Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Eine dankbar und die andere zickig
Die rote Johannisbeere ist eine Pf lanze für Faule. Einmal richtig angewurzelt, trägt sie Jahr um Jahr reichlich Früchte. Selbst wenn der Standort nicht ideal oder der Hobbygärtner gleichgültig ist.
Krankheiten kennt sie kaum, sogar leichte späte Fröste stecken die Blüten weg, das ist meine Erfahrung. Ab Juni bewirft sie uns mit Früchten von langen Rispen. Nicht umsonst nennt der Schwabe sie Träuble.
Will man der Treuen doch etwas Gutes tun oder braucht Platz im Garten, kann man Johannisbeerbüsche schneiden. Ein guter Zeitpunkt ist direkt nach der Ernte oder jetzt im Winter, wenn ohne das Laub die Strukturen gut erkennbar sind.
Rote – und das gilt auch für weiße – Johannisbeeren tragen am zweijährigen und älteren Holz. Um die Pf lanzen luftig zu halten und für größere, süßere Beeren zu sorgen, empfiehlt es sich, ein ausgewogenes Verhältnis von alten, mittelalten und jungen Trieben herzustellen. Damit man jedes Jahr zuverlässig erntet und für die künftigen Gartenjahre vorsorgt.
Einjährige Triebe sind schlank und hell. Von Jahr zu Jahr wird die Rinde dicker und dunkler, so sind sie leicht zu unterscheiden. Idealerweise hat eine Johannisbeere acht bis zehn Haupttriebe. Regelmäßig werden die ältesten entnommen. Von den hellen Jungtrieben bleiben drei starke Exemplare im Zentrum der Pflanze aber mit ausreichend Abstand von einander stehen. Äste die den Boden berühren, schwache und sich kreuzende Triebe werden entfernt. Seitentriebe sollten bis zu einer Höhe von 30 Zentimetern abgeschnitten werden, für das Fruchten fehlt ihnen ohnehin das Licht. Alle Triebe, die jetzt noch stehen, werden gekürzt, ebenso ihre Seitentriebe, um den Fruchtansatz zu verbessern. Rindenmulch oder gehäckselter holziger Gartenabfall hält den Boden feucht, unterdrückt nicht erwünschte Kräuter, auch bekannt als Unkraut. Und er düngt die Beeren langfristig.
So einfach die rote, so zickig die schwarze Johannisbeere: Ohne Nachbarin zum Pollenaustausch trägt sie schwach. Sie fruchtet vor allem am einjährigen
Holz. Deshalb sollte sie öfter und konsequenter zurückgeschnitten werden. Geschieht das nicht, vergreist sie über die Jahre und bringt keinen Ertrag mehr. Das gilt übrigens auch für die Josta- oder Jochelbeere. Dennoch, so meine Erfahrung, lohnt es sich, beim Schnitt nicht zu sehr hinzulangen. Auch am zweijährige Holz hängt manche Frucht. Und der Geschmack ist wirklich phänomenal.
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