Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Einsatz über die Seenotrettung hinaus
Seebrücke Ulm will sich aktiv gegen „Faschismus und Rechtsextremismus“einsetzen
- Seit sechs Jahren setzt sich die Ulmer Gruppe der Organisation Seebrücke für die Rechte von Gef lüchteten ein. „Ein Engagement, das angesichts des Rechtsrucks in Deutschland und Europa wichtiger ist denn je“, heißt es von der Seebrücke Ulm, die sich in der Vergangenheit vor allem für die Seenotrettung im Mittelmeer einsetzte.
Die Forderungen der Mitglieder begrenzen sich inzwischen aber nicht mehr auf die Entkriminalisierung der Seenotrettung, sondern zeichnen ein viel größeres Bild. Vielmehr ruft die Gruppe dazu auf, „sich aktiv gegen den erstarkenden Faschismus und Rechtsextremismus in Deutschland und für eine offene, die Menschenrechte achtende Gesellschaft“einzusetzen. „Wir wollen unsere Stimme gegen diesen
Rechtsruck erheben“, erklärt Anne-Marie Brückner von der Seebrücke, die im Januar bei der großen Demonstration „gegen Hass und Hetze der AfD“auf dem Ulmer Münsterplatz vor rund 10.000 Zuhörerinnen und Zuhörern ans Mikrofon trat.
„Zeigen wir, dass wir es nicht akzeptieren, wenn Vertreibung und Deportation gefordert wird“, sagte die 46-Jährige bei der Kundgebung. „Danke, dass ihr hier seid und dieses Zeichen setzt“, fasste sie zusammen, woraufhin viele Zuhörer „Seenotrettung ist kein Verbrechen“anstimmten. Das Video der Ansprache Anne-Marie Brückners ist auf der InstagramSeite der Gruppe zu sehen.
Seebrücke Ulm ist bereits seit 2018 aktiv – und hat in dieser Zeit einige ihrer selbst gesteckten Ziele erreicht. Unter anderem haben die Mitstreiter seither immer wieder für die Rechte Geflüchteter demonstriert und ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Schon ein Jahr nach der Gründung hatte die Seebrücke Ulm zudem eine große Petition gestartet – die zum Erfolg führte.
Seebrücke Ulm forderte, dass die Stadt Ulm ein „Sicherer Hafen“für ankommende Gef lüchtete werden sollte – und das ganz offiziell. So werden bei der bundesweit agierenden Seebrücke jene Städte genannt, die „gef lüchtete Menschen willkommen heißen“und bereit seien, weitere Menschen aufzunehmen. Die Petition wurde damals vom Gemeinderat angenommen. „Wir wollen auch jetzt noch zeigen: Es geht um Menschen, um Menschenrechte“, sagt Anne-Marie Brückner. „Und nicht nur um Kosten und Zahlen.“
Darauf will die Ulmer Gruppe der Seebrücke im neuen Jahr wieder verstärkt aufmerksam machen. „Wir waren eine Zeit lang nicht so laut“, gibt Anne-Marie Brückner zu. „Das soll sich jetzt wieder ändern.“Jetzt gehe es auch darum, sich mit anderen Menschenrechtsorganisationen in der Stadt zusammenzutun und gemeinsam weitere Aktionen auf die Beine zu stellen. Für Menschenrechte und gegen Rechtsextremismus – und das über Organisationsgrenzen hinaus. „Es gibt so viele Menschen, die diesen Rechtsruck überhaupt nicht wollen“, sagt Anne-Marie Brückner.