Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Dr’ Waidag vergießt Tränen auf das Ende der Fasnet
Laupheimer Narren verbrennen unter bitterem Geplärr ihren Fasnetsbären – Asche im Stadtbach beigesetzt
- „Oh jerum, oh jerum, dia Fasnet hot a Loch“– unter großem Geplärr ziehen die Laupr’ Waidäg am Fasnetsdienstag mit Fackeln und melancholischen Akkordeonklängen vom Schloss Großlaupheim zum Festplatz an der Bühlerhalle. Dort wartet auf die Narren schon der Fasnetsbär. Für die Zunft ist es kaum zu fassen: Hatte der Bär soeben noch auf dem Narrentag gesteppt, steht die Fasnet wieder vor dem Aus.
Sodann folgt die schmerzliche Zeremonie, angekündigt vom Knallen der Karbatschen des Fuhrmanns und den Rätschen der Waidäg. „So schlimm!“, schluchzt ein Waidag, als die Flammen des Fasnetsbärs in den Himmel schlagen – das Ende der Fasnet ist da. Viele Schaulustige wohnen dem Ereignis bei und versuchen die Waidäg zu beruhigen. „D’Fasnet kommt doch wieder“, erinnern sie. Aber an einem solchen Tag sieht selbst der stets heitere Waidag schwarz. „Mir hättet no lock’r zwei Wocha kenna“, schwört ein Waidäg unter Tränen, die er sich mit einem Taschentuch beiseite wischt.
In Windeseile verzehren die Flammen den Fasnetsbär, schließlich glimmen nur noch letzte Überreste auf dem Boden weiter. Das Jammern der Waidäg steigert
sich zu lautem Geplärr. Die bunt Gefleckten liegen sich in den Armen, stimmen ihr Lied zum Trost an. Dies alles geschieht unter den Augen eines tapferen Daniel Scheffold, seines Zeichens Zunftmeister, und der buckligen Narrenmutter. Mit einer Schaufel häufelt der Zunftmeister nun die Asche in eine Blechbox. Sodann setzt sich der Trauerzug wieder in Bewegung und zieht in Richtung
Stadtmitte, um die Asche des Bären dem Laubach als letzte Ruhestätte zu übergeben.
Am Stadtbach angekommen, ergreift der Zunftmeister noch einmal das Wort. „Sammer komma alle zema. Von dr’ Fasnet Abschied z’ nema“, verkündet Scheffold im Fackelschein. In seiner Predigt auf die scheidende Fasnet blickt er zurück. „Waidag, Fuhrmann und Lumpahond, hosch id gwisst, dass
d’Fasnet kommt! Heddsch dei Maul mit Wasser g’rieba, wär dir’s Geld im Beitel blieba.“
Es folgt der tränenreiche Abschied, als der Zunftmeister die Asche verstreut. Auch die Waidagfahne vor dem Rathaus wird vom Mast geholt und vorsichtig für ihren nächsten Einsatz gefaltet. Rätschen und Karbatschen lärmen ein letztes Mal. „Doch land da Kopf id gar so henga, mir
dand jetzt ’s’ Narralied zum Abschied senga!“, macht Scheffold Hoffnung. Denn: „S’goht d’rgega! Ha no – Ihr Waidäg“– jetzt heißt es, die Tage zu zählen, bis in einem Jahr wieder die fünfte Jahreszeit beginnt.