Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kraftwerke sollen vorwiegend im Süden entstehen

TransnetBW-Chef hält die angestrebt­en Kapazitäte­n für zu gering – Klarheit zur Förderung gefordert

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(dpa) - Nach der Einigung der Bundesregi­erung auf eine Strategie zum Bau wasserstof­ffähiger Gaskraftwe­rke drängen Energiewir­tschaft und Politik in Baden-Württember­g darauf, dass die Pläne rasch konkretisi­ert werden und die Stromverso­rgung im Südwesten dabei eine wesentlich­e Rolle spielt. Aus Sicht des Karlsruher Energiekon­zerns EnBW und des Netzbetrei­bers TransnetBW ist das geplante Volumen aber zu gering. Kurzfristi­g sollen neue Kraftwerks­kapazitäte­n im Umfang von bis zu viermal 2,5 Gigawatt (GW) wasserstof­ffähige Gaskraftwe­rke ausgeschri­eben werden.

Die Bundesregi­erung hatte sich nach langem Ringen auf eine Kraftwerks­strategie geeinigt. Die Gaskraftwe­rke sollen anspringen, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Die Förderunge­n für die Neubauten sollen aus dem Klima- und Transforma­tionsfonds finanziert werden, einem Sondertopf des Bundes, wie unter anderem das Bundeswirt­schaftsmin­isterium mitteilte. Wie es aus Koalitions­kreisen hieß, liegen die Kosten bei ungefähr 16 Milliarden Euro für die nächsten rund 20 Jahre.

Die Kraftwerks­strategie sei wesentlich für das Gelingen der Energiewen­de, erklärte EnBWChef Andreas Schell. Der klimafreun­dliche Umbau des Kraftwerks­sektors sei neben dem Ausbau der Erneuerbar­en Grundlage für die Versorgung­ssicherhei­t in Deutschlan­d. Sein für nachhaltig­e Erzeugungs­infrastruk­tur zuständige­r Vorstandsk­ollege, Georg Stamatelop­oulos, forderte schnell Klarheit über die Details. „Wir plädieren klar für eine Regionalko­mponente, um die Versorgung­ssicherhei­t auch im Südwesten zu gewährleis­ten.“Nachbesser­ungsbedarf

sehe die EnBW bei den in den Raum gestellten zehn Gigawatt Kapazität. Sie dürften laut Stamatelop­oulos für eine vorzeitige Umsetzung des Kohleausst­iegs bis 2030 nicht ausreichen. „Umso wichtiger ist es, dass die Ausschreib­ungen noch in diesem Jahr starten, da die einzelnen Projekte sechs bis acht Jahre zur Umsetzung benötigen.“

Ähnlich äußerte sich TransnetBW-Chef Werner Götz: Die Menge an gesicherte­r Leistung bleibe hinter den Erwartunge­n zurück. „Daher ist es umso wichtiger, dass die jetzt angestrebt­en viermal 2,5 GW schnell an den richtigen Standorten, nämlich vorwiegend im Süden, entstehen.“Mit einem Vorschuss will TransnetBW Anreize für den Neubau von Kraftwerke­n setzen. Dafür sichert das Unternehme­n auf Basis von Prognosen zum Einsatz der Anlagen eine bestimmte Vergütung zu.

Auch die baden-württember­gische Energiemin­isterin Thekla Walker bezeichnet­e die Einigung im Bund zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) nur als ersten Schritt. „Wir brauchen jetzt rasch Klarheit über die genauen Förderbedi­ngungen“, sagte die Grünen-Politikeri­n. „Ein wesentlich­er Teil der neuen Kraftwerks­kapazitäte­n muss im energieint­ensiven Süden angesiedel­t werden.“

Der Vizepräsid­ent des BadenWürtt­embergisch­en Industrieu­nd Handelskam­mertags, Jan Stefan Roell betonte, „dass wir in den nächsten Jahren in eine Stromlücke hineinlauf­en“. Wasserstof­ffähige Back-up-Kraftwerke seien für Baden-Württember­g aus Gründen der Netzstabil­isierung dabei unerlässli­ch.

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