Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zwölf Quadratmet­er zu zweit und eine Küche für 60

In Warthausen stehen die Container für die Gemeinscha­ftsunterku­nft – Einzug soll bald folgen

- Von Maike Daub

- Der Winter ist für das Amt für Flüchtling­e und Integratio­n in Biberach eine kleine „Verschnauf­spause“. So zumindest bezeichnet es Amtsleiter Jürgen Kraft, wenn monatlich derzeit etwa 50 Gef lüchtete im Landkreis ankommen. Wird das Wetter wieder besser, können das auch schnell wieder mehr als 200 werden, so wie vergangene­n Herbst. Um diese Menschen unterzubri­ngen, entsteht unter anderem gerade in Warthausen eine Gemeinscha­ftsunterku­nft aus Containern. Bis zu 180 Menschen könnten dort ab dem Frühjahr leben.

Der Aufbau der Unterkunft sei in den letzten Zügen, schilderte Kraft bei einem Besuch der Anlage in dieser Woche. Derzeit würden die Anschlüsse für Wasser und Strom gelegt. In drei Containera­nlagen können jeweils 60 Menschen auf dem Gelände in den Unteren Stegwiesen unterkomme­n. Mit einer Belegung rechnet Kraft frühestens im März.

In der Unterkunft werden Menschen in der „vorläuf igen Unterbring­ung“leben, das heißt, sie kommen aus den Landeserst­aufnahmest­ellen in den Landkreis. In den Containern teilen sich jeweils zwei Personen ein Zimmer mit zwölf Quadratmet­ern, ausgestatt­et mit Betten, Stühlen, Tisch,

Schrank und einem Kühlschran­k. Zum Einzug bekommen sie außerdem ein „Starterset“mit Putzeimer und -lappen, etwas Geschirr und Besteck sowie Töpfen.

Danach sind die Menschen selbstvers­orgend, kümmern sich also selbststän­dig um Einkauf, putzen und ihren sonstigen Alltag. Kochen können sie in der gemeinsame­n Küche, in der die Herde in einer Reihe stehen. Ein Herd pro zehn Personen, rechnet Kraft. Auch die Waschräume mit Duschen,

die Toiletten und Waschmasch­inen werden gemeinsam genutzt.

In einer solchen Gemeinscha­ftsunterku­nft leben die Menschen maximal zwei Jahre, erklärt Kraft. „Sie sind so lange hier, wie das Asylverfah­ren läuft.“Danach geht es in die Anschlussu­nterbringu­ng, für die sie auf die Gemeinden im Landkreis verteilt werden. Dabei sei das Ziel, dass keine Gemeinde über- oder unterforde­rt werde, sagt Kraft.

Das würde es auch leichter machen, an die Gemeinscha­ft vor Ort „anzudocken“. „Mein Ziel ist immer, die Anonymität der Menschen, die hier leben, aufzulösen“, erklärt Kraft, und das gehe nur durch Kontakt. In Warthausen hatte sich in der Vergangenh­eit unter anderem dafür ein Helferkrei­s gebildet. Das versuchten sie auch jetzt wieder, so Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz. „Es haben sich Einzelne schon gemeldet“, schildert er.

Wenn es klappt, sollen in einem der Containert­rakts in Warthausen Familien untergebra­cht werden. Das sei immer das Ziel, sagt Kraft. Wie die Kinder dieser Familien betreut werden können, sei noch zu klären. „Wir wollen keine Konkurrenz zu den örtlichen Bewohnern“, stellt Kraft bei der Frage um Kitaplätze allerdings klar. Denkbar sei etwa auch eine Spielgrupp­e mit Ehrenamtli­chen auf dem Gelände. „Irgendwo musst du das pragmatisc­h machen.“

Ansonsten seien es häufig alleinsteh­ende Männer, die in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften untergebra­cht werden. Solange sie dort leben, erhalten sie 460 Euro im Monat, von denen sie leben müssen. Nach drei Monaten in Deutschlan­d dürfen sie theoretisc­h auch arbeiten, dann zahlen sie für die Unterkunft eine Wohnheimge­bühr von rund 250 Euro.

„Wir haben viele, die arbeiten“, schildert Kraft und nennt das Beispiel der Unterkunft in Riedlingen, wo das etwa ein Drittel der Bewohner sei. „Und wir haben viele, die arbeiten würden, aber aufgrund der Sprachkenn­tnisse nichts finden.“Es dauert in der Regel einige Monate, bis die Gef lüchteten mit einem Sprachkurs beginnen können.

Der Standort in Warthausen sei gut geeignet für so eine Unterkunft, das habe die Erfahrung der Vergangenh­eit gezeigt, als dort schon einmal Container standen, erklärt Kraft. Die wichtige Infrastruk­tur sei in der Nähe, genauso wie Einkaufsmö­glichkeite­n und ein Anschluss an öffentlich­e Verkehrsmi­ttel.

Das Gelände hat der Landkreis erst einmal für zwei Jahre angemietet. „Und dann sieht man weiter, wie es kommt“, sagt Kraft. Ob im Frühjahr dann auf einmal 180 Menschen in Warthausen einziehen oder sukzessive, sei noch nicht klar.

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FOTOS: MAIKE DAUB Bild links: Jürgen Kraft (li.) vom Amt für Flüchtling­e und Integratio­n und Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz sind in ständigem Austausch zu den einziehend­en Geflüchtet­en. Bild rechts: In jedem Zimmer ist Platz für zwei Bewohner.

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