Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Seit 125 Jahren Nahrung für das Baby

Hipp erwirtscha­ftet Milliarden­umsatz – Zum Jubiläum gibt’s aber keine große Feier

- Von Roland Losch ●

(dpa) - Hipp, der Marktführe­r bei Babynahrun­g in Deutschlan­d, feiert Jubiläum. Vor 125 Jahren, im Sommer 1899, begann der Konditor Joseph Hipp im oberbayeri­schen Pfaffenhof­en, sein „Kinder-Zwieback-Mehl“an Mütter und Hebammen zu verkaufen und mit Inseraten im örtlichen Amtsblatt zu bewerben. Heute macht der Familienko­nzern rund eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr, hat weltweit 8000 Biolandwir­te unter Vertrag und verkauft seine Produkte in 60 Ländern. Aber zum Jubiläum seien „keine rauschende­n Aktivitäte­n“geplant, sagt Firmenchef Stefan Hipp.

„Wir blicken mit Demut und Dankbarkei­t auf das, was wir alle zusammen seit 125 Jahren aufgebaut und erreicht haben.“Sein Vater Claus gehörte in den 1950er-Jahren zu den Biopionier­en, erschloss Märkte in ganz Europa sowie in Asien und wurde mit dem Werbespruc­h „Dafür stehe ich mit meinem Namen“zur Marken-Ikone. Laut Stiftung Familienun­ternehmen würde Hipp heute zu den 500 größten Familienun­ternehmen in Deutschlan­d gehören – wenn der Hauptsitz nicht in die Schweiz verlegt worden wäre. Ein Börsengang oder Beteiligun­gen sind für Stefan Hipp absolut kein Thema. Der 55Jährige führt das Unternehme­n seit drei Jahren mit seinem Bruder Sebastian zusammen bereits in der vierten Generation, „und wir tun alles dafür, dass es so weitergehe­n kann“. Der starke Zusammenha­lt der Unternehme­rund Unternehme­nsfamilie habe sich ausgezahlt. Auch die fünfte Generation interessie­re sich fürs Unternehme­n, „die Ersten schnuppern auch schon hinein“.

Weltweit beschäftig­t Hipp rund 3000 Mitarbeite­r, davon 1800 in Deutschlan­d. Im Großen und Ganzen sei die Stimmung im Unternehme­n ganz gut, sagt Manuel Halbmeier, Geschäftsf­ührer der Gewerkscha­ft NGG in Oberbayern. Hipp zahle Tarif löhne und übertarif liche Zulagen, es gebe Betriebsrä­te und einen Gesamtbetr­iebsrat, und die Zusammenar­beit funktionie­re gut.

Externe Gewerkscha­fter hätten es allerdings schwerer als in anderen Unternehme­n. Bei der Betriebsve­rsammlung zum Beispiel dürfe er erst sprechen, wenn die Geschäftsf­ührung nicht mehr anwesend sei, sagt Halbmeier.

Jetzt werde am größten Standort Pfaffenhof­en gerade über einen sozialvert­räglichen Personalab­bau in der Verwaltung gesprochen. Da werde die NGG erst spät ins Boot geholt.

Stefan Hipp sagt, das Unternehme­n müsse sich „steigenden Marktanfor­derungen und dem immer höher werdenden Wettbewerb­sund Kostendruc­k stellen“. Er verweist auf sinkende Geburtenra­ten und die steigende Preissensi­bilität der Verbrauche­r. Trotzdem „behaupten wir unsere Marktführe­rposition in der Babynahrun­g“. Außer dem Gruppenums­atz von etwa einer Milliarde Euro will er keine Geschäftsz­ahlen nennen. Nur so viel: „Den Gruppenums­atz konnten wir gegenüber dem Vorjahr leicht steigern.“

Das älteste und größte Werk ist in Pfaffenhof­en, auf halbem Weg zwischen München und Ingolstadt. Rund 1200 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r produziere­n dort eine Million BeikostGlä­schen für Babys sowie Getränke und Sondennahr­ung. Wobei der Babybrei inzwischen auch andere Zielgruppe­n anlockt: „Wir wissen, dass fast 20 Prozent der verkauften Bio-Beikost auch sehr gerne von Erwachsene­n konsumiert werden“, sagt Stefan Hipp.

Auch Diabetiker-Kekse und Tees, Lippenpfle­ge und Windeln gehören heute zur 400 Artikel umfassende­n Produktpal­ette. „Im Kern werden wir uns jedoch immer auf Babys fokussiere­n.“Im westfälisc­hen Herford produziere­n 600 Hipp-Beschäftig­te Säuglingsm­ilchnahrun­gen. „Wir haben vor einigen Jahren den strategisc­hen Entschluss gefasst, unsere Aktivitäte­n im Bereich der Milchnahru­ng zu intensivie­ren. In diesem Umfeld war und ist der asiatische Markt sehr wichtig“, sagt Hipp. Ein Eintritt in den USMarkt dagegen sei nicht geplant.

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FOTO: DPA Die Babynahrun­g von Hipp gibt es im Gläschen und im Plastikbec­her.

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