Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bausparen ist wieder im Trend
Kreissparkasse und Volksbanken in der Region melden Anstieg neuer Abschlüsse
- Ein Klassiker ist wieder gefragt: der Bausparvertrag. Die Kreissparkasse Biberach, die Volksbank Raiffeisenbank Laupheim-Illertal und die Volksbank Ulm-Biberach melden einen deutlichen Anstieg neu abgeschlossener Verträge. Welche Gründe sie für die gesteigerte Nachfrage sehen, welche Altersgruppen bausparen und welche Ziele sie dabei im Visier haben, schildern Vertreter der Institute.
„In der Niedrigzinsphase geriet der Bausparvertrag ein wenig aufs Abstellgleis“, berichtet der Abteilungsdirektor Bauen und Wohnen der Kreissparkasse Biberach, Joachim König. Doch das änderte sich Mitte 2022. Mit der Zinswende stiegen die Bauzinsen rasch an. „Zeitweise lagen sie bei 4,25 Prozent“, sagt König. „In der zehnjährigen Zinsbindung liegen wir derzeit je nach Tilgung, Absicherung und Bonität bei circa 3,35 Prozent nominal.“Zum Vergleich: Auf dem Höhepunkt der Niedrigzinsphase waren auf dem Markt teilweise Baukredite mit
Zinssätzen von einem oder unter einem Prozent zu haben.
In Folge der Zinswende rückte der Bausparvertrag wieder in den Fokus der Kunden. Denn die Bausparkassen locken mit vergleichsweise niedrigen Darlehenszinsen. Nach Angaben von Stephanie Bernickel, Vorständin der VR-Bank Laupheim-Illertal, bewegen sich diese derzeit zwischen 0,95 und 2,35 Prozent. Dieses Zinsniveau wollen sich nun viele sichern. „Von 2021 auf 2022 hatten wir einen signifikanten Anstieg bei den neu abgeschlossenen Bausparverträgen von rund 60 Prozent“, berichtet Bernickel. 2023 hätten sich die Abschlüsse dann ungefähr auf dem Vorjahresniveau gehalten.
Ähnlich bewertet Martin Bücher, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Biberach, die Lage. Die Bereitschaft sei groß, sich mit dem Bausparvertrag als einer Möglichkeit zur Zinsabsicherung zu befassen, sagt er. Laut Joachim König stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Bausparverträge bei der Kreissparkasse in 2023 um 30 Prozent im Vergleich zu 2021.
Auch die Volksbank Ulm-Biberach verzeichnet eine gestiegene Nachfrage: „Die Zahl der neu abgeschlossenen Bausparverträge stieg im Jahresvergleich 2021 und 2022 um circa 13 Prozent. Auch das Bausparvolumen folgte diesem Trend und nahm im gleichen Zeitraum um rund 32 Prozent zu. Im Jahr 2023 war ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr zu verzeichnen“, sagt Josef Schneiderhan, Direktor Bereichsleiter Vertrieb Firmen- und Privatkunden bei der Volksbank Ulm-Biberach.
„Der Bausparvertrag erlebt eine Renaissance“, fasst es Christoph Pickny, Leiter Vertriebssteuerung bei der Volksbank Ulm-Biberach, zusammen. „Angetrieben wird dieser Anstieg nicht primär vom Neubau oder Immobilienkauf“, sagt Pickny. Das Thema Anschlussfinanzierung spiele eine zentrale Rolle. Die Kunden aus der Altersgruppe der 30- bis 55-Jährigen wollten sich einen günstigen Zins sichern für die Zeit, wenn die Zinsbindung ihres Hypothekendarlehens ausläuft.
Immobilieneigentümer mit einer bestehenden Finanzierung auf Niedrigzinsniveau seien die „aktivste Gruppe“, berichtet auch der Martin Bücher von der KSK. „Bei ihnen erleben wir eine extrem gestiegene Nachfrage nach Bausparverträgen.“Sie seien froh, wenn das Damoklesschwert steigender Zinsen nicht mehr über ihnen schwebe. „Bei einem 500.000-Euro-Darlehen bedeutet eine Zinserhöhung um zwei Prozentpunkte eine monatliche Mehrbelastung von 800 bis 900 Euro“, erklärt Joachim König am Zahlenbeispiel, welche Folgen die gestiegenen Kreditzinsen für Häuslebauer haben, die eine Anschlussfinanzierung brauchen.
Modernisierung spiele bei den Neuabschlüssen ebenfalls eine große Rolle, berichtet Christoph Pickny von der Volksbank Ulm-Biberach weiter. „Ich vermute, die Menschen sind gerade unsicher, was sie machen sollen, um den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes gerecht zu werden“, sagt er. „Der Bausparvertrag gibt ihnen die Möglichkeit, anzusparen und sich noch ein niedriges Zinsniveau zu sichern.“Auch diese Kunden stammten vor allem aus der Altersgruppe der 30- bis 55-Jährigen. Bei den ganz Jungen stünden hingegen die staatlichen Zulagen im Vordergrund, so Schneiderhan. Durch Sparen später einmal zu Wohneigentum zu kommen, laute ihr Ziel.
Bei der VR-Bank Laupheim-Illertal verteilt sich die Nachfrage gleichmäßig über die Altersgruppen: „Unsere Bestandskunden bei den Bausparverträgen sind zwischen 20 und 60 Jahre alt“, sagt Stephanie Bernickel. Eine Altersgruppe steche dabei nicht heraus. Allerdings unterscheiden sich laut der Vorständin die Gründe für den Abschluss eines Bausparvertrags. Während es jüngeren Immobilienbesitzern vor allem um die Anschlussfinanzierung für bestehende Kredite, Sondertilgungen oder anstehende Sanierungen gehe, hätte die ältere Generation beim Bausparen häufig Kinder und Enkelkinder im Blick. Die ganz Jungen würden weiterhin ganz klassisch für den Immobilienerwerb sparen. Nach Beobachtungen der VR-Bank würden sogar Azubis verstärkt über Bausparverträge nachdenken, so Bernickel. „Die lassen da dann ihre vermögenswirksamen Leistungen einf ließen.“
„Der Wunsch nach Wohneigentum ist im Schwabenland ungebrochen“, sagt auch Martin Bücher und meint damit nicht nur die ganz junge Generation. Er beobachte aber, dass die Wünsche angepasst würden, etwa beim Thema Wohnf läche oder Grundstücksgröße, so König. „Und die Muskelhypothek wird wieder einbezogen. Die Kunden wollen beim Hausbau wieder etwas selbst machen.“
Alle drei Geldinstitute erwarten, dass der Trend zum Bausparvertrag 2024 anhalten wird – zumindest bis die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die Landesbausparkasse (LBS) und ihre Mitbewerber die Darlehenszinsen nach oben schrauben. Dafür benötigen die Institute allerdings grünes Licht von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). „Wir schätzen, dass das noch in diesem Jahr passiert“, sagt Stephanie Bernickel von der VR-Bank Laupheim-Illertal. Diese Aussicht wird nach Einschätzung von Josef Schneiderhan von der Volksbank Ulm-Biberach zunächst aber nochmal zu einer verstärkten Nachfrage nach Bausparverträgen führen.