Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Clubvertre­ter kritisiere­n Fanprotest­e

Fußball: Wie hiesige Funktionär­e die Aktionen gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL bewerten

- Von Felix Gaber

- Seit Wochen sorgen Fanprotest­e gegen den geplanten Investoren-Einstieg in die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für Gesprächss­toff. Tennisbäll­e, Schokotale­r oder andere Gegenständ­e f liegen auf den Rasen und führen zu Spielunter­brechungen, zuletzt fuhren auch ferngesteu­erte Autos über den Rasen. Nach Informatio­nen der Deutschen-Presse-Agentur (dpa), will sich das DFL-Präsidium in dieser Woche nun noch einmal eingehend mit dem laufenden Investoren­prozess beschäftig­en. Wie beurteilen Vereinsver­treter aus dem Bezirk Riß die Proteste und sind die Aktionen noch angemessen? Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat sich umgehört.

„Ich finde die Aktionen der Fans mittlerwei­le etwas übertriebe­n. Die Art und Weise der Proteste sollte überdacht werden, um den Spielbetri­eb nicht weiter zu stören“, sagt Daniel Biechele (Foto: SGM), Spielertra­iner der SGM Tannheim/Aitrach (8. der Kreisliga A I Riß), und Fan von Hertha BSC. „Die Idee, die dahinterst­eckt ist grundsätzl­ich nicht falsch, aber man muss schon realistisc­h bleiben. Man kommt mittlerwei­le nicht mehr um Investoren herum, um den Fußball konkurrenz­fähig gegenüber den anderen großen Ligen wie in England oder Spanien zu halten.“Der 34-Jährige findet, dass man eine Fußballkul­tur hinbekomme­n sollte, die die Investitio­nen unterstütz­t, ohne dass dabei die Traditione­n verloren gehen.

„Am Anfang fand ich es noch gut, dass es Proteste der Fans gegen einen Investoren-Einstieg gibt“, sagt Jan Fischbach (Foto: FCM), der seit Januar das Abteilungs­leiterduo beim FC Mittelbibe­rach (7. der Kreisliga A II Riß) mit Patrick Weiß bildet, und auch für den FCM II spielt. „Seitdem aber regelmäßig Gegenständ­e wie Tennisbäll­e auf den Rasen geworfen werden und das Spiel teilweise mehrfach unterbroch­en werden muss, sind die Proteste nicht mehr verhältnis­mäßig. Es verkommt immer mehr zu einem Selbstzwec­k, es mutiert immer mehr zu einer Selbstdars­tellung derer, die die Gegenständ­e werfen.“Der 30Jährige ist grundsätzl­ich auch gegen den Einstieg eines Investors und eine weitere Kommerzial­isierung des Fußballs. „Aber der Weg ist wohl nicht aufzuhalte­n, damit die Bundesliga-Clubs wettbewerb­sfähig bleiben im Vergleich zu anderen Vereinen wie aus Spanien oder England“, so der Fan des VfB Stuttgart. „Es sollten sich jetzt schleunigs­t alle Parteien an einen Tisch setzen und zu einem Kompromiss kommen, wie auch immer der aussehen wird. Wichtig ist nur, dass der Fußball auch in den Bundeslige­n wieder in den Vordergrun­d rückt und nicht die Proteste.“Daher sei es gut, dass sich die DFL jetzt wohl noch einmal mit dem laufenden Investoren­prozess beschäftig­en will.

Protestier­en sei absolut in Ordnung, findet Tobias Köhler (Foto: SGM), der gemeinsam mit Achim Bürk die Sportliche Leitung bei der SGM Muttenswei­ler/ Hochdorf (13. der Bezirkslig­a Riß) bildet. „Es geht aber nicht, dass die Aktionen zu Spielunter­brechungen wie derzeit führen. Gefühlt können diese sogenannte­n Fans aktuell tun und lassen was sie wollen, was nicht geht“, sagt der 46-Jährige. „Das geht auch zu Lasten der Fans, die im Stadion oder zu Hause sitzen und einfach nur ein Fußballspi­el sehen wollen.“Ob ein Investoren­Einstieg gut oder schlecht für den deutschen Fußball im Allgemeine­n sei, könne er nicht abschließe­nd beurteilen. „Dafür fehlt mir der nötige Hintergrun­d“, so der Fan des FC Bayern München, der auch eine Dauerkarte hat. „Jetzt sollte die Kommunikat­ion zwischen DFL, Clubs und Fans gesucht werden, um eine Lösung zu finden und auch, um für mehr Transparen­z zu sorgen. Es ist gut, dass sich die DFL nun wohl dazu durchgerun­gen hat, sich nochmals mit dem Thema Investoren­Einstieg zu beschäftig­en.“

„Die Proteste sind mittlerwei­le nicht mehr angemessen, auch wenn sie anfangs noch okay waren, um ein Zeichen zu setzen. Die Aktionen müssen aufhören, darunter leiden die übrigen Fans, die einfach ein Fußballspi­el sehen wollen“, sagt Hans Dürr (Foto: Privat), Pressewart der TSG Achstetten (12. der Bezirkslig­a Riß). „Durch die Unterbrech­ungen ist es für die Spieler schwierig, den Fokus zu behalten und dadurch leidet der Spielfluss. Es herrschen dadurch teilweise irreguläre Bedingunge­n.“Wenn die Fans, die bislang Gegenständ­e auf den Rasen werfen, weiter protestier­en wollen, dann sollen sie seiner Ansicht nach bitte nach Frankfurt fahren und dies vor der DFL-Zentrale tun. „Ich selbst bin auch nicht für einen Investoren­Einstieg, da es dann für deutsche Talente noch schwierige­r werden könnte, Spielpraxi­s zu bekommen, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen“, so der 76-Jährige, der Fan des VfB Stuttgart ist und seit 1978 eine Dauerkarte beim Club aus der Landeshaup­tstadt hat. „Es muss jetzt einfach eine Lösung her, Kommunikat­ion ist gefordert. Dass sich die DFL jetzt wohl nochmals dem Thema Investoren-Einstieg widmen will, könnte zu einer Lösung führen. Mal abwarten was passiert.“

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Unter anderem mit dem Werfen von Tennisbäll­en auf den Rasen protestier­en Fußballfan­s in den Bundesliga-Stadien gegen den geplanten Einstieg eines Investors bei der DFL. Vereinsver­treter aus dem Bezirk Riß sehen diese Aktionen mittlerwei­le kritisch.
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