Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Dr’ Waidag vergießt Tränen auf das Ende der Fasnet

Laupheimer Narren verbrennen unter bitterem Geplärr ihren Fasnetsbär­en – Asche im Stadtbach beigesetzt

- Von Christian Reichl

- „Oh jerum, oh jerum, dia Fasnet hot a Loch“– unter großem Geplärr ziehen die Laupr’ Waidäg am Fasnetsdie­nstag mit Fackeln und melancholi­schen Akkordeonk­längen vom Schloss Großlauphe­im zum Festplatz an der Bühlerhall­e. Dort wartet auf die Narren schon der Fasnetsbär. Für die Zunft ist es kaum zu fassen: Hatte der Bär soeben noch auf dem Narrentag gesteppt, steht die Fasnet wieder vor dem Aus.

Sodann folgt die schmerzlic­he Zeremonie, angekündig­t vom Knallen der Karbatsche­n des Fuhrmanns und den Rätschen der Waidäg. „So schlimm!“, schluchzt ein Waidag, als die Flammen des Fasnetsbär­s in den Himmel schlagen – das Ende der Fasnet ist da. Viele Schaulusti­ge wohnen dem Ereignis bei und versuchen die Waidäg zu beruhigen. „D’Fasnet kommt doch wieder“, erinnern sie. Aber an einem solchen Tag sieht selbst der stets heitere Waidag schwarz. „Mir hättet no lock’r zwei Wocha kenna“, schwört ein Waidäg unter Tränen, die er sich mit einem Taschentuc­h beiseite wischt.

In Windeseile verzehren die Flammen den Fasnetsbär, schließlic­h glimmen nur noch letzte Überreste auf dem Boden weiter. Das Jammern der Waidäg steigert

sich zu lautem Geplärr. Die bunt Gefleckten liegen sich in den Armen, stimmen ihr Lied zum Trost an. Dies alles geschieht unter den Augen eines tapferen Daniel Scheffold, seines Zeichens Zunftmeist­er, und der buckligen Narrenmutt­er. Mit einer Schaufel häufelt der Zunftmeist­er nun die Asche in eine Blechbox. Sodann setzt sich der Trauerzug wieder in Bewegung und zieht in Richtung

Stadtmitte, um die Asche des Bären dem Laubach als letzte Ruhestätte zu übergeben.

Am Stadtbach angekommen, ergreift der Zunftmeist­er noch einmal das Wort. „Sammer komma alle zema. Von dr’ Fasnet Abschied z’ nema“, verkündet Scheffold im Fackelsche­in. In seiner Predigt auf die scheidende Fasnet blickt er zurück. „Waidag, Fuhrmann und Lumpahond, hosch id gwisst, dass

d’Fasnet kommt! Heddsch dei Maul mit Wasser g’rieba, wär dir’s Geld im Beitel blieba.“

Es folgt der tränenreic­he Abschied, als der Zunftmeist­er die Asche verstreut. Auch die Waidagfahn­e vor dem Rathaus wird vom Mast geholt und vorsichtig für ihren nächsten Einsatz gefaltet. Rätschen und Karbatsche­n lärmen ein letztes Mal. „Doch land da Kopf id gar so henga, mir

dand jetzt ’s’ Narralied zum Abschied senga!“, macht Scheffold Hoffnung. Denn: „S’goht d’rgega! Ha no – Ihr Waidäg“– jetzt heißt es, die Tage zu zählen, bis in einem Jahr wieder die fünfte Jahreszeit beginnt.

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FOTOS: CHRISTIAN REICHL Der Bär ist verbrannt, die Fasnet ist vorbei: Die Laupr’ Waidäg haben sich unter lautem Geplärr von der närrischen Zeit verabschie­det.

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