Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mehr Herzinfarkte auf dem Land als in Städten
Laut neuer Studie muss die Krankheitsprävention im ländlichen Raum verbessert werden
(KNA) - In ländlichen Regionen Deutschlands sterben mehr Menschen ab 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts als in der Stadt. Anders als vielfach angenommen, sei dies höchstwahrscheinlich nicht auf eine schlechtere notfallmedizinische Versorgung zurückzuführen, sondern darauf, dass mehr Menschen einen Herzinfarkt erleiden, teilte das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) am Dienstag in Rostock mit.
„Bezogen auf den Herzinfarkt können wir sagen, dass das Kernproblem des Stadt-Land-Gefälles nicht darin liegt, dass der Rettungswagen zu lange braucht, um ins Krankenhaus zu kommen, sondern dass die Krankheitsprävention auf dem Land verbessert werden muss“, erklärt Marcus Ebeling vom MPIDR.
Um die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten so umfassend wie möglich zu analysieren, haben die beteiligten Wissenschaftler vom schwedischen Karolinska-Institut, der Universität Rostock und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung 101 sehr ländliche und 67 sehr städtische Gebiete auf Kreisebene miteinander verglichen.
Nach ihren Erkenntnissen kommen unter Landbewohnern in allen Altersgruppen ab 65 Jahren Herzinfarkte anteilig häufiger vor. Systematische Unterschiede bei der Sterblichkeit gebe es hingegen nicht, heißt es. Die höhere Totenzahl erkläre sich also vor allem aus der höheren Zahl von Herzinfarkt-Patienten.
Auch bei den Herz-KreislaufErkrankungen insgesamt schneide das ländliche Deutschland immer schlechter ab als das städtische, so Ebeling. Gut die Hälfte der ländlichen Kreise liege bei der Neuerkrankungsrate für Herzinfarkte im Bereich der 25 Prozent schlechtesten städtischen Kreise.
Vorangegangene Untersuchungen haben nach Angaben der Wissenschaftler gezeigt, dass Rettungswagen gerade auf dem Land zunehmend später kommen, gleichzeitig aber immer häufiger gerufen werden. Beim Herzinfarkt ist die Überlebenswahrscheinlichkeit eng mit sofortiger medizinischer Behandlung verknüpft.
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler kritisieren zugleich die hohen Anforderungen des Datenschutzes in Deutschland. „Gesundheitsdaten, die auch den Lebensverlauf von Menschen abdecken und eine StadtLand-Analyse auf Bevölkerungsebene zulassen, sind in Deutschland leider schwer zugänglich“, sagte Ebeling. „Das heißt, wir wissen nicht im Detail, wie die Gesundheitsbiografien vor und nach dem Herzinfarkt ausgesehen haben.“
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren HerzKreislauf-Erkrankungen 2022 die häufigste Todesursache in Deutschland. Mit 358.219 Verstorbenen war gut ein Drittel (33,6 Prozent) aller Sterbefälle darauf zurückzuführen. An einem akuten Herzinfarkt starben 2022 rund 46.600 Bundesbürger.