Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Begeisterung am Programmieren wecken
Schülerforschungszentrum bietet Schülern Möglichkeit, sich auszuprobieren – Das passiert im Robotik-Kurs
- Der Roboter, aus Legotechnik-Steinen gebaut, mit Kettenrädern ausgestattet, fährt über eine Platte, die auf dem Boden ausgelegt ist. Mit den Lichtsensoren, die an seiner Unterseite angebracht sind, versucht er, gerade über eine schwarze Linie zu fahren, die auf der weißen Platte aufgezeichnet ist. Die Aufgabe des Roboters ist es, immer mittig über der aufgemalten Linie zu fahren. Die gerade Strecke schafft er problemlos, doch dann kommt eine 90-Grad-Kurve – und der Roboter fährt geradeaus weiter. Tim, einer der Schüler, der den Roboter gebaut hat, nimmt ihn hoch und ruft seinem Mitschüler Jonas zu, er soll das Programm beenden. Die Sensorik hat auf die Richtungsänderung der Linie nicht reagiert.
Dass die beiden sich an Programmierung und Bau des Roboters ausprobieren können, verdanken sie dem Schülerforschungszentrum in Laupheim. Dort können sich Schüler in verschiedenen Kursen zur Astronomie oder Robotik ausprobieren. Im Rahmen des Programms bietet Lehrerin Natalya Wenzlawski freitags Kurse zur Programmierung an verschiedenen Robotern. „Die Schüler können sich hier ausprobieren und müssen Lösungen selbst erarbeiten“, sagt Wenzlawski.
Sie sollen lernen, mit Rückschlägen und Frustrationen umzugehen, und dann einen neuen Lösungsansatz testen. „Das ist manchmal als Lehrerin schon herausfordernd, die Kinder dann wieder zu motivieren, wenn etwas nicht funktioniert hat.“
Motivieren muss Wenzlawski Tim und Jonas an diesem Tag nicht. Die beiden 15-Jährigen haben schon eine Idee, wo das Problem liegen könnte, dass der Roboter nicht um die Kurve fährt. Er ist zu schnell. Daher stellt Jonas im Programm die Geschwindigkeit auf 30 Prozent. Tim setzt den Roboter wieder auf die Bodenplatte. Dieser fährt über die schwarze
Linie und stoppt kurz vor der Kurve. Der Roboter surrt und richtet sich Zentimeter für Zentimeter neu aus und fährt so um die Kurve.
Die Lösung funktioniert, nur zufrieden sind die beiden nicht. Der Roboter ist zu langsam. Sie setzen den Roboter erneut auf die Platte und erhöhen pro Durchlauf die Geschwindigkeit. Er ist aber jedes Mal in der Kurve zu langsam. Kurzerhand stellen sie den Roboter hochkant auf, statt wie bisher längs. Den Roboter wieder auf die Platte gestellt und siehe da, er fährt problemlos schnell um die 90-Grad-Kurve. „Wir müssen ihn also umbauen“, stellt Jonas fest und geht in den Nebenraum, wo die Kisten mit den Bauteilen gelagert sind.
Während die beiden an dem Roboter basteln, sind auf der anderen Seite des Raumes Hannah und Sophie mit der Programmierung von einem kleinem Auto, dem Mbot2, beschäftigt. Ihre heutige Aufgabe im Kurs ist es, das Auto einer Ellipse entlangfahren zu lassen. „Das Schwierige an den Mbots ist, dass man zuerst programmieren muss und dann das Programm abläuft. Währenddessen kann man nichts verändern“, erklärt Wenzlawski.
Das bemerken auch die beiden Mädchen, als ihr Auto die Zeichnung entlangfährt. Den ersten Teil des Halbkreises fährt das Auto ohne Probleme, dann verlässt es den vorgegebenen Kurs. Der Winkel ist zu stark eingestellt. Die beiden Drittklässlerinnen haben schon Erfahrung beim Programmieren. Als Sophies Mutter ihr dann vom Kurs erzählt hat, wollte sie unbedingt mitmachen. Bei Hannah ist es ähnlich: „Es macht einfach mega Spaß“, erzählt sie. Die beiden Mädchen sind mit ihrer Korrektur fertig, entfernen das USB-Kabel und laufen zur Matte, um ihre eingearbeiteten Korrekturen zu testen.
„Für die Schüler ist erstmal schwierig, da es nicht die eine Lösung gibt, sondern es mehrere Wege geben kann“, sagt Wenzlawski.
Ihr Plan für den Kurs ist es, die Schüler auf einen Wettbewerb vorzubereiten, da diese beim Arbeiten dann ein klares Ziel vor Augen haben.
So fahren etwa Johannes und Nico zu Jugend forscht. Sie haben aus Lego ein „Smart Home“gebaut. Mithilfe ihrer Programmierung geht das Licht selbstständig an oder aus, ein Ventilator schaltet sich ab einer bestimmten Temperatur selbstständig ein oder eine Alarmanlage schlägt an. „Die funktioniert allerdings noch nicht so wirklich“, sagt Nico lachend. Die beiden Elfjährigen sind zum zweiten Mal beim Kurs dabei.
„Hier können sich die Schüler nochmal anders ausprobieren als in der Schule“, erklärt Wenzlawski. Auch langfristig an einem Projekt zu arbeiten, sei für viele der Teilnehmer etwas Neues. Wenn es dann auf die Wettbewerbe gehe, können sich die Schüler vor Ort mit anderen Jungforschern austauschen. Außerdem sei eine gute Vorbereitung für das weitere Leben, sich der Herausforderung in einem Wettbewerb zu stellen. Diese steht nun auch Tim und Jonas bevor. Sie fahren Ende Februar zum RoboCup. Zum Ende der Stunde haben sie auch ihren Roboter fertig umgebaut und noch mal getestet. Er fährt jetzt ohne Probleme um die Kurve.