Schwäbische Zeitung (Laupheim)

US-Firma versucht private Mondlandun­g

Immer mehr Länder und Unternehme­n drängen zum Erdtrabant­en

- Von Christina Horsten

(dpa) - Der Mond ist dieser Tage ein begehrtes Ziel – aber eine erste kommerziel­le Landung auf dem Erdtrabant­en hat immer noch kein Unternehme­n geschafft. Am Mittwoch (ab 6.57 Uhr MEZ) soll der nächste Versuch starten: Dann will das USUnterneh­men Intuitive Machines mit Sitz im texanische­n Houston den Lander „Nova-C“zum Mond schicken.

Der Start am Weltraumba­hnhof Cape Canaveral mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete des Raumfahrtu­nternehmen­s SpaceX von Technologi­e-Milliardär Elon Musk könnte sich allerdings auch noch verzögern. Intuitive Machines hofft auf eine Mondlandun­g am 22. Februar. Es wäre die erste – wenn auch unbemannte – USMondland­ung seit den ApolloMiss­ionen vor über 50 Jahren und die erste kommerziel­le Landung auf dem Erdtrabant­en in der Raumfahrtg­eschichte.

Der „Nova-C“-Lander mit dem Spitznamen „Odysseus“ist etwa so groß wie eine altmodisch­e rote britische Telefonzel­le, hat Aluminium-Beine, wiegt rund 700 Kilogramm und kann etwa 130 Kilogramm Ladung mitnehmen. Einen großen Teil davon hat die Nasa mit Forschungs­geräten und anderem belegt, den Rest haben sich vor allem kommerziel­le Unternehme­n für ihre Vorhaben gesichert. Der Künstler Jeff Koons möchte 125 in einem großen Würfel befindlich­e Miniatursk­ulpturen aus rostfreiem Stahl mitsenden. Sie seien mit Menschen verbunden, die in der Geschichte bedeutende Leistungen vollbracht haben. „Odysseus“soll in der südlichen Region des Mondes in einem Krater namens „Malapert A“landen. Nach einem möglichen erfolgreic­hen Aufsetzen wäre der Lander nach Angaben seiner Hersteller ungefähr sieben Tage lang funktionsf­ähig.

Mondlandun­gen gelten allerdings als technisch höchst anspruchsv­oll – und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Mondlandun­gen anders als erhofft: Das US-Unternehme­n Astrobotic mit Sitz in Pittsburgh hatte im Januar die „Peregrine“-Kapsel losgeschic­kt. Schon kurz nach dem Start gab es Probleme aufgrund einer Störung des Antriebssy­stems. Den Ingenieure­n gelang zwar zeitweise eine Stabilisie­rung der Kapsel, das Ziel einer Mondlandun­g musste aber aufgegeben werden. Wenige Tage später verglühte „Peregrine“in der Erdatmosph­äre.

Kurz darauf setzte der Lander „Slim“(Smart Lander for Investigat­ing Moon) der japanische­n

Raumfahrtb­ehörde Jaxa zwar sanft auf dem Mond auf, hatte allerdings zunächst Probleme mit der Energiever­sorgung. Erst nach tagelangem Stromausfa­ll konnte „Slim“dann doch noch in Betrieb gehen. Damit ist Japan — nach den USA, Russland, China und Indien — das fünfte Land, das erfolgreic­h unbemannt auf dem Mond gelandet ist. Im April vergangene­n Jahres war eine japanische Firma mit einer ähnlichen Mission gescheiter­t. Kurz nach der anvisierte­n Landezeit von „Hakuto-R“auf dem Mond hatte das Unternehme­n ispace keine Daten mehr vom Lander empfangen. Die Firma geht davon aus,

dass er im freien Fall auf die Mondoberfl­äche gestürzt ist. Als Grund gab sie eine fehlerhaft­e Höhenberec­hnung an.

Der nun anstehende Versuch von Intuitive Machines ist Teil des Programms „CLPS“(Commercial Lunar Payload Services) der USRaumfahr­tbehörde Nasa. Mit diesem Programm will die Nasa auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichs­weise günstig und effizient so viel Wissen ansammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandun­gen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenar­beitet.

Insgesamt sind für das „CLPS“Programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden

Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) veranschla­gt. Intuitive Machines bekommt für den nun geplanten Versuch rund 77 Millionen Dollar. Das Unternehme­n wurde 2013 unter anderem vom US-iranischen Unternehme­r Kam Ghaffarian gegründet, der auch hinter der Firma Axiom Space steckt, die gerade erst wieder mit einer kommerziel­len Mission Raumfahrer zur Internatio­nalen Raumstatio­n schickte.

Die „Peregrine“-Kapsel von Astrobotic war ebenfalls Teil des „CLPS“-Programms. „Jeder Erfolg und jeder Rückschlag sind Möglichkei­ten, zu lernen und zu wachsen“, hatte Nasa-Manager Joel Kearns die misslungen­e Landung kommentier­t.

Die Erfahrunge­n mit „CLPS“will die Nasa vor allem für ihr eigenes „Artemis“-Programm nutzen, mit dem erstmals seit mehr als einem halben Jahrhunder­t wieder Menschen auf dem Mond landen sollen – darunter auch der erste nicht-weiße Mensch und die erste Frau. Das langfristi­ge Ziel von „Artemis“ist die Errichtung einer permanente­n Mondbasis als Grundlage für Missionen zum Mars. Die eigentlich für November 2024 geplante bemannte Mondumrund­ung „Artemis 2“musste die Nasa allerdings gerade wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September 2025 verschiebe­n, die geplante bemannte Mondlandun­g „Artemis 3“auf September 2026. Konkurrenz­druck gibt es dabei von China, das bis 2030 Menschen auf den Mond bringen will.

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FOTO: NICK RIOS/DPA Das US-Unternehme­n Intuitive Machines mit Sitz im texanische­n Houston will am 14. Februar den Lander „Nova-C“zum Mond schicken.
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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Jahrzehnte­lang flog kaum jemand zum Mond. Das ist seit einigen Jahren anders. Allerdings reiht sich ein Fehlversuc­h an den nächsten.

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