Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Begeisteru­ng am Programmie­ren wecken

Schülerfor­schungszen­trum bietet Schülern Möglichkei­t, sich auszuprobi­eren – Das passiert im Robotik-Kurs

- Von Katharina Carle

- Der Roboter, aus Legotechni­k-Steinen gebaut, mit Kettenräde­rn ausgestatt­et, fährt über eine Platte, die auf dem Boden ausgelegt ist. Mit den Lichtsenso­ren, die an seiner Unterseite angebracht sind, versucht er, gerade über eine schwarze Linie zu fahren, die auf der weißen Platte aufgezeich­net ist. Die Aufgabe des Roboters ist es, immer mittig über der aufgemalte­n Linie zu fahren. Die gerade Strecke schafft er problemlos, doch dann kommt eine 90-Grad-Kurve – und der Roboter fährt geradeaus weiter. Tim, einer der Schüler, der den Roboter gebaut hat, nimmt ihn hoch und ruft seinem Mitschüler Jonas zu, er soll das Programm beenden. Die Sensorik hat auf die Richtungsä­nderung der Linie nicht reagiert.

Dass die beiden sich an Programmie­rung und Bau des Roboters ausprobier­en können, verdanken sie dem Schülerfor­schungszen­trum in Laupheim. Dort können sich Schüler in verschiede­nen Kursen zur Astronomie oder Robotik ausprobier­en. Im Rahmen des Programms bietet Lehrerin Natalya Wenzlawski freitags Kurse zur Programmie­rung an verschiede­nen Robotern. „Die Schüler können sich hier ausprobier­en und müssen Lösungen selbst erarbeiten“, sagt Wenzlawski.

Sie sollen lernen, mit Rückschläg­en und Frustratio­nen umzugehen, und dann einen neuen Lösungsans­atz testen. „Das ist manchmal als Lehrerin schon herausford­ernd, die Kinder dann wieder zu motivieren, wenn etwas nicht funktionie­rt hat.“

Motivieren muss Wenzlawski Tim und Jonas an diesem Tag nicht. Die beiden 15-Jährigen haben schon eine Idee, wo das Problem liegen könnte, dass der Roboter nicht um die Kurve fährt. Er ist zu schnell. Daher stellt Jonas im Programm die Geschwindi­gkeit auf 30 Prozent. Tim setzt den Roboter wieder auf die Bodenplatt­e. Dieser fährt über die schwarze

Linie und stoppt kurz vor der Kurve. Der Roboter surrt und richtet sich Zentimeter für Zentimeter neu aus und fährt so um die Kurve.

Die Lösung funktionie­rt, nur zufrieden sind die beiden nicht. Der Roboter ist zu langsam. Sie setzen den Roboter erneut auf die Platte und erhöhen pro Durchlauf die Geschwindi­gkeit. Er ist aber jedes Mal in der Kurve zu langsam. Kurzerhand stellen sie den Roboter hochkant auf, statt wie bisher längs. Den Roboter wieder auf die Platte gestellt und siehe da, er fährt problemlos schnell um die 90-Grad-Kurve. „Wir müssen ihn also umbauen“, stellt Jonas fest und geht in den Nebenraum, wo die Kisten mit den Bauteilen gelagert sind.

Während die beiden an dem Roboter basteln, sind auf der anderen Seite des Raumes Hannah und Sophie mit der Programmie­rung von einem kleinem Auto, dem Mbot2, beschäftig­t. Ihre heutige Aufgabe im Kurs ist es, das Auto einer Ellipse entlangfah­ren zu lassen. „Das Schwierige an den Mbots ist, dass man zuerst programmie­ren muss und dann das Programm abläuft. Währenddes­sen kann man nichts verändern“, erklärt Wenzlawski.

Das bemerken auch die beiden Mädchen, als ihr Auto die Zeichnung entlangfäh­rt. Den ersten Teil des Halbkreise­s fährt das Auto ohne Probleme, dann verlässt es den vorgegeben­en Kurs. Der Winkel ist zu stark eingestell­t. Die beiden Drittkläss­lerinnen haben schon Erfahrung beim Programmie­ren. Als Sophies Mutter ihr dann vom Kurs erzählt hat, wollte sie unbedingt mitmachen. Bei Hannah ist es ähnlich: „Es macht einfach mega Spaß“, erzählt sie. Die beiden Mädchen sind mit ihrer Korrektur fertig, entfernen das USB-Kabel und laufen zur Matte, um ihre eingearbei­teten Korrekture­n zu testen.

„Für die Schüler ist erstmal schwierig, da es nicht die eine Lösung gibt, sondern es mehrere Wege geben kann“, sagt Wenzlawski.

Ihr Plan für den Kurs ist es, die Schüler auf einen Wettbewerb vorzuberei­ten, da diese beim Arbeiten dann ein klares Ziel vor Augen haben.

So fahren etwa Johannes und Nico zu Jugend forscht. Sie haben aus Lego ein „Smart Home“gebaut. Mithilfe ihrer Programmie­rung geht das Licht selbststän­dig an oder aus, ein Ventilator schaltet sich ab einer bestimmten Temperatur selbststän­dig ein oder eine Alarmanlag­e schlägt an. „Die funktionie­rt allerdings noch nicht so wirklich“, sagt Nico lachend. Die beiden Elfjährige­n sind zum zweiten Mal beim Kurs dabei.

„Hier können sich die Schüler nochmal anders ausprobier­en als in der Schule“, erklärt Wenzlawski. Auch langfristi­g an einem Projekt zu arbeiten, sei für viele der Teilnehmer etwas Neues. Wenn es dann auf die Wettbewerb­e gehe, können sich die Schüler vor Ort mit anderen Jungforsch­ern austausche­n. Außerdem sei eine gute Vorbereitu­ng für das weitere Leben, sich der Herausford­erung in einem Wettbewerb zu stellen. Diese steht nun auch Tim und Jonas bevor. Sie fahren Ende Februar zum RoboCup. Zum Ende der Stunde haben sie auch ihren Roboter fertig umgebaut und noch mal getestet. Er fährt jetzt ohne Probleme um die Kurve.

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FOTO: CHRISTIAN REICHL Die Laupheimer Dürnach-Hexen verabschie­den die Fasnet auf dem Rathauspla­tz. Die Laupheimer Dürnach Hexen verabschie­den die Fasnet auf dem Rathauspla­tz.
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FOTO: KATHARINA CARLE Die Kinder arbeiten immer in Gruppen zusammen.

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