Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Einsatz über die Seenotrett­ung hinaus

Seebrücke Ulm will sich aktiv gegen „Faschismus und Rechtsextr­emismus“einsetzen

- Von Philip Hertle Wer bei der Seebrücke mitmachen möchte, kann sich per Mail an ulm@seebruecke.org wenden.

- Seit sechs Jahren setzt sich die Ulmer Gruppe der Organisati­on Seebrücke für die Rechte von Gef lüchteten ein. „Ein Engagement, das angesichts des Rechtsruck­s in Deutschlan­d und Europa wichtiger ist denn je“, heißt es von der Seebrücke Ulm, die sich in der Vergangenh­eit vor allem für die Seenotrett­ung im Mittelmeer einsetzte.

Die Forderunge­n der Mitglieder begrenzen sich inzwischen aber nicht mehr auf die Entkrimina­lisierung der Seenotrett­ung, sondern zeichnen ein viel größeres Bild. Vielmehr ruft die Gruppe dazu auf, „sich aktiv gegen den erstarkend­en Faschismus und Rechtsextr­emismus in Deutschlan­d und für eine offene, die Menschenre­chte achtende Gesellscha­ft“einzusetze­n. „Wir wollen unsere Stimme gegen diesen

Rechtsruck erheben“, erklärt Anne-Marie Brückner von der Seebrücke, die im Januar bei der großen Demonstrat­ion „gegen Hass und Hetze der AfD“auf dem Ulmer Münsterpla­tz vor rund 10.000 Zuhörerinn­en und Zuhörern ans Mikrofon trat.

„Zeigen wir, dass wir es nicht akzeptiere­n, wenn Vertreibun­g und Deportatio­n gefordert wird“, sagte die 46-Jährige bei der Kundgebung. „Danke, dass ihr hier seid und dieses Zeichen setzt“, fasste sie zusammen, woraufhin viele Zuhörer „Seenotrett­ung ist kein Verbrechen“anstimmten. Das Video der Ansprache Anne-Marie Brückners ist auf der InstagramS­eite der Gruppe zu sehen.

Seebrücke Ulm ist bereits seit 2018 aktiv – und hat in dieser Zeit einige ihrer selbst gesteckten Ziele erreicht. Unter anderem haben die Mitstreite­r seither immer wieder für die Rechte Geflüchtet­er demonstrie­rt und ihre Solidaritä­t mit der Ukraine zum Ausdruck gebracht. Schon ein Jahr nach der Gründung hatte die Seebrücke Ulm zudem eine große Petition gestartet – die zum Erfolg führte.

Seebrücke Ulm forderte, dass die Stadt Ulm ein „Sicherer Hafen“für ankommende Gef lüchtete werden sollte – und das ganz offiziell. So werden bei der bundesweit agierenden Seebrücke jene Städte genannt, die „gef lüchtete Menschen willkommen heißen“und bereit seien, weitere Menschen aufzunehme­n. Die Petition wurde damals vom Gemeindera­t angenommen. „Wir wollen auch jetzt noch zeigen: Es geht um Menschen, um Menschenre­chte“, sagt Anne-Marie Brückner. „Und nicht nur um Kosten und Zahlen.“

Darauf will die Ulmer Gruppe der Seebrücke im neuen Jahr wieder verstärkt aufmerksam machen. „Wir waren eine Zeit lang nicht so laut“, gibt Anne-Marie Brückner zu. „Das soll sich jetzt wieder ändern.“Jetzt gehe es auch darum, sich mit anderen Menschenre­chtsorgani­sationen in der Stadt zusammenzu­tun und gemeinsam weitere Aktionen auf die Beine zu stellen. Für Menschenre­chte und gegen Rechtsextr­emismus – und das über Organisati­onsgrenzen hinaus. „Es gibt so viele Menschen, die diesen Rechtsruck überhaupt nicht wollen“, sagt Anne-Marie Brückner.

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FOTO: MORITZ REULEIN Anne-Marie Brückner bei der Demo gegen Rechts auf dem Ulmer Münsterpla­tz.

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