noch zögert mitzumache­n, ist selbst schuld.
 ?? ?? Keine Panik, Leute, der Wergbär will nur spielen.
Keine Panik, Leute, der Wergbär will nur spielen.
 ?? ?? Die Kinder bastelten Fasnetsstr­äuße.
Die Kinder bastelten Fasnetsstr­äuße.

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