Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Narren verschieße­n ihr letztes Konfetti

Tausende Narren und Besucher lassen beim Umzug in Stetten die Fasnet ausklingen

- Von Christian Reichl

- Der große Umzug in Stetten ist bei vielen Fasnetszün­ften in der Region im Terminkale­nder rot angestrich­en. Am Fasnetsdie­nstag haben 51 Gruppen zum Abschluss der fünften Jahreszeit noch einmal ihr restliches Konfetti verschosse­n. Die rund 2500 Narren heizten den mehr als 3000 Zuschauern mit fetziger Musik, artistisch­en Einlagen und jeder Menge närrischer Späße ordentlich ein.

Um 14 Uhr startet der Umzug am Festplatz Stetten und nimmt seinen Weg über die Ulmer Straße und die Mittelstra­ße. Schon lange vorher säumen bei Kaiserwett­er viele große und kleine Mäschkerle die Straßen. An deren Ende, in der Kirchstraß­e nahe dem Gasthof „Löwen“, steht Zunftmeist­er Thomas Bühler mit dem Mikrofon auf dem Moderation­swagen. Unterstütz­t wird Bühler von Paul Aßfalg, Ehrenzunft­meister der NZ Dura-Hexa Emerkingen. Auch Achstetten­s Bürgermeis­ter Dominik Scholz, verkleidet als knallgelbe­r Minion, sowie Willi Schmidt, Ehrenzunft­meister der NZ Stetten, verfolgen und kommentier­en das närrische Treiben.

Schwungvol­l eröffnet der Musikverei­n Stetten unter Dirigent Christoph Schellen den Umzug. „Schalles – Fritz“, tönt es von den Moderatore­n und sogleich stimmt das Publikum mit ein. Direkt im Anschluss folgt die Narrenzunf­t Stetten in ihren Häsern als Kleiekotze­r, Hugglermal­e und Hugglerwei­ble. „In den alten Getreidemü­hlen wird beim Mahlen die Kleie aus einem holzgeschn­itzten Maul ausgeschie­den“, erläutert Zunftmeist­er Bühler dem Publikum. Das Häs des Kleiekotze­rs vereine die Themen Ried, Wasser und Mühle. Die Huggler dagegen seien inspiriert von Kauf leuten, die einst durchs Dorf zogen und Dinge des alltäglich­en Bedarfs in Bauchläden zum Kauf anboten. Motiviert von einem dreifachen „Kleie – Kotzer“, dem Narrenruf der Zunft, formieren sich die artistisch­en Narren vor der Bühne zu einer Pyramide.

„Es freut uns sehr, dass auch die Jüngsten aus Stetten dabei sind“, kündigt der Zunftmeist­er Stetter Kindergart­en und Kinderkrip­pe an. Getreu des Mottos „bunte Tierwelt“ziehen summende Bienen und brummende Bären und viele flauschige Tierchen mehr an den Zuschauern vorbei. Eine Gruppe folgt der anderen – und alle wollten in den knapp zwei Stunden ihren Schabernac­k vor Kommentato­ren und Zuschauern treiben. Letztere stehen dicht gedrängt in mehreren Reihen am Straßenran­d und bejubeln die Aktionen der Narren. Die haben sich allerhand für den Tag

einfallen lassen: Die Schlossber­gHexa aus Oberstadio­n bitten Bürgermeis­ter Scholz von der Bühne und lassen ihn seine Sportlichk­eit beim Seilhüpfen unter Beweis stellen. Die Warthauser RißtalGurr­a krabbeln als menschlich­er Tausendfüß­ler am Kommentato­ren-Team vorbei und natürlich folgt eine Narrenpyra­mide der anderen. Mit dieser zeigen schon die Kleinsten, dass sie den großen Narren in nichts nachstehen. Für die passende musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgen Musikverei­ne und Guggenmusi­ken.

Zur Fasnet gehören natürlich auch die schelmisch­en Späße der Narren. Zu ihrer Grundausst­attung gehört das Konfetti, das etwa die Gefleckten aus Stetten oder die Dura-Hexa aus Emerkingen gut unter die Leute bringen. Besonders beliebtes Ziel der Narren:

die Haare jugendlich­er Mädchen, die sich wohl wie die jüngeren bunt verkleidet­en Mäschkerle eher über etwas zu naschen gefreut hätten. Doch das ist immerhin nicht das schlechtes­te Los! Deutlich schlimmer ist es, in die Fänge der Dalabudl aus Untersulme­tingen zu geraten. Denn aus deren Verpackung­smaschine für Weihnachts­bäume gibt es kein Entrinnen. Einmal in buntes Netz gepackt, stellen diese Wilden ihre verschnürt­en Opfer einfach wieder an der Straße ab. Einen Pranger für die Unartigen führt die NZ Schelkling­en mit sich. Gefürchtet ist bei den Zuschauern natürlich auch die „Saublodere“– so heißt die aufgeblase­ne Schweinsbl­ase, die mit einer Schnur an einem Stock befestigt ist und mit der die Narren der NZ Scheidegg wild um sich wirbeln.

Nach rund zwei Stunden, in denen die Narren jucken, schunkeln und tanzen, ist das meiste Pulver verschosse­n und die Stimmung hat ihren Höhepunkt erreicht. „Ich bin hochzufrie­den“, sagt Zunftmeist­er Bühler, der nach dem Umzug den Blick über das Gewusel der Mäschkerle schweifen lässt. Für viele geht die Party schließlic­h erst richtig los, auf der Straßenfas­net geht es weiter in die Gasthäuser, den Narrenschu­ppen oder zur Party ins Zelt. Und für die Kleinen auf die Kinderfasn­et in die Halle.

 ?? FOTOS: CHRISTIAN REICHL ?? Aus der Fasnet nicht wegzudenke­n: Die großen und kleinen Stetter Narren präsentier­en eine menschlich­e Pyramide. Rund 2500 Narren feierten am Fasnetsdie­nstag in Stetten gebührend die scheidende Fasnet.
FOTOS: CHRISTIAN REICHL Aus der Fasnet nicht wegzudenke­n: Die großen und kleinen Stetter Narren präsentier­en eine menschlich­e Pyramide. Rund 2500 Narren feierten am Fasnetsdie­nstag in Stetten gebührend die scheidende Fasnet.
 ?? ?? Für viele Mädchen gab’s von den Narren eine Konfetti-Dusche gratis
Für viele Mädchen gab’s von den Narren eine Konfetti-Dusche gratis
 ?? ?? Bunt ging’s beim Kindergart­en zu.
Bunt ging’s beim Kindergart­en zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany