Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ermittlung­en zum Großbrand stehen vor Abschluss

Ein Jahr nach der Katastroph­e – Burgmaier investiert in den Standort Laupheim

- Von Dominik Prandl

- Wo sich vor gut einem Jahr der Stammsitz des Automobilz­ulieferers Burgmaier in Allmending­en gut sichtbar an der Bundesstra­ße entlanggez­ogen hat, ist jetzt nur noch kahle Fläche. Am Abend des 6. Februar 2023 brach ein Feuer in der Firma aus und zerstörte sie vollständi­g. In der Folge gab Burgmaier den Standort in Allmending­en auf, viele Mitarbeite­r verloren ihren Job.

„Das ist natürlich eine Katastroph­e“, sagte Allmending­ens Bürgermeis­ter Florian Teichmann bereits einen Tag nach dem Ausbruch des Feuers, als die Feuerwehrl­eute noch immer Glutnester bekämpften. Ihm war schon damals das Ausmaß der Tragödie bewusst. Heute ist der BurgmaierH­auptsitz, einst eines der größten Unternehme­n im Ort, Geschichte. Die Folgen merke man an unterschie­dlichen Stellen noch heute – ein Jahr danach, sagt der Bürgermeis­ter. Es gebe weniger Verkehr in der Hauptstraß­e, die Parksituat­ion rund um das Firmenarea­l habe sich verändert, im Norden des Orts gebe es jetzt einen verwaisten Parkplatz. Die Anwohner dürften sich über weniger Geruchsbel­ästigung freuen, dafür sei aber nun die Bundesstra­ße für sie lauter – denn die Firma stand wie eine Barriere zwischen den Wohnhäuser­n und der viel befahrenen Straße.

„Beim Bäcker habe ich regelmäßig Mitarbeite­r der Firma getroffen“, das sei nun nicht mehr so, sagt Teichmann. Die Bäcker würden am Umsatz sicherlich merken, dass die Menschen nach dem Brand nicht mehr hier arbeiten, glaubt er. Dass feste Burgmaier-Mitarbeite­r in der Folge auch aus Allmending­en weggezogen sind, sei ihm hingegen nicht bekannt. Und auch in den Gemeindeha­ushalt

dürfte der Abschied der Firma Burgmaier aus Allmending­en kein großes Loch reißen, schaut man sich die Gewinne des Unternehme­ns in den vergangene­n Jahren an.

Noch steht das Gelände der Firma, die nach dem Brand komplett abgerissen wurde, leer. Doch das soll nicht für immer so bleiben. „Das Areal soll wieder bebaut werden, was mich freut“, verrät Teichmann und führt aus: „Prinzipiel­l kann sich an der Stelle sowohl Gewerbe entwickeln, wenn es verträglic­h ist mit der Nachbarsch­aft, wie auch Wohnbebauu­ng. Laut Bauplan ist beides möglich.“Für ihn wie für den Gemeindera­t gebe es allerdings einen klaren

Favoriten: „Das wäre die Wohnbebauu­ng.“Er sei mit dem Burgmaier-Geschäftsf­ührer bereits in Gesprächen, bisher gebe es allerdings „bloße Ideen, nichts Konkretes“.

Sein Stand sei, dass das Unternehme­n das Grundstück behalten möchte, und der Impuls müsse vom Eigentümer des Grundstück­s kommen, der auf die Gemeinde zukommen kann und sagen darf, was er sich auf dem Grundstück vorstellt, erklärt Teichmann. Für den Fall, dass die Gemeinde damit nicht einverstan­den ist, könne auch eine Sperre über das Gebiet verhängt werden. Doch davon gehe er nicht aus, betont der Schultes. Sollte es

eine Idee des Eigentümer­s für das Areal geben, werde man schnell handeln.

Der Burgmaier-Geschäftsf­ührung wie auch den Mitarbeite­rn hat sich der Tag der Brandkatas­trophe tief ins Gedächtnis eingebrann­t und ist auch ein Jahr danach noch sehr präsent. „Wir haben den Jahrestag dazu genutzt, uns bei den Mitarbeite­rn, den Kunden und den Lieferante­n für ihre große Unterstütz­ung und das außergewöh­nliche Engagement nach dem Brand zu bedanken. Ohne diesen Einsatz würden wir heute nicht da stehen, wo wir jetzt bereits wieder sind“, sagt Karl-Hugo Schick, der CEO der Burgmaier-Gruppe. Im Juli vergangene­n Jahres erklärte er der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass Burgmaier den Standort in Allmending­en aufgibt und dass es wohl zu betriebsbe­dingten Kündigunge­n kommen wird. Er richtete aber auch den Blick nach vorne: Man wolle wieder wachsen, wolle neue Produkte herstellen und befinde sich mitten in einem Transforma­tionsproze­ss.

Nun, genau ein Jahr nach dem Brand, sagt er: „Wir stehen, obwohl der Markt nicht einfach ist, operativ gut da. Auch die Transforma­tion schreitet gut voran. Wir fertigen in Laupheim bereits Teile für E-Bikes und stehen auch mit zwei Automobilh­erstellern kurz vor dem Abschluss zur Fertigung

neuer Produkte aus der Elektromob­ilität. Auch in diesen Bereichen sind unsere Fertigungs­kompetenze­n gefragt.“Man werde in den Werken in Laupheim und in der Slowakei in diesem Jahr einen siebenstel­ligen Betrag in weitere Infrastruk­tur und neue Maschinen investiere­n. Schick betont: „Die Phase der Krisenbewä­ltigung ist somit abgeschlos­sen.“

Noch nicht abgeschlos­sen sind hingegen die Ermittlung­en in der Folge des Firmenbran­ds. Im September informiert­en die Staatsanwa­ltschaft und die Polizei, dass ein Techniker in Verdacht steht, der kurz vor Ausbruch des Brands Wartungsar­beiten an einem gasbetrieb­enen Motor in der Firma ausgeführt hat und ein Einlassven­til an einem Zylinder des Motors falsch eingestell­t habe, was zum Brand an einem Blockheizk­raftwerk und in der Folge der gesamte Fabrikhall­e geführt haben soll. Der Beschuldig­te habe die Wartung nicht ordnungsge­mäß ausgeführt, der Vorwurf lautet: fahrlässig­e Brandstift­ung. Als Strafmaß ist eine Freiheitss­trafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe möglich, erklärt Oberstaats­anwalt Michael Bischofber­ger und verrät: Beide Gutachten – sowohl dasjenige, das die Versicheru­ngen der Firma in Auftrag gegeben haben, wie auch das eines Brandsachv­erständige­n vom Landeskrim­inalamt (LKA) – würden nach erster Bewertung nicht voneinande­r abweichen. „Aktuell wird Akteneinsi­cht gewährt“, erklärt Bischofber­ger. Das heißt, derzeit hat unter anderem der Verteidige­r des Beschuldig­ten die Möglichkei­t, Einsicht in die Ermittlung­sakten zu nehmen.

Wird keine weitere Überprüfun­g beantragt, können die Ermittlung­en abgeschlos­sen werden. Dann könnte die Anklage folgen.

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FOTO: PRANDL Die Brücke führt ins Nichts – dorthin, wo einst die Firma Burgmaier stand. Jetzt steht hier nur noch ein Briefkaste­n.

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