Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Zeit der dicken Spendierhosen ist vorbei
Stadt Biberach streicht den Sonderzuschuss bei der Vereinsförderung vorerst
- Biberacher Vereine, die in den nächsten Jahren den Bau neuer Vereinsräume oder Sportanlagen planen, dürfen nicht mehr mit so viel Geld von der Stadt Biberach rechnen wie in der Vergangenheit. Der Gemeinderat hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den sogenannten Sonderzuschuss befristet zu streichen.
Mancher Vereinsvertreter aus der Region dürfte in den vergangenen Jahren neidvoll Richtung Biberach geblickt haben. Während die Vereinsförderung in nicht so wohlhabenden Kommunen mitunter wenige Hundert Euro im Jahr beträgt, hat sich die Stadt Biberach nie lumpen und die Vereine von der guten Haushaltslage profitieren lassen. So wurden neue Vereinsräume und Sportanlagen mit fünf- oder sogar sechsstelligen Summen von der Stadt bezuschusst. Für die 2021 eingeweihte Kletterhalle des DAV an der Hans-Liebherr-Straße f lossen zum Beispiel rund 513.000 Euro als Baukostenzuschuss aus dem Stadtsäckel. 2015 hatte sich der Gemeinderat auf eine einheitliche Vereinsförderung geeinigt, die den Vereinen höhere Zuschüsse für bauliche Investitionen ermöglichen sollten. Das Modell sah seither zwei Formen des Zuschusses vor: einen Investitionszuschuss
für den Bau von vereinseigenen Gebäuden in Höhe von 25 Prozent aus den anrechnungsfähigen Baukosten für den sportfunktionalen Bereich (angelehnt an die Richtlinien des WLSB) sowie einen Sonderzuschuss von bis zu 40 Prozent der anerkannten Baukosten. Ausgenommen war davon der Bau von Vereinsgaststätten. Des Weiteren gibt es städtische Zuschüsse für Betrieb und Unterhaltung vereinseigener Anlagen.
Von dieser üppigen Förderung haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Vereine in der Kernstadt und den Teilorten profitiert. Neben der DAV-Kletterhalle f lossen Zuschüsse für Vereinsräume in Mettenberg, Rißegg, Stafflangen und Ringschnait. Aktuell sollen noch der FC Wacker Biberach und die Schützengilde Biberach
eine Förderung nach dieser Richtlinie erhalten.
Danach ist allerdings zumindest mit dem Sonderzuschuss erst einmal Schluss. „Die absehbaren Einbrüche im Steueraufkommen ab 2024 machen es nun notwendig, die üppige Vereinsförderung für Investitionen wieder auf ein normales Maß zu reduzieren“, schreibt Kämmerin Margit Leonhardt in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat. Abgeschafft werden soll die hohe Förderung aber nicht für immer, denn es deuten sich finanziell wieder bessere Jahre an. Deshalb wird der Sonderzuschuss zunächst bis Ende 2027 ausgesetzt.
Aus dem Gemeinderat gab es keine Widerworte zum Vorschlag der Verwaltung. „Auch wenn der Zuschuss wegfällt, haben wir immer noch eine sehr gute Vereinsförderung
in Biberach“, meinte Stefanie Etzinger (Freie Wähler). Wenn in Zeiten knapperer Kassen ein Teil der Förderung ausgesetzt werde, dann gehe es hier „nur“um die Sahnehaube der Vereinsförderung, so Rudolf Metzger (SPD). Es bleibe nach wie vor die Grundförderung für Investitionsvorhaben. Die Vereine in Biberach seien aktuell gut ausgestattet, deshalb stimme die FDP der Aussetzung zu, so Hildegard Ostermeyer. „Die Aussicht auf wieder höhere Steuereinnahmen führt dazu, dass wir 2027 wieder darüber beraten werden, wie es weitergeht“, sagte Andreas Holland (CDU). Er gehe davon aus, dass jetzt kein Verein aufschreien werde, weil alle, die größere Investitionen planen, ihre Anträge noch rechtzeitig gestellt hätten, so Uwe Zeller (Grüne).