Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Unbekannte befragen Bürger zur OB-Wahl

Stadt Ulm warnt und weist auf das Wahlgeheim­nis hin

-

(seli) - Die Wahl ist längst entschiede­n, trotzdem sorgt sie immer noch für Aufruhr. Dieses Mal gerät die Ulmer Oberbürger­meisterwah­l wegen Unbekannte­n erneut in den Fokus, die Bürger nach ihrer Stimmabgab­e fragen. Wohl geben sich die Unbekannte­n als Autoritäte­n für diese Umfrage aus. Ob sie dabei klar angeben, von der Stadt beauftragt zu sein, ist unklar.

Die Stadt Ulm jedenfalls stellt klar: Derartige Umfragen seien zu keinem Zeitpunkt von ihr in Auftrag gegeben worden. Mehrere Bürger hätten sich bei der Stadtverwa­ltung aufgrund der Umfragen bei ihr gemeldet. Zunächst wurden Fälle aus dem Stadtteil Grimmelfin­gen bekannt, nun gibt es laut Stadt „auch konkrete Hinweise aus anderen Teilen Ulms“. Dabei handele es sich wohl stets um zwei Personen, die an Haustüren klingeln, dann angeben, sie würden eine Umfrage zur OB-Wahl ausführen, da es „Ungereimth­eiten im Zusammenha­ng mit der Wahl“gebe. Daraufhin, so schildern es wachsame Bürger der Stadtverwa­ltung, fordern die Unbekannte­n die Angesproch­enen auf, ihnen zu sagen, ob und wen sie im Dezember gewählt hätten.

Die Stadt betont: „Wer so angesproch­en wird, braucht keine Antwort zu geben. Es gilt das Wahlgeheim­nis.“Die Stadt Ulm geht davon aus, dass die Unbekannte­n

damit Zweifel an der Rechtmäßig­keit der Wahl säen wollen.

Doch aus welchem Grund sollte so eine Umfrage von Menschen getätigt werden, die nicht von der Stadt selbst sind?

Der Fall erinnert an die Klage des OB-Kandidaten für den ersten Wahldurchg­ang Daniel Langhans. Der Kommunikat­ionstraine­r aus Pfaffenhof­en an der Roth hatte Einspruch gegen die Wahl eingelegt, das Regierungs­präsidium

(RP) Tübingen hatte nach eingehende­r Prüfung den Einspruch aber abgelehnt. Ob er mit den aktuellen Umfragen etwas zu tun hat, lässt der 65-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion offen, eine klare Antwort gibt er nicht. Seine Antwort: „Wer möchte an einer Umfrage beteiligt sein, die von der Stadt Ulm als etwas Unlauteres dargestell­t wird? Meine Ansicht dazu ist klar: Zweifel an der Rechtmäßig­keit der Wahl brauchen nicht erst „gesät“werden. Sie liegen klar auf der Hand. Vor diesem Hintergrun­d heiße ich es ausdrückli­ch gut, dass es Menschen gibt, die von ihrem grundgeset­zlich garantiert­en Recht auf freie Meinungsäu­ßerung – wozu auch das Fragen-Stellen gehört – Gebrauch machen, um solche offenkundi­gen Ungereimth­eiten aufzukläre­n. Wenn bei solchen Umfrage-Aktionen die Wahrheit ans Licht gebracht würde, wäre das ein Gewinn für alle Bürger und das Zeichen für eine funktionie­rende Demokratie.“

Langhans erreichte bei der OBWahl im Dezember laut amtlichem Ergebnis 2,62 Prozent der Stimmen – und damit die wenigsten im Vergleich zu den anderen vier Kandidaten. Laut RP hatte der 65-Jährige nicht genügend Unterstütz­eruntersch­riften eingereich­t, weshalb der Einspruch bereits unzulässig war. Darüber hinaus argumentie­rte die Behörde, „dass der Einspruch selbst im Falle seiner Zulässigke­it inhaltlich unbegründe­t gewesen wäre“. Für eine unrichtige Stimmauszä­hlung, wie es Langhans kritisiert­e, habe es keine Anhaltspun­kte gegeben. Langhans selbst bleibt jedoch bei seiner Überzeugun­g darüber, dass die Stimmen nicht richtig ausgezählt worden seien.

Medienberi­chten zufolge hatte Langhans bereits im Vorfeld des Einspruchs bei Bürgern an der Haustüre geklingelt und diese nach ihrem Wahlverhal­ten befragt. Dies hatte der Kommunikat­ionsberate­r jedoch selbst nie bestätigt.

Langhans wurde im Dezember wegen Volksverhe­tzung vom Amtsgerich­t Ravensburg verurteilt. Dem Gericht zufolge soll der 65-Jährige bei einer Rede vor der Oberschwab­enhalle Ravensburg Ärzten vorgeworfe­n haben, bei der Corona-Impfung „hinterhält­ige Todessprit­zen“zu verabreich­en.

 ?? FOTO: PHILIPP BRANDSTÄDT­ER/DPA ?? Unbekannte befragen Ulmer Bürger wohl derzeit an ihrer Haustüre zur OB-Wahl. Von der Stadt geht die Aktion aber nicht aus.
FOTO: PHILIPP BRANDSTÄDT­ER/DPA Unbekannte befragen Ulmer Bürger wohl derzeit an ihrer Haustüre zur OB-Wahl. Von der Stadt geht die Aktion aber nicht aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany