Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zwölf Quadratmeter zu zweit und eine Küche für 60
In Warthausen stehen die Container für die Gemeinschaftsunterkunft – Einzug soll bald folgen
- Der Winter ist für das Amt für Flüchtlinge und Integration in Biberach eine kleine „Verschnaufspause“. So zumindest bezeichnet es Amtsleiter Jürgen Kraft, wenn monatlich derzeit etwa 50 Gef lüchtete im Landkreis ankommen. Wird das Wetter wieder besser, können das auch schnell wieder mehr als 200 werden, so wie vergangenen Herbst. Um diese Menschen unterzubringen, entsteht unter anderem gerade in Warthausen eine Gemeinschaftsunterkunft aus Containern. Bis zu 180 Menschen könnten dort ab dem Frühjahr leben.
Der Aufbau der Unterkunft sei in den letzten Zügen, schilderte Kraft bei einem Besuch der Anlage in dieser Woche. Derzeit würden die Anschlüsse für Wasser und Strom gelegt. In drei Containeranlagen können jeweils 60 Menschen auf dem Gelände in den Unteren Stegwiesen unterkommen. Mit einer Belegung rechnet Kraft frühestens im März.
In der Unterkunft werden Menschen in der „vorläuf igen Unterbringung“leben, das heißt, sie kommen aus den Landeserstaufnahmestellen in den Landkreis. In den Containern teilen sich jeweils zwei Personen ein Zimmer mit zwölf Quadratmetern, ausgestattet mit Betten, Stühlen, Tisch,
Schrank und einem Kühlschrank. Zum Einzug bekommen sie außerdem ein „Starterset“mit Putzeimer und -lappen, etwas Geschirr und Besteck sowie Töpfen.
Danach sind die Menschen selbstversorgend, kümmern sich also selbstständig um Einkauf, putzen und ihren sonstigen Alltag. Kochen können sie in der gemeinsamen Küche, in der die Herde in einer Reihe stehen. Ein Herd pro zehn Personen, rechnet Kraft. Auch die Waschräume mit Duschen,
die Toiletten und Waschmaschinen werden gemeinsam genutzt.
In einer solchen Gemeinschaftsunterkunft leben die Menschen maximal zwei Jahre, erklärt Kraft. „Sie sind so lange hier, wie das Asylverfahren läuft.“Danach geht es in die Anschlussunterbringung, für die sie auf die Gemeinden im Landkreis verteilt werden. Dabei sei das Ziel, dass keine Gemeinde über- oder unterfordert werde, sagt Kraft.
Das würde es auch leichter machen, an die Gemeinschaft vor Ort „anzudocken“. „Mein Ziel ist immer, die Anonymität der Menschen, die hier leben, aufzulösen“, erklärt Kraft, und das gehe nur durch Kontakt. In Warthausen hatte sich in der Vergangenheit unter anderem dafür ein Helferkreis gebildet. Das versuchten sie auch jetzt wieder, so Bürgermeister Wolfgang Jautz. „Es haben sich Einzelne schon gemeldet“, schildert er.
Wenn es klappt, sollen in einem der Containertrakts in Warthausen Familien untergebracht werden. Das sei immer das Ziel, sagt Kraft. Wie die Kinder dieser Familien betreut werden können, sei noch zu klären. „Wir wollen keine Konkurrenz zu den örtlichen Bewohnern“, stellt Kraft bei der Frage um Kitaplätze allerdings klar. Denkbar sei etwa auch eine Spielgruppe mit Ehrenamtlichen auf dem Gelände. „Irgendwo musst du das pragmatisch machen.“
Ansonsten seien es häufig alleinstehende Männer, die in den Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden. Solange sie dort leben, erhalten sie 460 Euro im Monat, von denen sie leben müssen. Nach drei Monaten in Deutschland dürfen sie theoretisch auch arbeiten, dann zahlen sie für die Unterkunft eine Wohnheimgebühr von rund 250 Euro.
„Wir haben viele, die arbeiten“, schildert Kraft und nennt das Beispiel der Unterkunft in Riedlingen, wo das etwa ein Drittel der Bewohner sei. „Und wir haben viele, die arbeiten würden, aber aufgrund der Sprachkenntnisse nichts finden.“Es dauert in der Regel einige Monate, bis die Gef lüchteten mit einem Sprachkurs beginnen können.
Der Standort in Warthausen sei gut geeignet für so eine Unterkunft, das habe die Erfahrung der Vergangenheit gezeigt, als dort schon einmal Container standen, erklärt Kraft. Die wichtige Infrastruktur sei in der Nähe, genauso wie Einkaufsmöglichkeiten und ein Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel.
Das Gelände hat der Landkreis erst einmal für zwei Jahre angemietet. „Und dann sieht man weiter, wie es kommt“, sagt Kraft. Ob im Frühjahr dann auf einmal 180 Menschen in Warthausen einziehen oder sukzessive, sei noch nicht klar.