Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Narren verschießen ihr letztes Konfetti
Tausende Narren und Besucher lassen beim Umzug in Stetten die Fasnet ausklingen
- Der große Umzug in Stetten ist bei vielen Fasnetszünften in der Region im Terminkalender rot angestrichen. Am Fasnetsdienstag haben 51 Gruppen zum Abschluss der fünften Jahreszeit noch einmal ihr restliches Konfetti verschossen. Die rund 2500 Narren heizten den mehr als 3000 Zuschauern mit fetziger Musik, artistischen Einlagen und jeder Menge närrischer Späße ordentlich ein.
Um 14 Uhr startet der Umzug am Festplatz Stetten und nimmt seinen Weg über die Ulmer Straße und die Mittelstraße. Schon lange vorher säumen bei Kaiserwetter viele große und kleine Mäschkerle die Straßen. An deren Ende, in der Kirchstraße nahe dem Gasthof „Löwen“, steht Zunftmeister Thomas Bühler mit dem Mikrofon auf dem Moderationswagen. Unterstützt wird Bühler von Paul Aßfalg, Ehrenzunftmeister der NZ Dura-Hexa Emerkingen. Auch Achstettens Bürgermeister Dominik Scholz, verkleidet als knallgelber Minion, sowie Willi Schmidt, Ehrenzunftmeister der NZ Stetten, verfolgen und kommentieren das närrische Treiben.
Schwungvoll eröffnet der Musikverein Stetten unter Dirigent Christoph Schellen den Umzug. „Schalles – Fritz“, tönt es von den Moderatoren und sogleich stimmt das Publikum mit ein. Direkt im Anschluss folgt die Narrenzunft Stetten in ihren Häsern als Kleiekotzer, Hugglermale und Hugglerweible. „In den alten Getreidemühlen wird beim Mahlen die Kleie aus einem holzgeschnitzten Maul ausgeschieden“, erläutert Zunftmeister Bühler dem Publikum. Das Häs des Kleiekotzers vereine die Themen Ried, Wasser und Mühle. Die Huggler dagegen seien inspiriert von Kauf leuten, die einst durchs Dorf zogen und Dinge des alltäglichen Bedarfs in Bauchläden zum Kauf anboten. Motiviert von einem dreifachen „Kleie – Kotzer“, dem Narrenruf der Zunft, formieren sich die artistischen Narren vor der Bühne zu einer Pyramide.
„Es freut uns sehr, dass auch die Jüngsten aus Stetten dabei sind“, kündigt der Zunftmeister Stetter Kindergarten und Kinderkrippe an. Getreu des Mottos „bunte Tierwelt“ziehen summende Bienen und brummende Bären und viele flauschige Tierchen mehr an den Zuschauern vorbei. Eine Gruppe folgt der anderen – und alle wollten in den knapp zwei Stunden ihren Schabernack vor Kommentatoren und Zuschauern treiben. Letztere stehen dicht gedrängt in mehreren Reihen am Straßenrand und bejubeln die Aktionen der Narren. Die haben sich allerhand für den Tag
einfallen lassen: Die SchlossbergHexa aus Oberstadion bitten Bürgermeister Scholz von der Bühne und lassen ihn seine Sportlichkeit beim Seilhüpfen unter Beweis stellen. Die Warthauser RißtalGurra krabbeln als menschlicher Tausendfüßler am Kommentatoren-Team vorbei und natürlich folgt eine Narrenpyramide der anderen. Mit dieser zeigen schon die Kleinsten, dass sie den großen Narren in nichts nachstehen. Für die passende musikalische Unterhaltung sorgen Musikvereine und Guggenmusiken.
Zur Fasnet gehören natürlich auch die schelmischen Späße der Narren. Zu ihrer Grundausstattung gehört das Konfetti, das etwa die Gefleckten aus Stetten oder die Dura-Hexa aus Emerkingen gut unter die Leute bringen. Besonders beliebtes Ziel der Narren:
die Haare jugendlicher Mädchen, die sich wohl wie die jüngeren bunt verkleideten Mäschkerle eher über etwas zu naschen gefreut hätten. Doch das ist immerhin nicht das schlechteste Los! Deutlich schlimmer ist es, in die Fänge der Dalabudl aus Untersulmetingen zu geraten. Denn aus deren Verpackungsmaschine für Weihnachtsbäume gibt es kein Entrinnen. Einmal in buntes Netz gepackt, stellen diese Wilden ihre verschnürten Opfer einfach wieder an der Straße ab. Einen Pranger für die Unartigen führt die NZ Schelklingen mit sich. Gefürchtet ist bei den Zuschauern natürlich auch die „Saublodere“– so heißt die aufgeblasene Schweinsblase, die mit einer Schnur an einem Stock befestigt ist und mit der die Narren der NZ Scheidegg wild um sich wirbeln.
Nach rund zwei Stunden, in denen die Narren jucken, schunkeln und tanzen, ist das meiste Pulver verschossen und die Stimmung hat ihren Höhepunkt erreicht. „Ich bin hochzufrieden“, sagt Zunftmeister Bühler, der nach dem Umzug den Blick über das Gewusel der Mäschkerle schweifen lässt. Für viele geht die Party schließlich erst richtig los, auf der Straßenfasnet geht es weiter in die Gasthäuser, den Narrenschuppen oder zur Party ins Zelt. Und für die Kleinen auf die Kinderfasnet in die Halle.