Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Beweglich im Kopf und in den Gliedern
Am Narradag tanzen die Waidäg und ihr Publikum in einer Steueroase
- Ha no, niemals baut ein Laup’r Waidag auf Sand. Eher schon auf Holz, der Narr trägt es im Gesicht. Was keinesfalls bedeutet, dass er ein Holzkopf ist. Edel geformt, lackiert und poliert, von Fleckle und Fuchsschwanz gerahmt ist dieses Antlitz; es kündet von Witz und Verstand, Lebensfreude und Seelentiefe. Auch wäre es fatal, vom Material der Maske auf einen, nun ja, hölzernen Gebrauch der Gliedmaßen zu schließen. Der Narradag hat eindrucksvoll bestätigt, dass man mit derlei Annahmen hoffnungslos auf dem Holzweg landet.
Bewegungstechnisch war es eine Demonstration der Vielseitigkeit. Vom Schlosshof zogen die Waidäg rätschend im Takt des Narrenmarsches (in Ermangelung
leibhaftiger Musikanten aus der Konserve, eine Abordnung der Stadtkapelle wurde mal wieder schmerzlich vermisst) hinab ins Städtle und lupften beim Jucken synchron die Beine. Okay, der Wergbär machte sein eigenes Ding, aber so kennt man ihn.
Vor dem Rathaus angekommen, zirkelten die Waidäg beschwingt eine Polonaise und eine Performance aufs Pf laster und tanzten immer wieder spontan Ringelreih’n mit dem Publikum (im langjährigen Mittel war der Besuch überdurchschnittlich). Den Kindern zeigten sie, wie man mit Steckenpferdchen einen Parcours meistert, und mimten mit ihnen eine rasante Bobfahrt. Die Feinmotorik von Jung und Alt wurde beim Binden waidäglicher Fasnetssträuße geschult. Wen zwischendurch der Hunger überkam, stärkte sich mit wunderbar duftenden Kiachle.
Und von wegen Holzkopf! Raffiniert wie sie sind, hatten die Gefleckten eine Steueroase erschaffen, nicht auf einer Insel, sondern symbolisch in einem Zelt. Ihr – selbstredend legales – Sparmodell ist derart beschaffen, dass keine Narrensteuer entrichten muss, wer fröhliche Grimassen schneiden, schunkeln und ein Narrensprüchle aufsagen kann. Da machte auch der Laup’r OB gerne mit – Ingo Bergmann hat’s im Rathaus aktuell nicht besonders dicke mit den Talern und nutzte die Gelegenheit, wenigstens von einer Abgabe befreit zu werden. Zumindest bis Aschermittwoch.
Ob das Schlupfloch von Dauer ist? Wir wünschen eine glückselige Fasnet und klopfen dreimal auf Holz. Ha no!