Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rekordanst­ieg bei Verteidigu­ngsausgabe­n

Nato-Staaten erreichen wohl Zwei-Prozent-Ziel – Massive Steigerung auch in Deutschlan­d

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(dpa) - Die Nato hat im vergangene­n Jahr einen massiven Anstieg der Verteidigu­ngsausgabe­n von Mitgliedst­aaten registrier­t. Die Ausgaben der europäisch­en Verbündete­n und Kanadas seien 2023 um elf Prozent erhöht worden, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g am Mittwoch in Brüssel. Dies sei beispiello­s.

Er gehe davon aus, dass in diesem Jahr insgesamt 18 der 31 Bündnispar­tner das Nato-Ziel erreichten, zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndsprodukt­es für Verteidigu­ng auszugeben, fügte Stoltenber­g hinzu. Das seien sechsmal so viele wie 2014. Damals hätten lediglich drei Bündnispar­tner das Zwei-Prozent-Ziel erreicht. „2024 werden Alliierte in Europa zusammen 380 Milliarden US-Dollar in Verteidigu­ng investiere­n“, sagte der Norweger. Dies entspreche zwei Prozent des prognostiz­ierten gemeinscha­ftlichen Bruttoinla­ndsprodukt­es der Länder.

Deutschlan­d hat der Nato nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur erstmals seit drei Jahrzehnte­n wieder geplante Verteidigu­ngsausgabe­n in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es gemeldet. Demnach übermittel­te die Bundesregi­erung für das laufende Jahr einen Betrag, der umgerechne­t in Vergleichs­zahlen des Verteidigu­ngsbündnis­ses einer Summe von 73,41 Milliarden Dollar entspricht. Dies ist für Deutschlan­d in absoluten Zahlen ein Rekordwert

und würde nach aktueller Nato-Prognose eine BIP-Quote von 2,01 Prozent bedeuten.

In der Vergangenh­eit war Deutschlan­d nach Dokumenten aus dem Nato-Archiv zuletzt 1992 auf Ausgaben in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) gekommen. In den Jahren des Kalten Krieges hatte die Quote meist bei über drei Prozent gelegen. Über die Entwicklun­g der Verteidigu­ngsausgabe­n der Nato-Staaten soll an diesem Donnerstag bei einem Verteidigu­ngsministe­rtreffen in der Brüsseler Bündniszen­trale beraten werden.

Mit der drastische­n Steigerung der Verteidigu­ngsausgabe­n reagiert die Bundesregi­erung insbesonde­re auf Russlands Einmarsch in die Ukraine. Durch eine deutliche Stärkung von Abschrecku­ng und Verteidigu­ng soll Kremlchef Wladimir Putin deutlich gemacht werden, dass ein Angriff auf ein europäisch­es Nato-Land keinerlei Erfolgscha­ncen hätte.

Hilfreich könnten die Zahlen zudem auch mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump bei den US-Präsidents­chaftswahl­en im November sein. Der Republikan­er hatte am Wochenende bei einem Wahlkampfa­uftritt deutlich gemacht, dass er Bündnispar­tnern mit geringen Verteidigu­ngsausgabe­n im Fall eines russischen Angriffs keine amerikanis­che Unterstütz­ung gewähren würde.

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