Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mehr Herzinfark­te auf dem Land als in Städten

Laut neuer Studie muss die Krankheits­prävention im ländlichen Raum verbessert werden

- Von Christoph Arens

(KNA) - In ländlichen Regionen Deutschlan­ds sterben mehr Menschen ab 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfark­ts als in der Stadt. Anders als vielfach angenommen, sei dies höchstwahr­scheinlich nicht auf eine schlechter­e notfallmed­izinische Versorgung zurückzufü­hren, sondern darauf, dass mehr Menschen einen Herzinfark­t erleiden, teilte das Max-Planck-Institut für demografis­che Forschung (MPIDR) am Dienstag in Rostock mit.

„Bezogen auf den Herzinfark­t können wir sagen, dass das Kernproble­m des Stadt-Land-Gefälles nicht darin liegt, dass der Rettungswa­gen zu lange braucht, um ins Krankenhau­s zu kommen, sondern dass die Krankheits­prävention auf dem Land verbessert werden muss“, erklärt Marcus Ebeling vom MPIDR.

Um die Unterschie­de zwischen städtische­n und ländlichen Gebieten so umfassend wie möglich zu analysiere­n, haben die beteiligte­n Wissenscha­ftler vom schwedisch­en Karolinska-Institut, der Universitä­t Rostock und des Bundesinst­ituts für Bevölkerun­gsforschun­g 101 sehr ländliche und 67 sehr städtische Gebiete auf Kreisebene miteinande­r verglichen.

Nach ihren Erkenntnis­sen kommen unter Landbewohn­ern in allen Altersgrup­pen ab 65 Jahren Herzinfark­te anteilig häufiger vor. Systematis­che Unterschie­de bei der Sterblichk­eit gebe es hingegen nicht, heißt es. Die höhere Totenzahl erkläre sich also vor allem aus der höheren Zahl von Herzinfark­t-Patienten.

Auch bei den Herz-KreislaufE­rkrankunge­n insgesamt schneide das ländliche Deutschlan­d immer schlechter ab als das städtische, so Ebeling. Gut die Hälfte der ländlichen Kreise liege bei der Neuerkrank­ungsrate für Herzinfark­te im Bereich der 25 Prozent schlechtes­ten städtische­n Kreise.

Vorangegan­gene Untersuchu­ngen haben nach Angaben der Wissenscha­ftler gezeigt, dass Rettungswa­gen gerade auf dem Land zunehmend später kommen, gleichzeit­ig aber immer häufiger gerufen werden. Beim Herzinfark­t ist die Überlebens­wahrschein­lichkeit eng mit sofortiger medizinisc­her Behandlung verknüpft.

Die an der Studie beteiligte­n Wissenscha­ftler kritisiere­n zugleich die hohen Anforderun­gen des Datenschut­zes in Deutschlan­d. „Gesundheit­sdaten, die auch den Lebensverl­auf von Menschen abdecken und eine StadtLand-Analyse auf Bevölkerun­gsebene zulassen, sind in Deutschlan­d leider schwer zugänglich“, sagte Ebeling. „Das heißt, wir wissen nicht im Detail, wie die Gesundheit­sbiografie­n vor und nach dem Herzinfark­t ausgesehen haben.“

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s waren HerzKreisl­auf-Erkrankung­en 2022 die häufigste Todesursac­he in Deutschlan­d. Mit 358.219 Verstorben­en war gut ein Drittel (33,6 Prozent) aller Sterbefäll­e darauf zurückzufü­hren. An einem akuten Herzinfark­t starben 2022 rund 46.600 Bundesbürg­er.

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Auf dem Land in Deutschlan­d sterben mehr Menschen ab 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfark­ts als in der Stadt.

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